Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
umweitere Küsse, obwohl das geradezu traumhaft wäre, sondern auch darum, mit ihm zu reden. Sie wollte mehr über sein Leben in Erfahrung bringen. Sie wollte herausfinden, was es mit den Narben auf sich hatte, wie er dazu gekommen war und warum er sie nicht behandeln ließ.
Sie trat auf den Flur und ging zur Verbrennungsstation. Nachdem sie sich im Schwesternzimmer angemeldet hatte, ging sie weiter zu Kalindas Zimmer. Fay kam ihr auf dem Flur entgegen.
Obwohl es erst ein paar Tage her war, seit Montana zuletzt mit Cece da war, wirkte Fay noch erschöpfter und zerbrechlicher als zuvor. Die dunklen Ringe unter ihren Augen sahen aus, als wären sie dauerhaft in ihre Haut gebrannt, und ihr Mund zitterte, wie Montana annahm, vor lauter Gefühlen, die sie überwältigten.
„Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte Fay leise. „Kalinda hat solche Schmerzen. Die Schwestern versichern mir immer wieder, dass sie tun, was sie können, aber dann schreit sie, dass ich ihr helfen soll, und es gibt nichts …“ Fay schluckte. „Entschuldigung.“
Montana fühlte sich hilflos. „Entschuldigen Sie sich nicht, bitte! Das ist so schwer für Sie und Ihre Familie. Sie müssen Dampf ablassen, also fühlen Sie sich frei, mich dazu zu benutzen.“
„Sie sind sehr freundlich.“
Montana war sich da nicht so sicher, aber sie wollte tun, was immer sie konnte.
„Ich habe ihr nicht gesagt, dass der Hund kommt“, gestand Fay. „Sie wird sich so darüber freuen.“
„Cece ist auch schon ganz aufgeregt.“
Sie gingen ins Zimmer. Für Montanas ungeschulte Augen schienen die Verbrennungen schlimmer zu sein als vorher. Das rohe Fleisch hatte sich offenbar weiter entzündet, der Geruch war schlimmer geworden. Cece zitterte und versuchte, sich ihren Armen zu entwinden, als würde sie sich seit dem letzten Besuch noch gut an Kalinda erinnern.
Das Mädchen schlug die Augen auf. „Oh, du hast mir Cece gebracht.“
„Ich dachte, sie schafft es vielleicht, dass es dir ein bisschen bessergeht“, erklärte ihre Mutter.
Kalinda brachte ein wackliges Lächeln zustande. „Danke, Mom. Das schafft sie bestimmt.“
Montana setzte Cece aufs Bett. Vorsichtig tappte der winzige Pudel über die Laken an Kalindas Seite. Ein paar Sekunden schaute Cece sie nur an, dann leckte sie dem Mädchen die Finger. Und nun brachte Kalinda sogar ein schwaches Lachen zustande. „Sie mag mich.“
„Natürlich mag sie dich“, versicherte Montana, selbst leicht gerührt.
Cece rollte sich neben Kalinda zusammen. Das Mädchen streichelte sie zärtlich und schloss die Augen.
„Das ist schön“, flüsterte sie.
Fay machte Montana ein Zeichen, ihr auf den Flur zu folgen. „Können Sie ein bisschen länger bleiben? Ich dachte, vielleicht kann sie sich so weit entspannen, dass sie einschläft.“
„Natürlich. Ich setz mich einfach hierher.“ Montana sah sie an. „Warum machen Sie nicht mal eine Pause? Gehen Sie etwas essen.“
„Ich habe keinen Hunger, aber ich würde wahnsinnig gerne mal duschen.“ Sie warf einen Blick zurück ins Zimmer. „Ich lasse sie nur ungern allein.“
„Ich werde nirgendwo hingehen.“ Montana zog ein Buch aus ihrer Handtasche und hielt es hoch. „Versprochen.“
Die Schwester hat meine Handynummer, falls etwas passiert.“ Fay zögerte noch immer. „Ich wünschte, es hätte mich an ihrer Stelle erwischt. Alles daran ist wirklich viel zu schwer. Die Schmerzen, der Heilungsprozess, die ganzen Operationen. Sie vermisst ihre Freunde, aber die sind zu weit weg, um sie besuchen zu können. Hinzu kommt, dass ich nicht sicher bin, ob ihre Freunde sie wirklich so sehen wollen.“
Montana fiel ein, dass ihre Mutter ihr erzählt hatte, Reese würde gern einmal Kinder im Krankenhaus besuchen.
„Glauben Sie, es würde Kalinda gefallen, wenn sie jemandbesuchen käme, der eher in ihrem Alter ist? Mein Neffe ist zehn. Ich könnte ihn mal für ein paar Minuten mitbringen.“
Fay wirkte eher besorgt als erfreut. „Wäre er in der Lage, damit umzugehen? Ich würde nicht wollen, dass er irgendetwas sagt, womit er ihre Gefühle verletzt, oder sonst wie schockiert reagiert.“
„Ich kann vorher mit ihm reden. Wir könnten im Internet einiges darüber erfahren, was sie durchmacht. Dann weiß er, was los ist. Reese ist ein guter Junge. Und Kalindas Hände sind nicht so schwer verbrannt. Vielleicht könnten sie ein Spiel miteinander spielen oder so etwas.“
Fays Bedenken schwanden. „Es wäre schön, wenn sie mal jemand anderen sehen
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