Kuesse sich, wer kann
austauschen, bei dem man nicht gleich Selbstmordgedanken kriegt.«
Mooner schrieb gerade eine SMS .
»Hey«, begrüßte ich ihn.
»Peace«, sagte er.
Vinnie beugte sich über einen Computer. »Die Geschäfte laufen scheiße. Kein Mensch ruft an. Wir stellen keine Kautionen mehr. Es ist, als existierten wir gar nicht.«
»Vielleicht solltest du umziehen, weg von diesem öden Grundstück«, sagte Lula. »Hier kriechen die Todesläuse aus dem Boden und machen unser Glück kaputt.«
»Harry möchte, dass wir bleiben. Er will die Adresse in seinem iPhone nicht ändern. Aber ich habe eine Idee. Wir machen Werbung für uns. Wenn man hier an dem leeren Grundstück vorbeikommt, muss man ja denken, wir hätten den Laden dichtgemacht.«
»An was für Werbung hast du gedacht?«, fragte Lula.
»Schilder und so. Letzte Woche habe ich mich mit einer Firma in Verbindung gesetzt, die sich auf Markenpromotion spezialisiert hat. Sie wollen mir einen Jingle fürs Radio entwerfen. Heute kommen sie vorbei und bringen ein Schild am Bus an.«
»Ein Schild am Bus, das gefällt mir«, sagte Lula. »Ein Schritt in die richtige Richtung.«
»Außerdem habe ich Flyer drucken lassen. Die könnt ihr in der ganzen Stadt verteilen, Mädels. Vor allem an den Brennpunkten der Kriminalität, Stark Street und so.«
»Wer ist denn mit Mädels gemeint?«, fragte Lula misstrauisch. »Ich werde nicht dafür bezahlt, öffentliche Plätze mit Papier zu vermüllen.« Sie nahm ihm einen der Flyer ab und sah ihn sich an. »Moment mal, das ist ja ein Bild von mir.«
»Ja, die Firma für Markenpromotion hat auch die Flyer gemacht. Sie meinten, wir bräuchten eine persönliche Note, deswegen haben sie Bilder von dir und Stephanie als Vorlage verwendet.«
»Das ist natürlich etwas völlig anderes«, sagte Lula. »Das ist ein echt vorteilhaftes Bild von mir. Da trage ich eins meiner Lieblingsoutfits. Dafür gehe ich gern eine Runde Tackern durch die Stadt. Vielleicht kriege ich unterwegs ja noch einen Job als Model angeboten. Das ist eine gute Gelegenheit, seine Talente zu präsentieren.«
Ich riss Lula den Flyer aus der Hand. Die beiden auf dem Bild stellten eindeutig Lula und mich dar. Lula trug ein supertief ausgeschnittenes goldenes Pailletten-Tanktop, das viel gequetschtes Brustfleisch offenbarte, einen knappen giftgrünen Rock und fünfzehn Zentimeter hohe Plateaupumps. Ich trug genau das Gleiche. Und die Kopfzeile lautete: Achtung, schwere Jungs! Unsere Girls kriegen euch!
Ich war sprachlos. Ich machte den Mund auf, doch heraus kamen nur Pieptöne.
»Von dir gab es kein Foto, auf dem du so gut aussiehst wie Lula«, erklärte Vinnie. »Deswegen haben sie ein anderes digital ein bisschen aufgemotzt und dich mit neuen Kleidern und größeren Titten versehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein, nein.«
»Friss oder stirb«, sagte Vinnie. »Wenn wir nicht sehr bald mit Kautionsanfragen von Knastis überhäuft werden, kannst du dir dein Benzingeld zusammenbetteln.«
Er hatte recht. Das war eins der vielen Probleme bei meinem Job. Ich bekomme kein Gehalt. Ich verdiene mein Geld mit dem Aufspüren von Kautionsflüchtlingen. Wenn es keine Kautionsflüchtlinge aufzuspüren gibt, verdiene ich auch nichts. Im Moment war Ziggy mein einziger NVG ler, und auch er würde mir nicht gerade fette Kohle einbringen.
Ich schnappte mir einen Tacker vom Tisch und stieß ihn in meine Tasche. »Na super. Dann gib mir mal einen Packen von diesen blöden Flyern.«
27
Tack! Tack! Lula tackerte einen Flyer an einen Telefonmast in der Stark Street, und ich übermalte mein Gesicht auf dem Bild mit schwarzem Magic Marker.
»Vinnie hätte bestimmt was dagegen«, sage Lula. »Mach doch wenigstens ein Smiley daraus.«
»Nie und nimmer.«
»Warum bist du heute so stinkig? Das liegt bestimmt an dem Omaschlüpfer. Er hat gewirkt, stimmt’s?«
»Der Schlüpfer hat überhaupt nicht funktioniert. Morelli hat ihn mir vom Leib gerissen, und der Hund hat ihn gefressen.«
Tack! Tack! »Gegen den Vordo kommen Omaschlüpfer eben nicht an. Du hast dir einen echten Powerfluch eingehandelt, meine Liebe.«
Wieder übermalte ich mein Gesicht auf dem Flyer schwarz. »Eigentlich glaube ich gar nicht an diese blöden Bannflüche, aber die von Grandma Bella scheinen zu wirken.«
»Vielleicht ist die Zufallsrate bei dir besonders hoch. So wie dein Glück ja auch eher Zufall ist.«
Wir standen vor einem kleinen Lebensmittelgeschäft. Die Tür sprang auf, und ein Hänfling in
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