Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
könnte als mich oder das Personal“, gab sie zu. „Wir müssten aber sicherstellen, dass Kalinda einen guten Tag hat. Bislang hat es davon noch nicht sehr viele gegeben.“
„Denken Sie darüber nach. In der Zwischenzeit werde ich schon mal mit Reese und seinem Vater sprechen. Wenn Reese einverstanden ist, machen wir uns schlau, damit er vorbereitet ist.“
Fay nickte. In ihren Augen standen Tränen. „Wir sind nicht hier aus der Gegend und sind nur wegen Dr. Bradley nach Fool’s Gold gekommen. Er ist der Beste. Und alle im Ort sind so entgegenkommend. Das überrascht mich sehr.“
Spontan nahm Montana sie in die Arme. Fay hielt sich mehrere Sekunden lang an ihr fest, als könnte sie die Unterstützung brauchen.
„Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie mir einfach Bescheid. Egal was, irgendwie werde ich es wahrscheinlich schon auftreiben können.“
„Im Augenblick ist eine Dusche schon viel wert.“
Fay nahm ein paar Sachen zum Wechseln aus dem kleinen Koffer, den sie im Zimmer ihrer Tochter deponiert hatte, und ging den Flur hinunter. Montana schlüpfte leise wieder in Kalindas Zimmer. Das Mädchen schlief. Schützend hatte sie die Hand um den kleinen Hund gelegt, und Ceces Kopf lag in der Handfläche des Kindes.
„Gute Arbeit“, flüsterte Montana ihr zu.
Cece wedelte zwar mit dem Schwanz, rührte sich aber sonst nicht. Montana setzte sich auf den Stuhl und schlug ihr Buch auf. Anstatt zu lesen, begann sie jedoch für das Kind zu beten, das solche Schmerzen hatte, und auch für alle anderen in der Welt, denen es genauso ging.
Montana saß ihrer Freundin Pia gegenüber, die mehr als schwanger aussah. Sie war kurz vorm Platzen. Während Gesicht, Arme und Beine noch immer die normale Größe aufwiesen, war ihr Bauch viel weiter ausgedehnt, als Montana es überhaupt für möglich gehalten hätte, und ihre armen Fußgelenke waren dick wie Ballons.
„Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte Montana und versuchte, vor dem Anblick ihrer Freundin nicht zurückzuschrecken.
„Wie schlimm es auch aussehen mag, es fühlt sich schlimmer an.“ Pia seufzte und verlagerte das Gewicht, um es sich in dem übergroßen Sessel bequem zu machen. „Tragen Elefanten nicht zwei Jahre lang ihre Babys aus? Wie schaffen die das bloß, ohne durchzudrehen? Ich bin so was von bereit, diese Babys endlich zu bekommen. Normalerweise kommen Zwillinge doch früher zur Welt, aber was machen meine? Selbstverständlich nichts dergleichen.“
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ich bin aufgebläht, ekelhaft und weinerlich. Raoul wird mich verlassen.“
Montana lächelte. „Er betet dich an.“
„Er betet mich an, nicht die Verrückte, in die ich mich verwandelt habe. Ich schwöre dir, wenn ich auch nur die geringsten medizinischen Kenntnisse hätte, würde ich die Babys selbst rausholen.“
„Ich glaube nicht, dass ich dabei zusehen könnte“, gestand Montana. „Was sagt denn deine Ärztin dazu?“
„Ich soll Geduld haben, und dass jeder Tag, den die Zwillinge länger in mir bleiben können, besser für sie ist. Früher habe ichDr. Galloway immer gemocht, aber jetzt fange ich an zu glauben, dass sie Teil einer Verschwörung ist. Wahrscheinlich werden diese Babys schon reif fürs College sein, wenn sie bereit sind, geboren zu werden.“
Montana war zwischen Mitgefühl und Heiterkeit hin- und hergerissen. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“
„Es ist nett, dass du mir zuhörst. Also dafür schon mal danke.“ Sie bewegte sich leicht in ihrem Sessel und stöhnte. „Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob es besser wird, wenn die Babys mal da sind. Was ist, wenn sie mich hassen?“
Montana dachte daran, dass Pia sich nun schon eine ganze Weile damit herumschlug, denn sie hatte sich nie für besonders mütterlich gehalten. Aber trotzdem hatte sie nach dem Tod ihrer Freundin Crystal, die ihre eingefrorenen Embryos in Pias Obhut gegeben hatte, den außergewöhnlichen Schritt getan und sie sich einpflanzen lassen.
„Deine Babys werden dich lieben“, sagte Montana bestimmt. „Und das weißt du.“
„Aber nur, weil sie es nicht besser kennen. Ich werde die einzige Mutter sein, die sie in ihrem Leben haben. Da bleibt ihnen ja wohl kaum eine andere Wahl, oder? Kannst du mir nicht mal einen von euren störrischen Assistenzhunden vorbeibringen?“
Montana runzelte die Stirn, denn das war unlogisch. „Wir haben keine störrischen Assistenzhunde. Ihr Wesen definiert sich dadurch, dass sie so ziemlich
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