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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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Morgengrauen die Stufen zur Wohnung ihrer Eltern hinaufgestolpert war, erwartete ihre Mum sie bereits. Darauf hatte sie dann den Großteil des Tages mit ihr in Pop’s Corner Deli gesessen und sich mit ihr gestritten – bis ihre Mutter sie irgendwann einfach stehen gelassen hatte. Es war schon fast fünf Uhr nachmittags, als Trinity endlich wieder in ihrer eigenen Wohnung in Boston ankam. Ihr Appartment strahlte die übliche Tristesse aus, die ein erstklassiger New Yorker Feng-Shui-Designer für sie kreiert hatte. Das Styling sollte inneren Frieden bescheren und gleichzeitig zu Enthaltsamkeit animieren.
    In die Neugestaltung ihrer Bleibe hatte Trinity viel mehr Zeit und Geld investiert, als sie eigentlich hatte, immer in der Hoffnung, dass sich dadurch ihr lockerer Abzugsfinger beruhigen oder zumindest ihre «Liebe ihn – töte ihn»-Manie etwas gemildert werden würde. Ganz offensichtlich ohne nennenswerten Erfolg. Und zu allem Überfluss sah die Wohnung jetzt so leb-, lieb- und energielos aus, dass sie sich dort kein bisschen wohlfühlte, sondern eher den Drang verspürte, alles abzufackeln.
    Ihre Wohnung war einfach nur ein farbloser, geistloser und trauriger Raum, und immer wenn sie sie betrat, spürte sie, wie sich der Groll in ihr staute und schwärte – genau wie in der Beule an Noah Schmergals Hals, bis sie schließlich explodiert war. (Okay, okay, sie war diejenige gewesen, die während eines Uni-Eignungstests mit einem Bleistift der Stärke zwei hineingepikst und die fatale Explosion ausgelöst hatte. Aber eigentlich war es seine Schuld gewesen, schließlich hatte er darauf bestanden, dass wahre Liebe auch bedeutete, bei Prüfungen nebeneinanderzusitzen. Es war klar, dass sie dem Fluch in solch einer stressigen Situation nicht viel entgegenzusetzen hatte. Hinterher hatte sie dann herausgefunden, dass er nur neben ihr hatte sitzen wollen, um von ihr abzuschreiben. Das hatte ihre Schuldgefühle ein wenig abgemildert. Schließlich hatte sie für den Test sehr lange gelernt.)
    Aber lassen wir das mit den Beulen. Sie sehnte sich nach einem Ort, wo es lebhafte Farben gab, leidenschaftliches Dekor und ein riesiges, dekadentes Bett mit einer Matratze, die sie (und eine eventuelle Begleitung, ähem) verschlucken und stundenlang nicht mehr loslassen würde – den totalen Gegensatz zu diesem Hort der Sterilität, der ihr das Gefühl gab, als wäre sie ohne Wasser und Sonnencreme in der Sahara gestrandet.
    Das einzig Schöne an ihrer Wohnung waren die großen Fenster, die großzügig das Sonnenlicht hereinließen. Sie liebte es, wenn sie die Wärme auf ihrem Gesicht spüren konnte – auf ihrem Gesicht, doch nie in ihrem Herzen. So, als würde die Sonne von ihrer Haut abprallen, bevor sie es durch all die Schichten aus Boshaftigkeit bis in ihr Inneres schaffte.
    Und jawohl, sich diese Analogie auszudenken hatte Stunden gedauert, besten Dank auch, und sie war mächtig stolz darauf. Total verkorkst und gleichzeitig ein Poet. Toll.
    Ihr Handy klingelte. Sie trocknete ihre Hände an einem weizenfarbenen Handtuch und nahm das Telefon vom Wannenrand. «Hey, Reina.»
    «Und? Hast du dir die Akte über deine Zielperson schon angesehen?»
    «Nein.» Der Papierstapel lag in Sichtweite auf einem Bambushocker. Sie hatte sich überlegt, dass sie wahrscheinlich besser mit seinem Inhalt klarkommen würde, wenn sie entspannt und von Lavendelduft bedröhnt war, aber inzwischen war sie verschrumpelt wie eine Trockenpflaume und verspürte immer noch keinerlei Verlangen danach, sich diesen Kram vorzunehmen. «Ich bin meine Mum erst vor einer Stunde losgeworden.»
    «Oh je, was hat Olivia denn zu all dem gesagt?»
    Trinity streckte einen malvenfarbenen Zeh über die Wasseroberfläche und machte mit ihm einen kleinen Wasserstrudel. «Sie meinte, dass ich meinem Vater einen schlechten Dienst erweise, wenn ich mich auf die Abmachung einlasse und jemanden töte. Wäre ich eine gute Tochter, dann würde ich meinen Dad sterben lassen und so weiter. Sie war ziemlich erzürnt, dass ich nicht nach Minnesota zum Ferienhaus des Todes fahren will, und ist wütend abgedampft.»
    «Lass dir von ihr keine Schuldgefühle einreden. Wenn du jemanden umbringen möchtest, um das Leben deines Vaters zu retten, dann solltest du das auch tun können, ohne dass deine Mutter dich runterputzt. Sie muss dich deine eigenen Entscheidungen treffen lassen.»
    «Schon, aber ich fühle mich trotzdem schlecht.» Trinity nahm die Flasche mit dem Lavendelschaumbad, roch

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