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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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hier in San Casciano immer Platz für dich sein wird. Aber«, setzte Claudia grinsend hinzu, »komm ja nicht zurück, ehe du nicht dein eigenes Restaurant aufgemacht hast – oder dich bei dem Versuch beinahe kaputtgeschuftet hast.«
    Unter begeisterten »Auf Georgia«-Rufen fielen sich die beiden Freundinnen in die Arme. »Ich kann dir nicht genug danken für alles, was du für mich getan hast«, sagte Georgia.
    Claudia nahm sie bei den Schultern. »Das brauchst du auch nicht.«
    Sergio trat hinter Claudia und legte seine Hände auf ihren Bauch, der unter den weiten Kleidern, in denen sie den Sommer verbracht hatte, noch immer kaum zu sehen war. »Du bist also tatsächlich wild entschlossen, Georgia? Du willst wirklich zurück in das verrückte New York?«
    »Ja, das bin ich«, antwortete Georgia todernst. »Zurück in meine verrückte Stadt.«
     
    In der ersten Morgensonne rannte Georgia den Hügel hinauf, vorbei an dem Wegweiser zum Tomba Etrusca, und näherte sich der Stelle, wo sie hingefallen und eine verletzte Schulter und ein nicht minder verletztes Ego davongetragen hatte. Die Hähne hatten sie an diesem Morgen zum letzten Mal geweckt, und sie wollte keine Sekunde dieser letzten Stunden vergeuden.
    Am späteren Vormittag wollte Vanessa sie am Amerigo Vespucci Airport absetzen, wo sie in den Flieger nach JFK steigen würde. Ihr italienisches Abenteuer war vorüber. Sie wusste, dass sie ihre Freunde wiedersehen würde. Effie hatte ihr geschworen, bei ihr anzufangen, sobald sie ihr eigenes
Lokal aufgemacht hätte, und Vanessa, die frisch gekürte Souschefin der Trattoria Dia, hatte ihren Besuch bei Georgias Eröffnungsparty angekündigt. Auch Bruno und Elena planten einen Trip in die Staaten, obgleich sie nicht sicher waren, ob nach New York oder Miami. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund liebten die Italiener Florida.
    Bevor der Weg eine scharfe Biegung machte, verlangsamte Georgia ihr Tempo (man lernte ja dazu) und blieb dann vor dem Olivenhain stehen. Von einer aufrechten Position aus sah er viel schöner aus als aus einer horizontalen Lage mit dem Mund voller Dreck. Den ganzen Sommer über hatte sie unter der Dusche geübt, aber das hier war der entscheidende Moment. Sie drückte ihre Lippen ein paarmal aufeinander, presste ihre oberen Zähne gegen die Unterlippe, blies kräftig durch die Zähne und brachte einen perfekten italienischen Pfiff zustande. Der Dorfpolizist hätte es nicht besser machen können.
    Hinter ihr hupte ein Auto. Mit einem triumphierenden Lächeln drehte sie sich um, um den Wagen vorbeizuwinken, doch er blieb neben ihr stehen, und als die Scheibe herunterglitt, war es Gianni, der die Hand herausstreckte.
    »Georgia«, sagte er und nahm seine Sonnenbrille ab. »Du reist ab?«
    »In ein paar Stunden. Was machst du denn hier?«
    »Claudia hat mir gesagt, dass du hier bist.« Er zog die Handbremse an und stieg, gegen die Sonne blinzelnd, aus. »Ich wollte dich nicht gehen lassen, ohne mich von dir zu verabschieden.«
    »Ich bin froh, dass du mich gefunden hast.«
    Eine Krähe krächzte über ihnen und warf einen kleinen Schatten auf den Boden, ehe sie auf einem Baum in der Nähe landete. Gianni schaute zu dem schwarzen Vogel hoch und sah dann wieder Georgia an.

    »Ich wollte dir sagen, dass es mir leidtut, wie das alles zu Ende gegangen ist. Ich bin es nicht gewohnt, Dinge zu hören, die ich nicht hören will, oder nicht das zu bekommen, was ich mir vorstelle.« Sein Blick schweifte ab zu den Olivenbäumen. »Ich habe mich benommen wie ein großes Bambino.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und ich glaube immer noch, dass du einen großen Fehler machst, dass es für dich viel besser wäre, wenn du ins Lazarro gingest … mit mir. Aber ich weiß auch, dass du tust, was du tun musst.« Er legte die Hand an sein Herz und fasste damit das fünfminütige Gespräch in einer kleinen Geste zusammen. »Dafür kann ich dir nicht böse sein.«
    »Das war keine leichte Entscheidung, Gianni. Und vor allem wegen dir fiel sie mir so schwer.« Sie senkte den Kopf und blickte zu Boden. »Dass du so viel Vertrauen in mich gesetzt hast, hat mir dabei geholfen, an mich selbst zu glauben – und nicht nur als Chef. Ich schulde dir verdammt viel, Gianni.«
    »Du schuldest mir gar nichts.« Er nahm ihre Hände, und einen Augenblick lang standen sie sich gegenüber, ohne etwas zu sagen.
    »Oh«, sagte er und brach das Schweigen. »Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe etwas für dich.« Er ging zur Beifahrerseite

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