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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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er es in die Garage gestellt.«
    »Ziggy hat keine Garage.«
    Lula arbeitete zielstrebig ihre Eiswaffel ab. Sie hatte Größe XXL gewählt und sich zu XL heruntergelutscht. »Vielleicht hat er sein Auto verkauft.«
    Ich parkte unmittelbar gegenüber von Ziggys Haus, und mein Bauch sagte mir, dass er nicht da war. Abends verließ Ziggy gerne sein Nest. Wenn die Sonne sich vom Acker machte, ging er zum Bowling, spielte Bingo oder erledigte seine Einkäufe.
    Lula beugte sich vor. »Siehst du das auch? Da bewegt sich doch was. Jemand schleicht um Ziggys Haus herum.«
    Ich blinzelte in die Dunkelheit. »Ich kann nichts erkennen.«
    »Jetzt kommt er von der rechten Seite nach vorn. Das ist Ziggy!«
    Lula stieß die Tür auf, stürzte aus dem Auto und rannte wie eine Rakete los, in Fünfzehn-Zentimeter-Heels und mit der Eiswaffel in der Hand.
    In der Sekunde davor sah ich den Mann in aufrechter Haltung stehen. Er hatte Ziggys Statur, und auch die Körpergröße kam hin, doch sein Gesicht verlor sich im Schatten. Er drehte sich um und lief davon, Lula hinterher. Ich riss die Zündschlüssel aus dem Anlasser und rannte ebenfalls los.
    Schwer zu glauben, dass das Ziggy sein sollte. Ziggy war zweiundsiebzig, rüstig für sein Alter, doch dieser Mann aus der Finsternis war unvergleichlich beweglicher. Er und Lula verschwanden hinter einem Haus, ich folgte dem Geräusch der panischen Schritte, dann ein Ächzen, ein Schrei, ein dumpfer Aufprall. Ich lief um die Ecke und wäre beinahe über Lula gestolpert, die seelenruhig eiswaffellutschend rittlings auf dem armen Kerl saß, der bäuchlings in einem Blumenbeet gelandet war.
    Der Mann sah schräg zu mir herauf und flehte ein stummes Hilfe !
    »Mensch, Lula!«, sagte ich. »Das ist nicht Ziggy. Steig sofort runter von dem armen Kerl.«
    »Das war mal Ziggy«, sagte Lula. »Ich habe im Mondlicht seine Eckzähne aufblitzen sehen.«
    »Heute Abend scheint überhaupt kein Mond.«
    »Irgendein Licht wird es wohl gewesen sein, es spiegelte sich in den Eckzähnen.«
    »Ist das ein Überfall?«, fragte der Mann. »Wollen Sie mich ausrauben? Ich habe kein Geld dabei.«
    Lula bequemte sich von ihm herunter, und ich half ihm auf die Beine. »Wir haben Sie irrtümlich für jemand anders gehalten«, sagte ich. »Entschuldigen Sie den Übergriff.«
    Er wischte sich den Dreck vom Hemd. »Ich kann kaum fassen, dass sie mich in diesen High Heels eingeholt hat.«
    »Warum sind Sie weggelaufen?«
    »Ich habe meine Katze gesucht, und dann rollt da diese Dampfwalze über die Straße auf mich zu. Da wäre jeder weggerannt.«
    Lula funkelte ihn an. »Dampfwalze? Was meinen Sie damit? Wollen Sie damit sagen, dass ich fett bin?«
    Trotz allgemeiner Finsternis konnte man sehen, dass der Mann blass wurde.
    »Nein, nein«, wehrte er ab.
    Ich scheuchte Lula zurück, und wir strichen noch mal um Ziggys Haus, klopften an Fenster und Türen. Keine Anzeichen, dass jemand da war, und der Hausschlüssel lag auch nicht in seinem Versteck. Wir setzten uns wieder ins Auto und richteten uns auf eine längere Überwachung ein.
    Lula aß ihr Eis auf, verschickte SMS an alle ihre Bekannten und ordnete ihre Handtasche. Danach steckte sie sich Stöpsel ins Ohr und wählte auf ihrem Smartphone einen Song aus.
    Mit den Fingernägeln trommelte sie auf das Armaturenbrett und sang laut mit. »Roxääään!«
    »He.«
    Sie sang noch lauter. »You don’t have to put on the red light.«
    »He!«
    Sie zog den Stöpsel aus einem Ohr. »Was ist?«
    »Du machst mich wahnsinnig mit deinem Getrommel und Mitsingen. Kannst du nicht einfach nur zuhören?«
    »Ich versuche mich zu beschäftigen. Ich halte es hier nicht mehr aus. Mein Hintern ist eingeschlafen, und ich muss pinkeln.«
    Ich wendete und brachte Lula zu ihrem Auto.
    »Bis morgen«, sagte sie. »Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es Ziggy war. Vampire sind bekanntlich gewieft.«
    Sie hatte ihr Auto in der Hamilton geparkt, hinter Mooners Bus. Der Bauwagen stand nicht mehr da, wahrscheinlich abgezogen, um die Sicht auf das Grundstück nicht zu versperren oder um ihm etwas von seiner Attraktivität als Friedhof zu nehmen. Ich blieb kurz mit laufendem Motor am Straßenrand stehen und sah über den vernarbten Boden. Das Absperrband war entfernt worden, doch die Erinnerung an die schaurigen Bilder aus dem Video war geblieben. Im Geist sah ich das Auto auf das Grundstück fahren, und ich sah den Killer die Leiche abladen. Es war kein Bild, das ich gerne aufrief, denn jedes Mal

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