Küsse und andere Katastrophen
jeder Haushaltsauflösung im Umkreis von dreißig Meilen gefahren, und jetzt war sie todmüde.
“Brauchst du Eiscreme?”, erkundigte Suzanne sich, als Taylor den Hörer abnahm.
Sie streifte sich die Schuhe ab und sank seufzend auf ihr Bett. “Woher weißt du das?”
“Wenn man sich verliebt, dann nimmt man zu, so ist das eben, Liebes. Ich weiß, wovon ich rede. Seit ich Ryan kenne, habe ich fünf Pfund zugenommen. Ich könnte in einer Viertelstunde mit einer Packung Sahneeis bei dir sein.”
“Ich verliebe mich nicht, und ich werde wegen eines Mannes kein einziges Gramm zunehmen, glaub mir.”
Suzanne lachte, doch Taylor meinte es ernst. Sie hatte heute begriffen, dass Mac ihre Gefühle niemals erwidern würde, was immer sie auch für ihn empfand. Er dachte, sie wäre nur auf Geld aus!
Dieser Kerl konnte froh sein, wenn er von ihr auch nur die Uhrzeit erfuhr. Verdammt, sie hätte nicht gedacht, dass er sie so verletzen konnte. Taylor seufzte. “Tut mir leid, Suzanne, ich bin einfach müde.”
“Bist du sicher? Das Angebot steht noch.”
Taylor blickte zur Zimmerdecke. “Nett von dir, aber danke, mir geht’s gut.”
Nach dem Auflegen schlief sie fast augenblicklich ein, doch kurze Zeit später wurde sie schlagartig wach, weil sie hörte, dass jemand versuchte, in ihr Apartment einzubrechen.
Mac lag nackt auf dem Rücken auf seinem Bett, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blickte hin und wieder zur Uhr.
Mittlerweile war es zwei Uhr, aber er konnte nicht einschlafen. Ihn verfolgte Taylors Gesicht. Wie sie ausgesehen hatte, als sie seine Eltern kennenlernte, und ihr Blick, als sie in seinem Haus stand. Ihr Blick, als sie das Foto von ihm und seinen Eltern angesehen hatte.
Und er unterstellte ihr, sie wäre wie diese anderen Frauen und hätte es nur auf das Familienvermögen abgesehen. Für Mac wäre es viel leichter, wenn sie so einen Charakter hätte. Dann könnte er sie hassen.
Stattdessen war sie einfach nur Taylor. Leidenschaftlich, mit festen Überzeugungen. Und ständig auf seiner Seite und wunderbar. Und das, obwohl er sich ihr gegenüber so widerlich verhielt.
Als das Telefon mitten in der Nacht klingelte, wurde Mac aus seinen Gedanken gerissen. Das war auch nicht weiter schlimm, denn die drehten sich sowieso immer nur im Kreis.
“Mac?”
Noch nie zuvor hatte ihre Stimme so ängstlich geklungen, und Mac fuhr hoch. “Taylor? Was ist los?”
“Du hast deine Nagelpistole hier vergessen, und das war ziemliches Glück für mich.” Ihr Lachen klang leicht hysterisch. “Oh, Mac.”
Er umklammerte den Hörer. “Du machst mir Angst. Was ist passiert?”
“Zwei Kerle sind hier heute Nacht eingebrochen, um Werkzeug zu stehlen. Stattdessen sind sie auf mich gestoßen.”
Mac blieb fast das Herz stehen. “Haben sie …”
“Nein, ich habe nicht zugelassen, dass sie dein Werkzeug stehlen. Das ist alles noch hier. Die Polizei meinte …”
“Taylor!” Er musste schreien, damit sie ihm zuhörte. “Was ist mit dir? Bist du unverletzt?”
“Ja, mir geht’s gut. Ich habe die Kerle mit deiner Nagelpistole bedroht.” Sie lachte, aber Mac spürte ihre Aufregung. “Zum Glück war sie noch angeschlossen. Ich brauchte sie nur hochzunehmen und meinen Finger auf den Abzug zu legen. Ich kam mir vor wie in diesem einen Film, wo …”
“Taylor, ist die Polizei noch bei dir?” Es kostete ihn große Mühe, trotz seiner Angst um sie ruhig zu bleiben.
“Die sind gerade eben wieder weggefahren.”
Ihre Stimme zitterte, und das war mehr, als Mac ertragen konnte. “In fünf Minuten bin ich bei dir.”
“Nein, nein, es geht schon …”
“Fünf Minuten”, versprach er, aber er fuhr so schnell, dass er es in drei Minuten schaffte.
Um Viertel nach zwei in der Nacht gab es selbst hier im South Village so gut wie keinen Verkehr. Ein paar Leute kamen noch aus den Bars, aber Mac bekam einen Parkplatz direkt vor Taylors Haus. Mit seinem Schlüssel verschaffte er sich rasch Zutritt.
“Taylor?”
Dass etwas passiert war, erkannte er nur daran, dass alle Lichter im Haus brannten, denn normalerweise achtete sie strikt darauf, Strom zu sparen.
“Taylor!”, rief er und lief die Treppe hinauf.
Sie saß in ihrem Schlafzimmer und las in einer Zeitschrift. Dazu trank sie in aller Seelenruhe Eistee. Am Fußende des Betts lag Macs Nagelpistole. Das Kabel reichte quer durchs Zimmer zur Steckdose.
Mac eilte zu Taylor und riss ihr die Zeitschrift weg. Dann stellte er ihren Eistee auf den
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