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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Gästen vorbei.
    Hal ging seiner Tochter ein paar Schritte entgegen. Mit den tannengrünen Cordhosen, den klobigen Lederschnürschuhen und dem Tweedjackett war er schon auf den ersten Blick als typischer Professor zu erkennen. Er breitete die Arme aus und drückte seine Tochter fest an sich.
    »Hi, Dad«, sagte Georgia. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und legte den Kopf an seine Brust. Manchmal musste jemand direkt vor einem stehen, damit man merkte, wie sehr man diesen Menschen vermisst hatte.
    »Wie schön, dich endlich wiederzusehen, George.« Er hielt sie auf Armlänge von sich weg. »Du siehst prima aus. Einfach fabelhaft.«
    »Danke.« Georgia strahlte. »Du auch. Bist nur ein bisschen grauer geworden.« Sie knuffte ihn in die Rippen.
    »Was hast du denn erwartet? Ich habe mir schließlich Sorgen um dich gemacht!«
    »Wo ist Mom?« Georgia schaute sich um.
    » Buona sera , Georgia!«, trällerte Dorothy hinter ihr. Georgia erkannte ihre Mutter beinahe nicht wieder. Verschwunden waren der klotzige Holzschmuck, die weiten Hemden und bunten Schlabberhosen. Stattdessen trug sie einen lachsfarbenen, die Knie umspielenden Rock, eine Seidenbluse und dazu eine elegante Perlenkette. Ihr graues Haar, das sie gewöhnlich offen trug und das ihr bis über die Schultern hing, hatte sie sich zu einem kinnlangen Bob schneiden und silberblond tönen lassen.
    »Mom.« Georgia war ehrlich erstaunt. »Bist du einer Typberaterin in die Hände gefallen? Wo ist dein Barbara-Bush-Image geblieben?«
    Dorothy schnitt eine Grimasse. »Es ist ein bisschen zu viel, nicht? Ich weiß, ich sehe aus wie eine, die für die Republikaner die Fahne schwingt.« Sie drehte sich zu Hal um. »Ich hätte meine Clogs anziehen sollen.«
    »Du siehst großartig aus, Liebes«, versicherte Hal.
    Dorothy nahm Georgia bei den Händen. »Du bist diejenige, die großartig aussieht, Georgia. Und so schlank!«
    »Du meine Güte, Dorothy. Natürlich ist sie schlank! Das war sie schon immer!« Hal wandte sich an Vanessa. »Freut mich, übrigens, Sie kennenzulernen. Bitte, nennen Sie mich Hal.«
    Vanessa grinste und schüttelte seine Hand. »Freut mich auch, Hal. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.«
    »Mom, das ist meine Freundin Vanessa. Ich habe sie zur moralischen Unterstützung mitgebracht.«
    »Aber, Georgia. Wir sind deine Eltern. Was brauchst du da für eine Unterstützung?«
    »Die flüssige Variante, zum Beispiel«, erwiderte Georgia. Sie nahm neben ihrem Vater Platz und winkte den Ober herbei. »Campari on the Rocks«, bestellte sie.
    »Zwei bitte«, kam es von Vanessa.
    »Oh, trinkt man das hier?«, fragte Dorothy. »Dann möchte ich auch einen.«
    »Das wird ein langer Abend«, flüsterte Georgia ihrer Freundin zu.
     
    Als der Ober eine Familienplatte Tiramisu auf den Tisch stellte, begann Georgia zu strahlen wie ein junges Mädchen, das gerade seine Zahnspange losgeworden war. Tiramisu war ihr
absolutes Lieblingsdessert, und seit Claudia es aus all ihren Restaurants verbannt hatte (»Zu süß, zu schaumig!«), hatte sie keines mehr gegessen.
    »Cappuccino?«, erkundigte sich der Kellner etwas naserümpfend, als er die Bestellung der amerikanischen Gäste entgegennahm. Keinem Italiener würde es einfallen, nach einer Mahlzeit Kaffee mit Milch zu trinken. Genauso gut könnte man von ihnen verlangen, vom Tisch aufzuspringen, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und den Titelsong von Rocky zu schmettern.
    »Koffeinfrei«, sagte Dorothy. Sie war gerade von der Toilette zurückgekehrt und roch nach Zigarettenrauch. » S’il vous plaît «, setzte sie hinzu.
    » Per favore , Mom«, verbesserte Georgia. » S’il vous plaît ist Französisch.«
    »Na ja, ich versuche es wenigstens«, verteidigte sich Dorothy. »Kannst du das nicht ein wenig würdigen?«
    Georgia musste ihre Mutter tatsächlich loben. Irgendwie war es ihr gelungen, sich durch die Vorspeisen und das Hauptgericht zu mogeln, ohne auch nur einmal auf Glenn, Grammy oder Georgias Zukunftspläne zu sprechen zu kommen. Die drei heimlichen Zigaretten auf der Toilette hatten ihr sicherlich dabei geholfen, aber immerhin.
    Der Kellner zog sich zurück, offenbar ein wenig enttäuscht, dass die anderen ihren Kaffee wie die Italiener nehmen wollten, nach dem Dessert, ohne Milch.
    »So, meine liebe Georgia«, begann Dorothy. »Wenn du damit fertig bist, an mir herumzumäkeln, möchten dein Vater und ich mit dir reden.« Die Ader unter ihrem linken Auge pulsierte, was nichts Gutes

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