Küssen erlaubt - Liebe verboten!
nicht. Nicht, dass sie frigide wäre. Nein, sie hatte gern Sex. Aber die vernünftige, sichere, vorhersehbare Art, mit einem Mann, den sie gut kannte und für den sie etwas empfand. Den sie respektierte. Selbst wenn sich später herausstellte, dass er den Respekt nicht verdient hatte. Auf keinen Fall hätte sie gedacht, sich je auf wilden Sex mit einem völlig Fremden einzulassen!
Aber zweifellos hatte sie genau das gerade getan – mit Jace Ryan.
Sie hatten sich unterhalten, und kaum eine Minute später hatten sie sich geküsst, und sie hatte ihn angefleht, nicht aufzuhören und ihr den Orgasmus des Jahrhunderts zu verschaffen. Was er auch getan hatte.
Wie konnte es nur angehen, dass er so gut wusste, wo und wie er sie berühren musste? Was sie wollte, ja, brauchte? Wo sie es doch selbst nicht wusste. Bisher hatte sie nur zwei richtige Freunde gehabt. Nur zwei Männer, mit denen sie intim gewesen war. Beide hatte sie bereits Wochen oder sogar Monate gekannt, bevor sie auch nur daran gedacht hatte, die Dinge auf die nächste Stufe zu heben. Sie hatte feste Beziehungen mit ihnen gehabt, hatte sich sogar eingeredet, sie zu lieben. Trotzdem war es keinem von ihnen gelungen, sie vor Leidenschaft so um den Verstand zu bringen, wie Jace es mit einer einfachen Berührung getan hatte.
Sowohl Lance als auch David, ihr Freund vom College, hatten sich mitunter beschwert, dass sie beim Sex viel zu viel nachdenke, nicht spontan genug sei. Sie schluckte. Auf Jaces Couch war sie nicht nur spontan gewesen – sie hatte ihn sogar richtig herausgefordert!
Und nachgedacht hatte sie auch nicht. Im Gegenteil. Jace hatte angeboten, ihren Mantel reinigen zu lassen, und – schwupp! – hatte sie um Sex gefleht.
Sie kramte ihr Handy aus der Tasche, schaltete die Tastensperre aus und blätterte im Telefonbuch nach unten, bis sie bei „Nessa“ angelangt war.
Was sie jetzt brauchte, war der Rat einer Expertin. Nessa hatte immer eine beneidenswert unkomplizierte Einstellung zu Männern und Sex gehabt. Jedenfalls, bis sie Cassie eines Tages gestanden hatte, dass ihr alter Schulfreund Terrence die Liebe ihres Lebens sei. Nessa würde wissen, wie man mit „Sahneschnittchen“ umging. Ihrer eigenen Aussage nach hatte sie selbst ziemlich viele davon im Leben genossen.
Jace Ryan war zweifellos ein echter Traumtyp. Ein Prinz wie aus dem Märchen. Doch wie sollte es jetzt mit ihm weitergehen? Sollte sie tun, was ihre Hormone von ihr verlangten? Heute Abend mit ihm ausgehen und anschließend da weitermachen, wo sie eben aufgehört hatten? Oder sollte sie besser auf die Vernunft hören und schnell das Weite suchen?
Nessa schuldet mir was, dachte sie, als sie die Wähltaste drückte und auf das Freizeichen lauschte. Schließlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich überhaupt in diese dämliche Situation hineingeraten bin. Hätte sie ihr nicht diesen Ratschlag gegeben, hätte sich Cassie niemals so blauäugig von Jace einladen lassen – was bekanntlich in null Komma nichts zu jenem überirdischen Sex-Erlebnis auf dem Sofa geführt hatte.
„Hi.“ Beim Klang der vertrauten Stimme entspannten sich Cassies Schultern augenblicklich.
„Ness, ich bin’s“, flüsterte sie ins Handy. „Ich hab ein Problem.“
„Was für ein Problem?“, antwortete Nessa. Ihre Stimme klang schlagartig wach und aufmerksam. Plötzlich wusste Cassie wieder, warum Nessa die ideale Freundin in Krisensituationen war.
„Erinnerst du dich noch an Jacob Ryan? Aus der Schule?“
Es folgte eine kurze Stille, dann gab Nessa ein anerkennendes Brummen von sich. „Oh ja, und wie. Jace der Ladykiller. Sein Hintern sah in schwarzen Jeans so knackig aus, dass der Anblick mir für immer in die Erinnerung eingebrannt ist. Warum?“
„Ich habe ihn getroffen. Vorhin. Und jetzt bin ich in seinem Badezimmer im Chesterton. Wir hatten gerade, na ja, Sex auf der Couch … Obwohl eigentlich nicht so richtig … Aber fast!“
„Und was bitte soll ‚nicht so richtig‘ heißen?“ Nessa klang keineswegs beunruhigt.
„Ich hatte einen Orgasmus. Einen Wahnsinnsorgasmus!“, platzte Cassie hervor, ohne auf den Ablauf der Dinge im Detail einzugehen. „Aber er ist nicht gekommen.“
„Das zählt wohl kaum als Beinahe-Sex …“ Nessas volles Lachen drang aus dem Handy. „So, so, die kleine Cassie hat sich also endlich einen Liebhaber gesucht. Ich wusste doch, dass der Junge nicht ohne Grund so niedlich aussah …“
„Hör mir auf mit diesem Liebhaber-Quatsch. Ich stecke
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