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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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gewusst, hätte ich dich gewiss nicht zu einer Ehe mit ihm ermutigt.«
    »Dir war doch nur wichtig, dass er Anwalt war. Er hätte auch Republikaner sein können, und es hätte dich nicht gestört. «
    »Das würde ich nicht sagen.« Für Dorothy gab es nur weniges, was schlimmer war, als der Partei anzugehören, die einen George W. Bush und eine Sarah Palin hervorgebracht hatte.
    »Wen interessiert schon meine Arbeit? Viel wichtiger ist doch, wie mir mein ach so wunderbarer Anwalt, sprich Glenn, abhandengekommen ist. Warum willst du mich unter allen Umständen unter die Haube bringen?«
    Dorothy starrte auf die glühenden Holzscheite im Kamin. Es war spät, das Lokal hatte sich schon ziemlich geleert. Ihr Kellner lehnte an der Küchentür, tippte wütend irgendwelche Nummern in sein Handy und warf immer mal wieder einen
genervten Blick in Richtung seines letzten Tischs. Dorothy schob ihren Stuhl zurück. »Ich brauche eine Zigarette«, erklärte sie.
    »Mom, bitte, rauch doch hier am Tisch. Das stört doch keinen.«
    »Okay, was soll’s?« Sie setzte sich wieder hin, zog ein Päckchen American Spirits aus der Tasche, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch seitlich aus den Mundwinkeln. »Ob du es glaubst oder nicht, Georgia, ich wollte, dass du Glenn heiratest, weil ich wollte, dass du glücklich wirst. Deinen Vater zu heiraten war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich dachte … ich habe gehofft, dass du genauso glücklich verheiratet sein wirst, wie ich es immer noch bin. Das klingt vielleicht verrückt, wenn ich das sage, aber so ist es.«
    Georgia betrachtete ihre Mutter. Ihre blauen Augen unter etwas schweren Lidern blickten geradewegs in Hals, und ihre bis auf den schmalen Ehering schmucklosen Finger fanden ganz instinktiv die ihres Mannes. Mit den Ellbogen, die sich berührten, und den ineinander verschränkten Händen demonstrierten ihre Eltern ihre Einigkeit, so wie sie es immer getan hatten. »Warum hast du mir das nicht schon bei Onkel Pauls Party gesagt? Anstatt mir vorzujammern, wie sehr du meine Arbeit hasst, und dass Grammy dich gegen deinen Willen zur Arbeit gezwungen hat, hättest du mir das erzählen sollen.«
    »Es ist nun wirklich kein Geheimnis, dass Kochen nicht die Art Karriere ist, die ich für dich gewählt hätte.«
    Georgia lächelte dünn. »Nein, ist sie nicht, Mom, aber das müssen wir nicht noch einmal durchkauen.«
    »Aber du hast es dir ausgesucht, und allein darum geht es.«
    Georgia klappte die Kinnlade herunter. Sie starrte ihre
Mutter an und sagte kein Wort, bis sie Vanessas Schuhspitze an ihrem Schienbein spürte. »Oh«, brachte sie heraus.
    Dorothy nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und schaute den Kellner an, der seinerseits missmutig den Tisch musterte. »Hal, ich glaube, wir sollten aufbrechen. Der Kellner wird langsam ungeduldig.«
    »Nein, sprich weiter, Dot«, erwiderte Hal. »Das ist wichtig. «
    Sie holte tief Luft und nickte. »Nun, was meine Mutter betrifft, so weißt du, dass unser Verhältnis nie wirklich … eng war. Gut, es war nicht richtig schlecht, aber weit davon entfernt, innig zu sein. Wir redeten das Notwendigste miteinander, aber mehr auch nicht. Ich kannte sie nicht einmal so gut, um zu wissen, dass sie Tai Chi nicht mochte.« Plötzlich sah sie so traurig aus, dass Georgia dachte, sie würde gleich anfangen zu weinen.
    »Mom …«
    »Warte, ich bin noch nicht fertig. Und unsere Beziehung, deine und meine, war auch nie sehr innig. Ich habe mich viel zu sehr in die Arbeit und in meine Liebe zu deinem Vater vertieft, um dir eine gute Mutter zu sein, die Mutter, die du brauchtest. Deshalb hast du dich meiner Mutter zugewandt, und sie hat sich dir zugewandt, und so habt ihr beide gefunden, was ihr bis dahin vermisst hattet.« Sie klopfte die Asche an ihrer Untertasse ab. »So sehr es mir widerstrebt, das zuzugeben, und es widerstrebt mir wirklich, ich war eifersüchtig auf eure Beziehung. Eifersüchtig auf das, was ihr beide miteinander geteilt habt.«
    »Aber Grammy und ich hätten dich immer gerne dabeigehabt. «
    »Ja, das weiß ich heute. Aber damals war mir das nicht so klar.« Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Es tut mir
leid, Georgia. Es tut mir leid, dass ich das alles nicht schon viel früher erkannt habe.«
    Georgia sagte kein Wort. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sich ihre Mutter noch nie für etwas entschuldigt. Nicht, als sie aus Versehen Goldie den Goldfisch – das einzige Haustier, das Georgia jemals

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