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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Ranch und von Sadies Erbe. Aber Sadie konnte unbesorgt sein. Stella hatte schon vor langer Zeit verstanden, dass sie im Staate Texas nicht willkommen war. Ihre Aufregung zeigte sich dadurch, dass sie mit den Füßen auf den Boden tippte.
    »Ich weiß nicht.«
    »Warum? Warum nach all den Jahren?«
    »Diese Frage kann ich Ihnen beantworten.« Wieder stürzte er sich auf seinen Flan. Er war viel interessierter an seinem Dessert als an ihr. »Bis zum Tod Ihres Vaters vor zwei Monaten wusste sie nichts von Ihnen.«
    Ihre Füße hielten inne. »Was?« Das konnte nicht sein. Oder doch? Stella hatte immer von der Schwester gewusst, die sie nie gekannt hatte. Von der älteren blonden Schwester, die beim Vater in Texas wohnen durfte. Die auf der JH-Ranch lebte, Kälbchen aufzog und dafür Landjugend-Preise gewann. Die Debütantin, die ein weißes Kleid und lange weiße Handschuhe trug und deren Foto in der Zeitung war. »Wie konnte sie das nicht wissen?«
    »So hat man es mir gesagt.« Er zuckte mit den Schultern und hob seine Gabel. »Dass sie bis zum Tod Ihres Vaters nichts von Ihnen wusste.«
    Clive Hollowell war nie ihr Vater gewesen. Sie hatte ihn nur zweimal im Leben gesehen. Er war nur der Mann gewesen, der ihrer Mutter aus Versehen ein Kind gemacht und einen Treuhandfonds eingerichtet hatte, um für seine uneheliche Tochter zu sorgen. Auch Carlos war ihr nie ein Vater gewesen. Er war nur der Mann gewesen, der bei ihnen eingezogen war, um sich von dem Hollowell-Geld durchfüttern zu lassen, wie so einige in ihrer Familie.
    Sie nahm die Hände vom Tisch und betrachtete eingehend ihre schwarz lackierten, rund gefeilten Fingernägel. Worüber wollte Sadie mit ihr sprechen? Was könnten sie einander schon zu sagen haben? Ihr Vater hatte Sadie geliebt. Sie war der blonde Engel, Stella das schmutzige Geheimnis.
    »Sadie wüsste gerne, ob Sie offen für ein Gespräch mit ihr sind. Sie würde Sie gerne kontaktieren.«
    »Ich weiß nicht …« Sie hob die Hand und ließ sie wieder auf den Schoß sinken. Das alte Gefühl, abgelehnt zu werden, und die schmerzliche Sehnsucht setzten sich wieder in ihrem Bauch und ihrem Herzen fest. Gefühle, die sie schon längst begraben zu haben glaubte. »Telefonisch?«
    »Ja.«
    Ihre Schwester wollte sie anrufen! Sie wusste nicht, wie sie das finden sollte. Ein Teil von ihr wollte ihrer Schwester sagen, dass sie sich zum Teufel scheren und sich aus ihrem Leben heraushalten sollte. Der andere Teil wollte … Was? Endlich die Stimme ihrer Schwester hören? »Ich weiß nicht.« Sie zwang sich, zu dem Mann aufzusehen, der ihr gegenübersaß. Sie kannte ihn nicht. Wusste nicht mal seinen Namen, und dennoch hatte er ihre Welt auf den Kopf gestellt, und sie hatte das Gefühl, gleich abzustürzen. »Soll ich Ihnen meine Telefonnummer geben?«
    »Die hab ich schon.« Er legte seine Gabel auf den leeren Teller und trank seinen Kaffee aus. »Ich kenne Ihre Arbeitszeiten, Ihren Führerschein und Ihr Autokennzeichen. Ich weiß, wie viele Strafzettel Sie in den letzten zehn Jahren wegen Falschparkens, Geschwindigkeitsüberschreitung und diverser Verkehrsdelikte hatten. Ich weiß, wie oft Sie vor Gericht erschienen sind, und kenne Ihre vier letzten gemeldeten Adressen.« Er stellte seinen Kaffeebecher auf dem Tisch ab und griff nach seiner Baseballmütze. »Ich weiß das alles, ohne richtig danach zu suchen.«
    »Wie?«
    Er rückte die Mütze mehrfach auf seinem Kopf zurecht. »Geheimagenten-Geheimnisse, die ich in der Security-Ausbildung gelernt habe.« Er stand auf und zog seine Geldbörse hervor. »Wenn Sie sich entschieden haben, rufen Sie mich unter der mittleren Nummer an. Hinterlassen Sie mir eine Nachricht, dann informiere ich Sadie über Ihre Entscheidung.« Er schob ihr eine Visitenkarte hin und warf ein paar Geldscheine auf den Tisch.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. »Was ist, wenn …« Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte ihre größte Angst nicht laut aussprechen. Nicht mal vor sich selbst. Schon gar nicht vor diesem Fremden mit den eiskalten Augen.
    »Sprechen Sie mit Ihrer Schwester. Oder auch nicht. Mir ist das völlig egal. Ich hab Vince versprochen, Sie zu finden, und das hab ich getan. Sobald ich von Ihnen höre, bin ich raus aus der Sache.« Als er sich abwandte, hob sie den Blick zu seinen breiten Schultern. Mit nur wenigen großen Schritten war er zur Tür hinaus und verschwand in der Dunkelheit.
    Stella nahm die Karte in die Hand. Sie war natürlich schwarz, mit fett

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