Kuesse sich, wer kann
kannte.
Ranger schloss die Datei. »Wie sehen deine Pläne für heute aus?«
»Meine Kopfgeldjägernummer durchziehen.«
»Wenn du deine Vordonummer durchziehen willst, weißt du ja, wo du mich findest.«
Am liebsten hätte ich die Vordonummer gleich hier und jetzt durchgezogen. Ich brauchte es sofort. Dringend. Das war die grässliche Wahrheit. Ich erinnerte mich an Ranger im Bett, an seine Stimme, sein Flüstern an meinem Ohr, sein Kreuz, feucht und glatt vom Schweiß, sein seidenbraunes Haar, das ihm in die Stirn fiel, als er die Führung übernahm und sich auf mich legte. Das Einzige, was mich davon abhielt, die Bürotür abzuschließen und mich rittlings auf ihn zu setzen, war die Tatsache, dass uns die Lümmeltüten ausgegangen waren.
Er las meine Gedanken, was ihm ein erneutes Lächeln abrang. »Babe.«
»Ich sage dir, Vordo ist die Härte.«
Auf dem Weg nach Hause kam ich an unserem mobilen Büro vorbei. Außer Mooners Bus standen da noch zwei Polizeiautos, der Wagen des Gerichtsmediziners, die Spurensicherung, ein Übertragungswagen der Fox News, Morellis SUV und Vinnies Caddie. Ich hielt es für ratsamer, nicht anzuhalten, weil ich noch die Kleider von gestern trug, weil ich aus der falschen Richtung kam und weil ich die Befürchtung hatte, dass ich nach Sex roch oder zumindest nach Ranger. Ich hatte zwar geduscht, aber Rangers Duschgel benutzt. Gut, Morelli und ich hatten eine Übereinkunft, eigentlich hatte ich nichts falsch gemacht, und gestern Abend, daran war einzig und allein seine durchgeknallte Oma schuld. Trotzdem wäre es nicht gut, sich jetzt neben ihn zu stellen und ihm gleich als Erstes Rangers Geruch in die Nase zu treiben. Wäre der Fall umgekehrt – und ich wusste genau, dass Morelli meine Erzfeindin Terry Gilman flachlegte –, wäre ich geneigt, ihr mit einem Buttermesser das Herz aus der Brust zu schneiden. Morelli hatte in Bezug auf Ranger sicher ähnliche Fantasien.
Ich rauschte auf den Mieterparkplatz hinter meinem Haus und stellte das Auto ab. Ich wollte nur einen Boxenstopp einlegen, mich in eine ganz neue Stephanie verwandeln und gleich wieder an den Tatort zurückeilen. Aufgeregt hetzte ich zum Eingangsfoyer und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch, in den ersten Stock, platzte in den Flur und sah – eine Geschenktüte aus Goldfolie, die jemand vor meiner Tür abgestellt hatte. In der Tüte lagen eine rote Schürze und eine Karte.
ICH FREUE MICH SCHON DARAUF, DICH IN DER SCHÜRZE ZU SEHEN – OB BEKLEIDET ODER UNBEKLEIDET BLEIBT DIR ÜBERLASSEN. DAVE.
Ach, du lieber Himmel! Ich zerknüllte die Tüte und entsorgte sie im Müllschlucker.
Vierzig Minuten später stand ich wieder auf der Straße. Rex war versorgt, ich hatte noch mal geduscht, mir frische Kleider angezogen, meinen AB abgehört und meine E-Mails gecheckt: sechzehn Junkmails mit Werbung für potenzsteigernde Mittel für Männer. Das wäre wie Eulen nach Athen tragen, meine Männer brauchten nicht noch mehr Potenz.
Die drei Anrufe waren von meiner Mutter: ob ich von Dave Brewer gehört hätte, er sei ein netter junger Mann und käme aus einer wunderbaren Familie. Morelli als potenziellen Erzeuger für Enkelkinder hatte sie offenbar abgeschrieben, Ranger war sowieso nie im Rennen gewesen, ihr augenblicklicher Favorit war Dave.
Ich fuhr zum Kautionsbüro. Alle Autos standen noch da plus Connies Kiste, die inzwischen dazugekommen war. Ich überquerte die Straße und ging auf Connie und Vinnie zu, die etwas betreten wirkten.
»Hat schon wieder jemand ’ne Leiche abgeladen«, sagte Connie. »Eine junge Frau diesmal.«
»Weiß man schon, wer sie ist?«
»Juki Beck«, sagte Vinnie. »Vor ein paar Jahren habe ich mal eine Kaution für sie gestellt. Ladendiebstahl. Wenn das so weitergeht, muss ich noch einen Exorzisten bestellen, bevor mir die Gewerkschaft erlaubt, hier zu bauen.«
»Ich muss meine Mails abrufen«, sagte Connie. »Riecht es in dem Bus immer noch nach Bär?«
»Nein«, sagte Vinnie. »Nach Mooner.«
Ich gab Connie meinen Schlüssel. »Du kannst wieder meine Wohnung haben. Lass bloß Vinnie nicht rein.«
»Wie sprichst du über deine Verwandten?«, sagte Vinnie. »Vergiss nicht, ich habe dir diesen Job verschafft, und ich kann dir auch wieder kündigen.«
»Du hast mir den Job nicht verschafft«, sagte ich. »Ich habe dich damals erpresst, mich einzustellen. Und kündigen wirst du mir schon gar nicht, weil du nämlich keinen findest, der so blöd ist, für dich zu
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