Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
gewusst.“ Reese runzelte die Stirn. „Auch Kinder werden krank. Aber es war komisch, sie dort zu sehen. Ein paar von denen sind echt ganz schlimm krank und müssen total lange dableiben. Wenn sie Krebs haben oder so.“ Er griff nach seinem Glas. „Das hat mir eine von den Krankenschwestern erzählt.“
Sofort rührte sich in Denise der Beschützerinstinkt, das Bedürfnis, ihn vor den unerfreulichen Seiten des Lebens abzuschirmen. Dann aber sagte sie sich, dass Kinder ein gesundes Mitgefühl lernten, wenn sie von der Not anderer Menschen erfuhren. „Das muss sehr schwer für sie und ihre Familien sein.“
Er nickte. „Und dann ist jetzt auch noch Sommer und sie können gar nicht draußen spielen.“ Er stellte das Glas auf den Tisch zurück. „Glaubst du, ich könnte mal ein paar von den Kindern besuchen? So welche, die keine Freunde haben, die in der Nähe wohnen? Vielleicht könnten wir mal ein Computerspiel machen oder so.“
Denise war mit Stolz erfüllt. Stolz nicht nur auf Reese, sondern auch auf Kent, weil er seinen Sohn so gut hingekriegt hatte. „Ich werde mal mit deiner Tante Montana reden. Sie geht mit ihren Therapiehunden regelmäßig ins Krankenhaus und wird wissen, wen man da fragen muss.“
„Cool.“
Er grinste sie an, und in dem Moment erinnerte er sie so sehr an ihre Jungs, als sie noch in seinem Alter waren. Kent mochte zwar einen schrecklichen Geschmack haben, was Frauen anging, aber er war ein wunderbarer Vater. Wenigstens war es seiner Ex nicht gelungen, ihm das zu nehmen.
Die Bibliothek von Fool’s Gold war um 1940 herum erbaut worden. Sie war ein Projekt der Works Progress Administration , kurz WPA, und komplett mit gemeißelten Säulen und sechs Meter hohen Wandgemälden ausgestattet. Montana liebte die Bibliothek. Sie liebte den breiten Treppenaufgang, der zu einer großen geschnitzten Doppeltür führte, liebte die Buntglasfenster und den allgegenwärtigen Duft alter staubiger Bücher.
Bevor sie bei Max anfing, hatte sie in der Bibliothek gejobbt. Die Arbeit hatte ihr Spaß gemacht, und man hatte ihr eine Vollzeitstelle angeboten. Aber obwohl sie damals wusste, dass sie wahrscheinlich zusagen sollte, hatte eine innere Stimme ihr zugeflüstert, dass ihre wahre Passion vielleicht doch woanders liegen könnte.
Glücklicherweise gehörte Mrs Elder, die leitende Bibliothekarin, zu den Menschen, die vergeben konnten. Als Montana sie angesprochen hatte, weil sie während der Sommerferien ein Leseprogramm starten wollte, zu denen sie ihre Therapiehunde mitbringen würde, war Mrs Elder begeistert.
Sie fingen klein an, mit nur einem Hund und drei Schülern. Der äußere Ablauf war einfach. Kinder, die mit dem Lesen Schwierigkeiten hatten, arbeiteten eine halbe Stunde lang mit einem Tutor. Dieser Tutor ging mit ihnen die Vokabelliste durch und sorgte dafür, dass die Schüler verstanden, was die Worte bedeuteten. Dann lasen die Schüler einem Hund laut aus einem Buch vor.
Montana hatte Buddy ausgewählt, nicht nur, weil er freundlich und unterstützend war, sondern auch, weil er dazu neigte, bekümmert dreinzuschauen. Montana hatte beobachtet, dass Kinder auf Hundesorgen mit Zuspruch reagierten. Aber jede Form von Zuspruch setzte ein Mindestmaß an Selbstvertrauenvoraus, und das war etwas, das Schülern, die nicht lesen konnten, oftmals fehlte.
Mrs Elder stellte Montana einen mageren Jungen vor, der etwa in Reeses Alter war. „Das ist Daniel.“ Die Bibliothekarin lächelte den Jungen an. „Daniel, ich möchte dich mit Montana und ihrem Hund Buddy bekannt machen.“
Der Junge schaute sie mit Augen an, die unter den langen Wimpern kaum zu erkennen waren. „Hi.“
Es klang mehr wie ein Seufzen als eine Begrüßung, und Montana nahm an, dass er sich nicht gerade begeistert an einem warmen Sommernachmittag in der Bibliothek aufhielt.
Mrs Elder nickte ihnen zu und ließ sie allein.
Sie arbeiteten in einem der kleinen Zimmer, die vom Hauptraum der Bibliothek abgingen. Wie Montana es sich gewünscht hatte, lagen mehrere Sitzsäcke und große Kissen auf dem mit Teppich ausgelegten Fußboden, denn es half einem Kind, wenn es dem Hund, dem es vorlas, auf Augenhöhe begegnete.
Montana setzte sich auf einen Sitzsack und klopfte den Sack neben sich für Daniel zurecht. „Buddy freut sich schon wahnsinnig, die Geschichte zu hören. Ich habe ihm eben davon erzählt, und er kann es kaum erwarten.“
Daniel sank zu Boden und verdrehte die Augen. „Hunde freuen sich doch nicht auf
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