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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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gelegt. Aber es war elf und der erste Samstag seit einer Ewigkeit, den sie und Glenn gemeinsam verbringen konnten, und er hatte jetzt wirklich lange genug geschlafen.
    Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf das gemütliche Sofa fallen. Auf dem billigen Parkettboden lag ein großer Seegrasteppich, auf dem gläsernen Couchtisch türmten sich Bücher und Zeitschriften. Die Wände waren in einem warmen Khaki gestrichen, ein perfekter Hintergrund für die Kunstdrucke mit Obst- und Gemüsemotiven, die sie auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Obwohl es eine unspektakuläre Upper-East-Side-Wohnung war, fühlte sich Georgia hier richtig wohl. Der riesige Flachbildfernseher, der eine ganze Wandbreite einnahm, war noch an dem Tag geliefert worden, als Glenn bei ihr einzog.
    Für den Fall, dass Marco vergessen haben könnte, dass er ihr heute freigegeben hatte, hinterließ sie auf Bernards Mailbox eine Nachricht, was in Anbetracht von Marcos Zustand am Ende des gestrigen Abends sicherlich angebracht war. Als sie ihren Boss zum letzten Mal sah, kümmerte er sich gerade äußerst intensiv um eine junge Schönheit, die aussah, als käme sie direkt von einem Uni-Vorbereitungskurs. Marco, noch
nie ein Kind von Traurigkeit, hatte es entweder vergessen oder hielt es nicht für wichtig, dass er kurz zuvor noch versucht hatte, seine Küchenchefin anzubaggern. Aber solange der Familienname des Mädchens nicht Sante lautete, konnte er ins Bett hüpfen, mit wem er wollte. Und nach Marcos umherschweifenden Lippen und Mercedes’ Besuch fand Georgia, dass sie ein dreitägiges Wochenende mehr als verdient hatte. »Bis Dienstag dann«, sagte sie und hängte auf.
    Auf dem Weg in die Küche drückte sie ihr Ohr an die Schlafzimmertür. Stille. Sally folgte Georgia in die Küche und sah ihr dabei zu, wie sie aus einer silbernen Dose Kaffeebohnen in die sündhaft teure Kaffeemaschine löffelte, die Glenn zu Weihnachten angeschafft hatte.
    »Na, was meinst du, Sal? Soll ich ihm das von Marco sagen? « Sie hatte es ihm ganz bewusst nicht im Rumpus oder später während der Taxifahrt nach Hause erzählt. Nach dieser Begegnung mit dem Türsteher war sie nicht sicher, wie er darauf reagieren würde, und ohne die fünf oder sechs Drinks, die in seinem Magen herumschwappten, würde seine Reaktion bestimmt besonnener ausfallen.
    »Du musst mal wieder zum Friseur, mein Fräulein«, sagte Georgia und kraulte dem hellen Labradormischling die Ohren. »Und wie immer hast du Recht. Natürlich sollte ich es ihm erzählen.« Mit der Kaffeetasse in der Hand ging sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich an den Esstisch, der an der Wand stand. Sie nahm sich eines der Croissants, die sie auf ihrem Spaziergang mit Sally gekauft hatte, blätterte im Times Magazine und fragte sich, was Randy Cohen, der Kummerkastenonkel der Zeitung, ihr in diesem Fall raten würde.
    Es war ja nicht so, dass Glenn immer so aufrichtig mit ihr war, wie er es bei den Pfadfindern gelernt hatte. Immerhin hatte er sie betrogen. Und hätte die andere – Sylvie hieß
sie – ihn nicht angerufen, und wäre er in dem Moment nicht so beschäftigt mit dem Öffnen einer Flasche Brunello gewesen, um den Anruf entgegenzunehmen, und hätte Georgia im gleichen Augenblick nicht zufällig neben dem Anrufbeantworter gestanden, als die Dame ihre Nachricht hinterließ, hätte sie es vielleicht nie erfahren. Aber sie hatte nun mal alles mitgehört und deshalb keine andere Alternative gesehen, als seine Wohnung zu verlassen – aber nicht ohne ihm ein Glas dieses köstlichen dunkelroten Weins über seinen kamelhaarfarbenen Kaschmirpullover zu schütten.
    Aber jetzt war die Situation eine andere, und nicht absolut ehrlich miteinander zu sein war undenkbar. In nur neun Wochen würde der nette, Gitarre spielende Typ mit den riesengroßen Träumen und den niedlichen schwarzen Stirnfransen, in den sie sich unsterblich verliebt hatte, ihr Ehemann werden. Deshalb mussten solche Dinge auf den Tisch.
    Sie trank ihren Kaffee und stand auf. Sie hatte das Warten satt. Nach einer Nacht wie der letzten konnte Glenn locker den halben Nachmittag verschlafen. Nachdem er Georgia zu Hause abgesetzt hatte, war er noch mal in die Stadt gefahren, um seinen Klienten, diesen Diamond Tee zu treffen. Beruflich, hatte er gesagt, und nein, das konnte wirklich nicht warten. Zu müde, um mit ihm zu streiten, hatte sie ihm einen Abschiedskuss gegeben und war nach oben in die Wohnung gegangen. Gegen vier Uhr morgens war Glenn dann zu ihr

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