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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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koste es, was es wolle, bei der Rettung ihres Vaters zu helfen, aber dass er sie in den Schlund eines räudigen Mutanten werfen wollte, war eher weniger traumhaft. «Ja, das ist lieb gemeint, aber wenn ich jemanden umbringe, haben wir immer noch das Problem mit dem Fluch.»
    «Hey.» Blaine massierte ihre Schultern und sie sah ihm in die Augen. «Ich hab schon verstanden, dass du dagegen eine Aversion hast, aber wenn das der einzige Weg ist, um deinen Vater zu retten, ist es auch keine große Sache.» Er lächelte und streichelte ihre Wange. «Egal, wie viele Menschen du ermordest, es ändert nichts daran, dass du ein gutes Herz hast.»
    Seine Aufrichtigkeit schnürte ihr die Kehle zu. Was Gewaltanwendung anging, da waren seine Wertvorstellungen etwas verquer und nicht unbedingt im Einklang mit der Meinung der breiten Masse, aber sie erkannte, dass er tatsächlich nicht fand, dass der Fluch sie zu einem schlechten Menschen machte. Und das war ein so, so schönes Gefühl. «Ich wünschte wirklich, ich könnte mich auch als guten Menschen sehen. Aber –»
    Er legte den Daumen auf ihre Lippen. «Lass nicht zu, dass die Ansichten von anderen an deinem Selbstwertgefühl nagen. Vertrau mir, es zählt einzig und allein, wie du dich selbst siehst.» Er rieb über ihre Unterlippe. «Ich habe Tausende Male meine besten Freunde misshandelt. Aber das macht mir nichts aus. Und ihnen auch nicht. Denn wir wissen, dass dieser Mist nichts bedeutet.» Er legte die Hand am Ansatz ihrer Brüste auf ihr Herz. «Nur das hier zählt.»
    Sie sah ihn forschend an und erkannte, dass er diese Worte lebte. «Wie bekommst du das hin? Wie kommst du über all die Dinge, die du tust, hinweg?»
    «Ich entscheide mich dafür und tue es.»
    Sie verdrehte die Augen. «So einfach ist das nicht –»
    «Nein. Einfach ist es nicht. Aber es ist machbar.»
    Sie musterte ihn nachdenklich und ihr wurde klar, dass er wirklich kein großes Problem darin sah, sich in einen Unterhändler des Todes zu verwandeln. Wieso sollte man sich davon unterkriegen lassen? Tatsächlich. Er war einfach überzeugt, dass es sie nicht zu einem schlechten Menschen machen würde. Sie starrte ausdruckslos in die Ferne, hatte einen Kloß im Hals und kämpfte gegen den Drang an, sich ihm wie ein albernes Schulmädchen heulend in die Arme zu werfen und ihn anzuflehen, sie darin zu bestätigen, dass alles mit ihr in Ordnung war –
    Ihre Doppelgängerin stieg ohne Vorwarnung in die Lüfte auf, als wäre sie ein Gasballon.
    Trinity stemmte die Hände in die Hüften und beobachtete sich selbst dabei, wie sie in den Nachthimmel schwebte. «Das ist jetzt seltsam. Ich kann nicht fliegen –»
    Das Wesen stieß einen gellenden Schrei aus, dann verwandelten sich seine Haare in eine fürchterlich aussehende wirre Masse, seine Haut wurde grau und dunkel und dann stürzte es aus dem Himmel direkt auf Blaine zu.
    Er fluchte, doch bevor er sich bewegen konnte, hatte die Erscheinung bereits ihre Prismafaust erhoben, in der sie etwas festhielt, das wie ein Schneeball aussah. Sie versenkte die weiße Kugel in Blaines Brust und riss ihm dann die holografische Version seines Herzens heraus. Mit einem lauten Kreischen hob sie das Herz gen Himmel, worauf ein geisterhafter Blaine vom Dach taumelte und tonlos auf dem Zement aufschlug.
    Ihr holografisches Ich drehte sich nach ihr um und Trinity blieb der Mund offen stehen. Die Augen waren schwarz wie der schlimmste Alptraum eines Grubenarbeiters und von ihrer Hand, die Blaines schlagendes Herz hielt, triefte Blut.
    Die beiden starrten sich einen Augenblick lang an, dann begann das Trugbild das Gesicht zu einem Grinsen zu verziehen, das sich nur noch als raubtierhaft schadenfroh bezeichnen ließ. Dann verblasste sie langsam, bis nur noch die schillernde Hand mit dem zuckenden Organ übrig blieb.
    Und dann verschwand auch dieses Bild.
    Hallo, zukünftiges Ich. Willkommen in der durchgedreht-wahnsinnigen Welt der mörderischen Schwarzen Witwe.
    «Heilige Muttergottes.» Sie würde gleich kotzen. Oder ohnmächtig werden. Irgendwas. Okay, ihre Befürchtungen über ihre Zukunft mit acht Beinen waren ja schon unerträglich, aber die Realität? Die war noch schlimmer. Eigentlich gehörte es doch andersherum: Die Befürchtungen waren eigentlich immer schlimmer als die Wirklichkeit. War wohl nichts mit Traditionen.
    «Ich brauche mal einen Augenblick.» Ihre Beine gaben nach. Blaine fing sie auf, ehe sie auf das mit Teerpappe gedeckte Dach sinken konnte. «Hast du

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