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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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soll’s. Sie tat das alles ja auch nicht für sich, sondern für ihre Mädchen.
    Sie eilte die Treppen hinauf und war von sich selbst beeindruckt, wie sicher sie in ihren Stilettos rennen konnte. Ihre Gewandtheit auf hohen Hacken war auf jeden Fall eine athletische Begabung und auch eine außergewöhnliche Gabe der Natur. Sie konnte aber durchaus auch etwas damit zu tun haben, dass sie, dank des Besuchs eines gewissen notgeilen Nichtsnutzes, der sie dereinst entjungfert hatte, kurz vor der vollständigen mentalen Implosion stand.
    Es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis er dahinterkam, dass ihr kurzer Rückzug ins Badezimmer, um sich für ein kleines bisschen körperliche Liebe frisch zu machen, nur als Tarnung für ihre verzweifelte Suche nach Hilfe diente.
    Sie riss die Tür des Hotels auf, bremste dann abrupt ab und schirmte ihre Augen gegen das plötzliche, grelle Licht ab. Heilige Gastfreundschaft, wo war sie?
    Sie legte flux den Rückwärtsgang ein und las noch einmal das Türschild. Hotel der Liebe und der Heilung. Das stimmte. Aber wo waren die dunklen Steinmauern geblieben? Das tropfende Wasser, das einem den Verstand raubte? Die Metallpritschen ohne Decken und der durchdringende Gestank nach Schimmel und Zerfall? Die Burgverliesatmosphäre war dahin. Dabei hatte sie für den Architekten, der sie kreiert hatte, ein Vermögen ausgegeben und für die Baufirma, die alles errichtet hatte, sogar noch mehr (das war noch zu Zeiten geschehen, als ihre magischen Fähigkeiten noch nicht ausgeprägt genug waren, um die hoteleigene, angemessene Aura des Verderbens, der Niedergeschlagenheit und der Hoffnungslosigkeit zu erschaffen, die die Männer als Ansporn brauchten, um sich zu erholen und zurück in ihre Himmelbetten mit den geblümten Daunendecken zu wollen). Die Stimmung war total hinüber.
    An den Fenstern, die gar nicht existierten (existieren sollten), hingen schwere, karierte Vorhänge. Entlang der Wand des riesigen, runden Raumes standen aufgereiht Kingsizebetten mit marineblauen Überwürfen. Neben jedem dieser Betten stand ein exquisites Mahagonitischchen und in jedes Fußende aus dunklem Holz wahr schaurigerweise ein Flachbildfernseher eingepasst worden. Alle Patienten trugen dunkle, maskuline Pyjamahosen, einige von ihnen sogar nur Boxershorts – und die waren nicht leopardengemustert!
    Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Bar. Eines von Angelicas Mädchen goss gerade Bier in einen wunderschönen Humpen, der aus Angelicas eigener Küche stammte. Aus den Lautsprechern tönte Rapmusik, die jedoch nicht das Pfeifen und das Geräusch von kickenden Footballspielern übertönen konnte, das aus den vielen Fernsehern schallte. Wieder pfiff es, gefolgt von einem kollektiven Stöhnen, das durch den ganzen Raum lief. Einer der Krieger fluchte: «Mann, nicht schon wieder eine beschissene Unterbrechung.»
    Angelica stemmte die Hände in die Hüften. «Was soll das? Ich –»
    «Die Burger sind fertig!»
    Angelica wirbelte herum. In eine der Mauern war ein Profigrill eingebaut worden und eines ihrer Mädchen präsentierte ein Tablett voller äußerst delikat riechender Burger. Angelica machte sich nie die Mühe zu essen, denn die Magie versorgte sie ja mit allem, was sie an Nahrung brauchte. Aber hallo, die sahen wirklich fantastisch aus. «Ich nehme einen.» Sie schnappte sich einen Burger von dem Tablett. Das Mädchen, das es in der Hand hielt, erkannte Angelica und wurde weiß wie die Wand. Die Musik wurde augenblicklich unterbrochen, ebenso wie alle Gespräche. Man hörte nur noch das Geräusch der aufeinanderkrachenden Footballspieler.
    Sie biss ein großes Stück ab – ach, du süße, saftige Dekadenz, sie würde definitiv wieder mit dem Essen anfangen – und sah sich dann um.
    Zehn schuldbewusste Frauen und fünfzehn Krieger sahen sie an und waren ganz still geworden. Drei Männer waren aufgestanden und machten einen agilen Eindruck. Die anderen lagen noch in ihren Betten. Bereit. Gespannt.
    Wie kleine Kinder, die mit den Fingern in der Keksdose erwischt worden waren.
    Es erinnerte sie an den Tag, als sie den neunjährigen Prentiss im Keller mit Nacktmagazinen ertappt hatte. Wie er sie mit schreckverzerrtem Gesicht besitzergreifend hinter seinem Rücken versteckt und das Kinn gereckt hatte, damit sie sie ihm ja nicht wegnehmen konnte. Sein Kopf hatte knallrot geleuchtet und er hatte ihr nicht in die Augen sehen können.
    Das war ein so niedlicher Anblick gewesen, dass sie ihm die Heftchen

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