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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nelson
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»Klassengroßmutter« gewesen war und ihr das Geheimnis eines perfekten Soufflés verraten hatte.
    Ehe Dorothy noch etwas erwidern konnte, hatten sich ein weißhaariger Mann und seine sehr viel jüngere Begleiterin zu ihnen gesellt, und ihr Vater und der Mann tauschten einen herzlichen Händedruck. Es dauerte nicht lange, da waren die vier in eine angeregte Unterhaltung über umweltfreundliche Fassadenfarben vertieft.
    Georgia lächelte vor sich hin und fragte sich dabei, wie lange sie es auf dieser Party noch aushalten musste. Wie in diesen gut situierten, angelsächsischen Haushalten üblich, beschränkten sich die Horsd’œuvres auf Schinken-, Truthahn-und Roastbeef-Sandwichs, in der Hälfte zu Dreiecken durchgeschnitten, und eine langweilige Platte mit Käsewürfeln und Crackern, wobei ein Vermont Cheddar die absolute Delikatesse darstellte. Georgia überlegte, ob sie sich nicht einen Dirty Martini bestellen sollte, damit sie wenigstens ein paar Oliven essen konnte.
    »Kommt, lasst uns ein bisschen durch den Garten spazieren«, schlug Hal vor, als das Paar endlich weitergezogen war.
    »Gute Idee«, stimmte Georgia zu.
    »Wartet, ich hole mir nur schnell etwas Neues zu trinken«, sagte Dorothy, stellte ihr beinahe leeres Glas ab und nahm sich ein Glas Weißwein von einem Tablett. »Und meine Handtasche.«

    Sie gingen durch die Verandatüren hinaus auf eine große Terrasse, die ringsum mit Rhododendren, Hortensien und anderen blühenden Büschen bepflanzt war, die gerade erst aus dem langen Winterschlaf erwacht waren und erste Knospen zeigten. Auf der silbergrau verwitterten Teakgarnitur lagen grün-weiß gestreifte Sitzpolster.
    »Für einen Spaziergang habe ich nicht die richtigen Schuhe an«, erklärte Dorothy und beäugte sehnsüchtig das gepolsterte Teak-Sofa. »Warum machen wir es uns nicht ein bisschen gemütlich?«
    Ihre Eltern ließen sich auf dem Sofa nieder, mit Blick auf die Hügelkette in der Ferne. Hal legte den Arm um Dorothy, und sie legte die Hand auf sein Knie. Georgia zog sich einen Gartenstuhl mit Armlehnen heran, und so saßen sie eine Weile schweigend da, bis ein Kellner mit einem Tablett mit Getränken vorbeikam. Jeder von ihnen nahm sich ein Glas Wein, auch Dorothy, deren Glas noch fast voll war. »Für den Fall, dass er nicht noch einmal rauskommt.« Ein anderer Kellner erschien mit einer Platte Hühnerspießchen. Georgia und Hal nahmen sich jeder zwei und verschlangen sie gierig. Dorothy lehnte ab.
    »Ach«, begann Hal und wischte sich den Mund mit einer Cocktailserviette ab. »Paul hat mir vorhin eine witzige Geschichte erzählt. Anscheinend hat Timothy Leary hier das LSD erfunden.«
    »Hier?«, fragte Georgia. »In diesem Haus?«
    »Nein. Nicht in diesem Haus. Aber in Millbrook, hier ganz in der Nähe.«
    »Erinnert mich daran, wie wir uns kennenlernten, Hal«, sagte Dorothy. Sie war nach dem rekordverdächtigen Genuss von anderthalb Gläsern Wein und einer Bloody Mary noch recht munter. »Die LSD-Geschichte.«

    Georgia kicherte. »Ich frage mich, wie viele Kinder von Anwältinnen und Physikprofessoren behaupten können, dass sie auf einem Dead-Konzert gezeugt wurden, während ihre Eltern voll auf einem Trip waren.«
    »Na, jedenfalls hat es dir einen hübschen Namen eingebracht, mein Schatz.« Ihr Vater strich sich mit der Hand über den Oberschenkel, um eine imaginäre Falte zu glätten. Offenbar war ihm das Empfängniskapitel der grayschen Familienbiografie immer noch ein wenig peinlich.
    Dorothy und Hal waren sich an einem feuchtheißen Sommerabend auf einem Parkplatz in Atlanta begegnet, während sie auf den Auftritt der Rockband The Grateful Dead gewartet und lauwarmes Bier getrunken hatten, das – was sie allerdings nicht wussten – mit LSD versetzt war. Sie verbrachten eine traumhafte Nacht zusammen, tanzten, lachten und wunderten sich, dass der Boden unter ihnen sich bewegte und die Mauern Blasen warfen, und endeten schließlich in dem kleinen Zweimannzelt, das Hal vor dem Konzert auf dem Parkplatz aufgestellt hatte. Neun Monate später wurde Baby Girl Gray geboren.
    »Sei nicht so streng mit uns«, sagte Dorothy verschmitzt. »Das war in den Siebzigern – da waren alle rund um die Uhr high.«
    »Da bin ich mir sicher«, erwiderte Georgia lachend. »Trotzdem.«
    Ihre Eltern hatten ein Abonnement für das Boston Symphony Orchester, waren Stammgäste im Tanglewood-Konzerthaus und fuhren dreimal im Jahr nach New York, um sich eine Opernaufführung an der Met anzusehen. Und

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