Kuesse sich, wer kann
vielleicht aber waren es in Wahrheit Ronalds Fettpolster. Stark genug, einem anderen Menschen das Genick zu brechen, war er, zudem ein bisschen seltsam, äußerlich immer gut gelaunt, doch innerlich die geballte Wut. Kein Wunder, der Mann steckte jeden Tag seine Pfoten in Hühnerärsche.
»Glaubst du, dass Ronald Buzick einen Menschen töten könnte?«
»Ich glaube, dazu ist jeder fähig. Einer rastet aus, und schwupps, ein anderer ist tot. So geht das jedenfalls in meinem Viertel. Was machen wir jetzt? Mittag essen?«
»Wir haben gerade in der Mall zu Mittag gegessen.«
»Ach ja, hatte ich schon vergessen.«
Ich startete den Wagen und fuhr vom Parkplatz. »Wird Zeit, dass wir Merlin Brown mal wieder besuchen.«
»Gute Idee. Ich bin ja auch heute noch nicht auf dem Hintern gelandet. Ein Tag, ohne von Merlin niedergestoßen zu werden, wäre kein gelungener Tag.« Lula sah mich an. »Hast du einen Plan?«
»Nein.«
»Aber auf ihn schießen oder ihn mit deinem Wagen überfahren darf ich immer noch nicht, wie ich dich kenne.«
»Genau.«
»Ich habe eine andere Idee. Wir bringen ihm eine vergiftete Pizza. Nicht dass wir ihn gleich umbringen wollen oder so, aber ihm eine kleine mit Roofies präparierte Salamipizza unterschieben, das wäre doch was.«
»Roofies sind eine illegale Droge.«
»Nur ein bisschen. Roofies nimmt doch jeder. Jedenfalls in meinem Viertel.«
»Schon mal daran gedacht, woandershin zu ziehen?«
»Ja, aber meine Miete ist echt günstig.«
»Kann ich mir denken.«
»Und in der Wohnung gibt es einen riesigen Wandschrank.«
»Dafür keine Küche.«
»Als Frau muss man Prioritäten setzen«, sagte Lula. »Du musst wissen, ich habe meinen eigenen Style. Und ich habe noch meine gesamte Garderobe von früher, als ich noch meine erste Berufung lebte.«
»Früher hatte ich auch Style. Heute trage ich Omaschlüpfer.«
»Mal ehrlich: Du hattest noch nie Style. Kein Bustier, keine Tigerfellklamotten. Und die Schlüpfer bist du schneller wieder los, als du denkst. Du musst nur deinen Schambereich ein bisschen schonen.«
22
Merlins Auto stand auf dem Parkplatz vor seinem Haus.
»Ein gutes und ein schlechtes Zeichen, alles wie gehabt«, sagte Lula. »Merlin ist zu Hause. Was jetzt?«
»Wir gehen rauf und reden mit ihm.«
»Sag bloß?«
Ich schaltete den Motor aus und nahm meine Umhängetasche. »Mit unserer bisherigen Taktik hatten wir bei ihm kein Glück, vielleicht kommen wir mit Reden weiter.«
Ich überquerte den Platz, Lula taperte hinter mir her. Wir stiegen die Treppe zu Merlins Wohnung hinauf, ich klopfte an die Tür.
Merlin öffnete beim zweiten Mal, er war wieder nackt, und wieder hatte er einen Ständer.
Lula musterte ihn eindringlich. »Wohl die gewisse Stunde, was?«
»Ich hatte gehofft, wir könnten mal miteinander reden«, sagte ich zu Merlin.
»Jetzt?«
»Ja.«
Merlin zeigte auf seinen Schwanz. »Wenn Sie mir hierbei ein bisschen behilflich sein könnten.«
»Nein«, sagte ich.
Er wandte sich an Lula. »Und Sie?«
»Ich mache so was nicht mehr«, sagte Lula. »Heute muss ich dazu verliebt sein. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihr Ding wegpacken würden, das Baumeln lenkt irgendwie ab.«
Merlin sah an sich herab. »Es führt ein Eigenleben.«
»Dann gehen Sie auf die Toilette und bringen Sie ihn zur Vernunft«, sagte Lula. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Merlin seufzte und schlurfte ins Badezimmer.
»Manchmal ist eine Exnutte als Partnerin ganz praktisch«, sagte ich.
»Geschenkt. Wie klappt es mit deinen Omaschlüpfern? Ich meine, hat es dich beim Anblick von Merlins Rohr im Schritt gejuckt?«
»Nein. Dich?«
»Ich habe was gespürt, ja, aber ich weiß nicht, was. Als würde man sich eine Massenkarambolage angucken. Faszinierend und abstoßend zugleich.«
Aus dem Badezimmer hörten wir lautes Stöhnen. »Oh yeah!«, ächzte Merlin hinter verschlossener Tür. »Gib’s mir. Ja, los, mach.« Klatsch! »Noch mal, du Schlampe!« Klatsch! Wieder lautes Stöhnen. »Unh, unh, unh.«
Ich wurde ungeduldig und griff mir den Riemen meiner Umhängetasche. »Mir ist irgendwie nicht wohl bei der Sache.«
»Verstehe ich«, sagte Lula. »Ich weiß auch nicht, ob er sich nur einen runterholt oder ob er mehr Ballaststoffe in seinem Speiseplan braucht.«
»Ich habe genug. Ich verziehe mich.« Wütend machte ich auf dem Absatz kehrt. »Ich rufe ihn lieber an. Oder ich schicke ihm eine Mail.«
Wir stürmten die Treppe hinunter, aus dem Gebäude, quetschten uns
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