Küssen erlaubt - Liebe verboten!
Die Gegenfrage klang amüsiert, aber es schwang ein ernster Unterton darin mit.
Erleichtert atmete sie auf. Sie verurteilte ihn nicht, dazu hatte sie kein Recht. Das hier war eine Bettgeschichte für eine Nacht. Für sie beide war es nichts weiter als das. Trotzdem hätte sie es sich nie verziehen, eine andere Frau so zu verletzen, wie sie selbst verletzt worden war. Und ihre Mutter. „Nein. Es würde sich für mich nur einfach nicht gut anfühlen, mit jemandem zu schlafen, der eine Beziehung hat.“
Jace versteifte sich bei der Frage. Er hasste es, wenn man ihn nach seinem Privatleben fragte.
Aber er war selbst schuld und konnte Cassie kaum vorwerfen, dass sie mehr über ihn wissen wollte. Er hatte die Sache vorangetrieben, sich Hals über Kopf hineingestürzt – und dies war das unvermeidliche Resultat.
Eigentlich hatte er es gar nicht so weit kommen lassen wollen. Nur einen Kuss, mehr hatte er nicht geplant. Aber ihre Lippen hatten einfach zu köstlich geschmeckt, ihre ungekünstelte, natürliche Reaktion machte ihn wild. Die kleinen erschrockenen Seufzer, als er ihre Schenkel streichelte, ihre schweren weichen Brüste auf seiner Brust, der betörende Duft ihres Haars – all das war so unwiderstehlich und erotisch gewesen, dass er innerhalb von Sekunden hart geworden war. Nur mit nahezu übermenschlicher Anstrengung hatte er sich davon abhalten können, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sich über sie herzumachen. Helens Party und die Gründe, warum er fünftausend Meilen über den Atlantik geflogen war, waren blitzartig aus seinem Kopf verpufft. Geblieben war nur noch der glühende Wunsch, die Nacht mit Cassie zu verbringen und sie zu lieben, bis der Morgen graute. Und genau deswegen hatte er sich zusammengerissen.
Seine schauspielerische Leistung hätte einen Oscar verdient, so perfekt hatte er seine Lust verborgen. Mit aller Macht hatte er sich gezwungen, gelassen zu bleiben. Denn die Erfahrung hatte ihn eins gelehrt: Es endete niemals gut, wenn man die Kontrolle verlor und übereilt mit einer Frau ins Bett ging. So etwas tat er nicht mehr, und nachdem sein Blutdruck sich wieder im gesundheitlich unbedenklichen Bereich eingependelt hatte, erinnerte er sich auch wieder daran, warum.
Mit Cassie ein Stündchen auf Helens Party zu verbringen war die perfekte Lösung, seine Lust zu zügeln und gleichzeitig sicherzugehen, dass sie ihm nicht weglief. Außerdem würde ihm das Wiedersehen mit Helen garantiert wieder in allen Einzelheiten die Gründe bewusst machen, warum er sich nie wieder auf eine Frau einlassen durfte. Auch nicht auf eine so warme und treuherzige Frau wie Cassie.
Folglich konnte es ihm eigentlich ganz egal sein, ob Cassie eine schlechte Meinung von ihm hatte. Er hatte schließlich schon als Junge aufgehört, sich um die Meinung anderer Leute zu scheren. Seit ihm klar geworden war, dass er machen konnte, was er wollte – die Leute dachten eh immer schlecht von ihm. Doch selbst Helens ewige und völlig unbegründete Untreuevorwürfe waren ihm nicht so nahegegangen wie die Enttäuschung, die er jetzt in Cassies großen blauen Augen sah.
Dabei kannte er Cassie gar nicht und wollte sie auch nicht näher kennenlernen. Mit Ausnahme ihres Körpers. Alles, was sie verband, war eine knisternde sexuelle Energie, die bald versiegen würde, sobald sie genug voneinander hatten. Nichtsdestotrotz fühlte er sich leicht angespannt.
„Nein, ich bin in keiner Beziehung“, antwortete er, um einen gelassenen Tonfall bemüht. „Und wenn ich es wäre, würde ich hier nicht versuchen, dich zu verführen.“
„Tut mir leid“, gab sie verlegen zurück. „Ich wollte damit nicht sagen“ – sie räusperte sich – „dass du ein unmoralischer Mensch bist.“
Die altmodische Formulierung brachte ihn zum Lachen. Seine Anspannung verflog so schnell, wie sie gekommen war. Er zog Cassie zu sich heran, wodurch der Sicherheitsgurt sich unter ihre Brüste presste und ihr Dekolleté noch vertiefte. Unfähig, seinen Blick davon loszureißen, sagte er: „Also, ‚moralisch‘ bin ich wirklich noch nie gewesen.“ Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und drückte seine Lippen sanft auf den galoppierenden Puls unter ihrem Ohr. „Und wenn du eine Ahnung hättest, was ich heute Nacht noch mit dir vorhabe, wäre dir sofort klar, wie un moralisch ich bin.“
Sie lachte leise. Dann zog sie den Kopf zurück und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Noch habe ich nicht eingewilligt, nachher mit zurück zu dir zu
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