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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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Das ist ja so wild nun auch wieder nicht.«
    »Ach, nein?« Sie warf das Briefchen auf den Küchentisch. »Für dich vielleicht nicht. Für mich ist es ziemlich wild, dass du hin und wieder Kokain schnupfst. Zumal ich nicht glaube, dass du es nur ab und zu tust.«
    »Ach, glaub doch, was du willst. Ich sage dir, das passiert vielleicht einmal im Monat, alle paar Wochen, höchstens. Und ich habe es dir nicht gesagt, weil ich genau wusste, dass du dann völlig überreagierst, genau wie jetzt eben. Du siehst aus, als ob du gleich explodierst.«
    »Gut möglich! Hast du dich deshalb gestern mit diesem Türsteher angelegt?«
    »Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun, und ich habe mich nicht mit ihm angelegt . Außerdem war dieser Typ ein Arschloch, und das weißt du auch.«
    »Das mag ja sein, Glenn, aber darum geht es gar nicht. Früher hättest du so was nie getan.«
    »Wann früher?«

    »Früher, ehe du angefangen hast, so viel zu arbeiten und mit Leuten wie Diamond Tee rum…« Sie unterbrach sich mitten im Wort. »Hast du ihn deshalb gestern Abend unbedingt noch treffen müssen? Um an Koks zu kommen?«
    »Natürlich nicht. Das war rein geschäftlich, George.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Weißt du, ohne Tee würdest du diesen Glitzerstein da nicht am Finger tragen.«
    »Was redest du da?«
    »Ich sagte ihm, dass ich dir einen Heiratsantrag machen wolle, und da hat er mich mit seinem Juwelier bekanntgemacht. Der hat Tee einen Gefallen getan und mir diesen Wahnsinnsstein zu einem Wahnsinnspreis verkauft. Glaubst du etwa, ich bin nur mal schnell die Siebenundvierzigste runterspaziert und hab so nebenbei diesen Ring gekauft?« Er zeigte auf ihren linken Ringfinger.
    »Er hat Tee einen Gefallen getan? Und Tee hat dir einen Gefallen getan? Mag ja sein, aber nicht mir.« Georgia versuchte, den Ring abzustreifen, doch er ließ sich nicht über ihren Knöchel schieben. »Ich wollte diesen Ring gar nicht, Glenn. Wie direkt hätte ich es dir noch sagen sollen? Köche tragen keine Ringe. Schon gar keine fetten Brillanten!«
    Glenn, der konzentriert auf die Terrakottafliesen des Küchenfußbodens gestarrt hatte, hob bei dieser Enthüllung ruckartig den Kopf. »Was, du wolltest ihn nicht? Du wolltest keinen Ring?« Glenn schüttelte den Kopf. »Wolltest du dich überhaupt mit mir verloben, Georgia? Willst du mich heiraten? «
    »Ist das deine Art, von deinem Drogenproblem abzulenken? «
    »Was redest du da? Ich habe kein Drogenproblem, verdammt noch mal!« Er starrte sie wütend an und stemmte dabei die Hände in die Hüften. Dann stürmte er ins Schlafzimmer,
fluchte lauthals über den Teppich, über den er ständig stolperte, flitzte Sekunden später durchs Wohnzimmer, und im nächsten Moment knallte die Wohnungstür zu.
    Georgia stand wie angewurzelt in ihrer orangeroten Küche, fühlte sich, als würden die Wände sie jeden Moment verschlucken, und wünschte, sie würden es wirklich tun. Was ein besonders glücklicher Tag in ihrem Leben hätte werden sollen, entwickelte sich zum absoluten Desaster. In neun Wochen würde sie die Ehefrau eines Kokain schnupfenden Anwalts sein, der ihren Verlobungsring – den sie nie hatte haben wollen – bei einem mehr als zwielichtigen Diamantenhändler zu einem Schnäppchenpreis erstanden hatte. Georgia überlegte kurz, rief dann Clem an, schilderte ihr in Kurzfassung die jüngsten Ereignisse und machte sich auf den Weg zu ihr.
     
    The Dakota, das mehr Ähnlichkeit mit einem verspielten französischen Chateau hatte als mit einem noblen Central-Park-West-Apartmenthaus, würde in alle Ewigkeit als der Ort in Erinnerung bleiben, wo John Lennon erschossen wurde. Es war aber auch die superluxuriöse Heimstatt von Clems gegenwärtigem Schützling: einem fetten, schwer verhaltensgestörten Mops. Nach ihrem Fußmarsch durch einen lauen Frühlingsregen erreichte Georgia dieses sagenumwobene Gebäude und nannte einem der vier livrierten Portiers ihren Namen. Clem bewohnte ein winziges Apartment im weniger vornehmen Stadtteil Hell’s Kitchen, der nicht ohne Grund diesen Namen trug, und offerierte ihren Hundesitter-Service bevorzugt solchen Kunden, die über Wohnungen mit Parkblick und Fahrstuhl verfügten. Sie steckte gerade den Kopf in den mit Marmorfliesen ausgelegten Flur, als Georgia aus dem Aufzug stieg.
    »Sitz, Petal. Sitz! Komm rein, Georgia. Schnell!«, zischte
Clem. Sie hatte sich das Haar mit einem Gummiband im Nacken zusammengebunden, und ihr sommersprossiges Gesicht

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