Küssen auf eigene Gefahr
er, »lass das bleiben. Kannst du nicht wenigstens jetzt deine Lügerei bleiben lassen?«
Die Empfindungen, die jede Faser ihres Körpers zum Vibrieren gebracht hatten, wichen schlagartig kalter Ernüchterung, und sie hätte vermutlich dankbar dafür sein sollen, dass sie noch einmal davongekommen war. Im Moment war ihr jedoch nach allem anderen als nach Dankbarkeit zumute. Sie war noch immer verwundert darüber, dass sie zu solch heftigen Empfindungen überhaupt fähig war, und gleichzeitig hatte sie Angst, dass sie aufs Neue davon überwältigt werden könnte. Deshalb lehnte sie den Kopf an die Wand und zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Sie musste sich zusammenreißen.
Sam hob den Kopf und sah ihr ins Gesicht. Ihre Lippen zeigten noch die Spuren seiner wilden Küsse, sie waren geschwollen und gerötet, und ihre Pupillen waren so groß, dass von ihrer grünen Iris fast nichts zu sehen war. Doch der Blick, mit dem sie den seinen erwiderte, war unnachgiebig, und er wusste nur allzu gut, dass sie bei ihrer Behauptung bleiben würde. Er war in seinem ganzen Leben noch niemals jemandem begegnet, der dermaßen stur war.
Das weckte von neuem seinen Ärger. »Ich kann dich dazu bringen, dass du es willst«, sagte er grob und wusste, dass es stimmte. Man konnte es an ihrem Gesicht ablesen, dass sie fast so weit war - es brauchte nicht mehr viel, und sie würde vor Lust aufschreien. Und er war augenblicklich nicht besonders milde gestimmt. »Ich kann dich dazu bringen, dass du darum bettelst, Red, und es wird dir völlig egal sein, wie ich dich dabei nenne.« Wütend und frustriert, weil sie ihn so erregte und ihm gleichzeitig die Befriedigung verweigerte, packte er ihre Pobacken etwas fester und stieß ein, zwei Mal mit seinen Hüften zu. Mit grimmiger Genugtuung beobachtete er, dass ihr Blick zu verschwimmen begann und die Lider sich schlossen. Eine zarte Röte überzog ihre Wangen, und tief aus ihrer Kehle stieg ein leises, verlangendes Stöhnen. Sie bog den Rücken durch und streckte ihr Becken seinen Bewegungen entgegen.
Doch plötzlich hielt sie abrupt inne, ließ ihre Arme sinken und stellte die Füße auf den Boden. Langsam hoben sich ihre Lider. Ihre Augen waren noch verhangen vor Lust und ihr Blick noch nicht wieder richtig klar, dennoch sah sie Sam mit hartnäckiger Entschlossenheit an. »Ich heiße Catherine«, sagte sie, und ihre Stimme klang heiser. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sag es.« Es war eine Mischung aus Befehl und Bitte. »Nenn mich nur ein Mal Catherine, Sam. Bitte. Nur ein Mal, und ich werde dir alles geben - alles tun - was du willst.«
Verlockende Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei, und die Versuchung war groß... Gott, und wie groß. Er konnte spüren, wie ihre Brustwarzen durch die Stoffschichten hindurch gegen seine Brust drückten, und wusste, dass sie feucht war, spürte die Nässe, die durch ihren Slip gedrungen war und sich mit jedem Stoß seiner Hüften weiter auf dem Schlitz seiner Jeans ausgebreitet hatte. Verdammt, warum zögerte er dann noch? Er brauchte nichts weiter zu tun, als den Mund aufzumachen und den Namen ihrer Schwester zu sagen. Er musste ihn nur sagen, und dann konnte er ihr diese Sachen ausziehen, bis sie völlig nackt war, und jeder einzelne seiner Wünsche würde befriedigt, die er unterdrückt hatte, seit sie ihm das erste Mal über den Weg gelaufen war.
Eigentlich konnte es ihm doch egal sein, wenn sie ihr Spielchen weiterspielen wollte, solange er bekam, was er wollte.
Seine Finger gruben sich fester in die weichen Rundungen ihres Hinterns, er holte noch einmal tief Luft und war schon im Begriff zu kapitulieren.
Doch dann stieß er einen Fluch aus und trat einen Schritt zurück. »Ziehen Sie Ihr Kleid runter«, befahl er. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und drehte sich von ihr weg, und im Stillen verfluchte er seine dummen, altmodischen Wertvorstellungen.
10
D ie windige, kahle Hochebene, die sich schier endlos in alle Richtungen erstreckte, verursachte Jimmy Chains ausgesprochen schlechte Laune und machte ihn nervös und reizbar. Mit finsterer Miene starrte er nach draußen, während er darauf wartete, dass die Verbindung zustande kam. »Hey, Boss, ich bin's«, sagte er ohne große Begeisterung, als Hector Sanchez sich endlich meldete. »Ich bin in Grotesque, Wyoming, wie Sie es mir gesagt haben.«
»Arabesque«, korrigierte Hector.
Chains zuckte mit den Schultern, vergessend, dass Sanchez ihn in seiner
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