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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Sirenen. Wahrscheinlich unterwegs zum Hahnenkampf.
    »Was war los in der Lagerhalle?«, fragte ich Lula.
    »In dem hinteren Raum war kein Mensch, ich bin reingegangen und habe mir die Hühner angesehen. Süße Tierchen. Eins hatte den Kopf schief gelegt und guckte mich ganz lieb an. Es gackerte wie die kleine rote Henne. Ich dachte, es will gestreichelt werden oder so. Ich mache das Käfigtürchen nur ein ganz klein bisschen auf, damit ich meine Hand reinkriege, und auf einmal schießt das Vieh raus und greift mich an. Wie Ziggy, nur mit Flügeln. Ich will es verscheuchen, und dabei stoße ich einen ganzen Stapel Käfige um, sie fallen zu Boden, und alle Hühner stürmen raus. Teufelshühner, in der ganzen Halle, gackern und krächzen sich an. Der reinste Hühneralbtraum. Raubt mir noch den Schlaf heute Nacht. Jetzt laufen sie frei herum und hacken den Leuten die Augen aus. Hier ist Stark Street, das heißt, die armen Hühner müssen es mit den ganzen vollgedröhnten Spinnern und Ausgehungerten aufnehmen, die eher auf Brathühnchen stehen.«
    Schweigend gedachten wir des armen Federviehs. Lula fuhr durch die Innenstadt, bog in die Hamilton und parkte hinter meinem Shelby.
    »Was wollen wir mit dem SUV machen?«, fragte ich sie.
    »Den überlasse ich Ernie. Seiner wurde geklaut. Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit.«
    »Aber der hier ist doch auch geklaut.«
    »Na und?«
    Im Gespräch mit Lula kommt man irgendwann immer unweigerlich an einen Punkt, wo es ratsam erscheint nachzugeben.
    »Wenn du meinst«, sagte ich. »Dann bis morgen. Gute Besserung für deinen Zahn.«
    »Ja. Alles Gute«, sagte Lula.
    Ich stieg ein, schaltete auf Autopilot und redete mit mir selbst, mein Kopf mal Matschbirne, mal Flipperautomat.
    »Ich hasse diese Arschlöcher, die mich töten wollen«, sagte ich mir laut vor. »Mir wird ganz flau im Magen, wenn ich an sie denke. Und ich habe Angst um Rex. Wer kümmert sich um ihn, wenn ich tot bin? Ich habe nicht mal ein Testament gemacht. Und warum nicht? Weil ich sowieso nichts zu vererben habe. Erbärmlich.«
    Ich stellte mich auf unseren Mieterparkplatz neben Mr Molnars blauen Accord. Auf halbem Weg zum Hintereingang, verfolgt von dem quälenden Gedanken an ein neuerliches Auftauchen von Dave Brewer, hörte ich hinter mir jemanden Gas geben. Regina! Mit einem Sprung brachte ich mich in Sicherheit. Haarscharf raste sie an mir vorbei, streifte aber den klapprigen Dodge von Mrs Gonzoles’ Versagersohn. Eine Beule mehr oder weniger würde nicht weiter auffallen. Ich sprintete los, während Regina noch eine Runde drehte, und bevor sie mich beim zweiten Mal erwischte, war ich im Haus.
    Ich holte tief Luft und sagte mir, dass alles nicht so schlimm war. Regina wäre ihre Versuche, mich zu überfahren, irgendwann leid, Nick Alpha würde eines Tages verhaftet, Dave würde schließlich aufgeben und sich nach jemand anders umsehen, und irgendwann würde sich auch mein Reproduktionssystem wieder einpendeln. Ich stieg die Treppe hoch und dachte an Rangers nackten Körper, doch im ersten Stock angekommen hatte mich keineswegs Verzückung gepackt. Es war also noch ein weiter Weg bis zur vollkommenen sexuellen Genesung. Ich spähte vom Treppenhaus in den Flur, wenigstens lauerte Dave nicht vor meiner Tür.

37
    Das Handy weckte mich aus einem unruhigen Schlaf.
    »Ich stehe vor deiner Tür. Ich habe den Schlüssel vergessen«, sagte Morelli. »Ich habe schon ein paarmal geklopft und geklingelt. Wo steckst du?«
    »Ich bin zu Hause. Einen Moment.« Ich quälte mich aus dem Bett und machte Morelli die Tür auf. »Wie spät ist es?«, fragte ich ihn.
    »Acht Uhr.« Er stellte eine Tüte und einen Kaffeepappbecher auf den Küchentresen. »Ich habe dir Frühstück mitgebracht. Ich muss heute nach Süd-Jersey, den Tatort inspizieren, solange er noch abgesperrt ist. Dauert wahrscheinlich den ganzen Tag. Könntest du heute mit Bob rausgehen?«
    »Klar, mache ich.«
    Er sah mich halb besorgt, halb belustigt an. »Hast du eine anstrengende Nacht hinter dir?«
    »Anstrengend? Eine Horrornacht! Erst konnte ich nicht einschlafen. Und später hatte ich schreckliche Träume.«
    »Soll ich raten? Du hast von Hühnern geträumt.«
    »Ich will das nicht vertiefen. Habt ihr Alpha verhaftet?«
    Morelli reichte mir den Kaffee. »Nein. Als die Polizei in der Lagerhalle eintraf, waren die Beweisstücke in einem Umkreis von zehn Kilometern verstreut.«
    Aus der Tüte holte ich ein Päckchen Orangensaft und einen Bagel mit

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