Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
Bücher.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte Montana. „Buddy hat heute keinen besonders guten Tag, und immer, wenn er Geschichten hört, geht es ihm besser.“
„Sie können doch nicht erwarten, dass ich das glaube.“
„Aber selbstverständlich erwarte ich das. Sieh ihn dir doch an. Sieht er etwa aus wie ein glücklicher Hund?“
Pflichtbewusst drehte Daniel sich zu Buddy um, dessen Miene wie immer sehr bekümmert wirkte, so als laste das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern.
„Er sieht wirklich ein bisschen traurig aus“, räumte Daniel ein. „Aber Vorlesen wird ihm nicht helfen. Hunde interessiert so was nicht.“„Ach wirklich?“ Montana hob die beiden Bücher auf, die Daniel mit hereingebracht hatte. Beide hielt sie Buddy vor die Schnauze. „Welches willst du?“
Der Hund hob die linke Pfote und tippte auf das Buch zu seiner Linken.
Montana reichte es Daniel. „Siehst du, er hat eine Meinung.“
Daniel riss die Augen auf. „Boah! So was habe ich noch nie gesehen.“ Er wandte sich an den Hund. „Buddy, willst du wirklich, dass ich dir diese Geschichte vorlese?“
Vielleicht bildete Montana es sich nur ein, aber sie hätte schwören können, dass der Hund nickte.
„Okay.“ Daniel sah Montana an. „Sie bleiben doch nicht hier, oder?“
Montana stand auf. „Nein. Ich lass euch beide schön allein.“
Sie verließ den Raum, blieb aber gleich hinter der offenen Tür stehen. Daniel begann zu lesen, kam aber nur so langsam voran, dass es schon wehtat. Um jedes Wort musste er kämpfen und immer wieder verhaspelte er sich. Aber er blieb dran.
Vor ein paar Wochen war sie auf die Idee gekommen, dass der Hund das Buch aussuchen sollte. Es war leicht gewesen, ihm den Trick beizubringen, und wenn es dem Kind half zu glauben, war die Zeit gut genutzt.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und ging nach draußen. In zehn Minuten wollte sie wieder nach Daniel schauen.
Kaum hatte sie sich im Schatten einer großen Eiche niedergelassen, als ihr Handy in der Tasche vibrierte. Sie zog es heraus.
„Hallo?“
„Montana? Hier ist Fay Riley, die Mutter von Kalinda. Habe ich einen schlechten Moment erwischt?“ Fay klang mehr als müde, ganz als hätte sie seit Tagen nicht mehr geschlafen.
Wahrscheinlich wird es so sein, dachte Montana und erinnerte sich daran, wie klein Kalinda in dem Krankenhausbett aussah.
„Sie stören nicht. Was kann ich für Sie tun?“
Fay seufzte. „Heute hat sie einen schlechten Tag. Sie hat grauenhafte Schmerzen und kann nicht schlafen. Würde es Ihnenetwas ausmachen, mit Cece vorbeizukommen? Es würde ihr wirklich helfen, glaube ich. Ich will Ihnen keine Schuldgefühle bereiten“, redete sie gehetzt weiter. „Oh, zum Teufel. Vielleicht will ich es doch. Ich bin verzweifelt.“
Montana konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören und auch die Tränen. „Selbstverständlich kann ich mit ihr vorbeikommen. Ich bin jetzt in der Bibliothek und muss noch eine Stunde hierbleiben. Dann kann ich Cece abholen. Also wie wär’s gegen halb vier?“
„Das wäre fantastisch.“ Fay unterdrückte ein Schluchzen.
„Es ist in Ordnung“, sagte Montana weich. „Ich freue mich, wenn ich irgendwie helfen kann.“
„Das weiß ich sehr zu schätzen. Es tut mir leid, dass ich so schwach bin, aber das liegt an diesen Verbrennungen. Sie sind so furchtbar, und ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Sie sind bei ihr und Sie lieben sie.“
„Wenn das doch nur reichen würde.“ Fay räusperte sich. „Entschuldigung. Sie sind wundervoll, und ich bin …“
„Ich verstehe Sie. Jedenfalls, soweit es mir möglich ist.“
„Danke, Montana. Es bedeutet uns beiden sehr viel.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, steckte Montana das Telefon wieder in die Tasche. Sie konnte unmöglich verstehen, was diese Familie durchmachte. Das konnte niemand, der nicht dasselbe erlebt hatte. Alles, was sie anbieten konnte, war die Gesellschaft eines kleinen Pudels. Heute musste das reichen.
Im Krankenhaus nahm Montana den Fahrstuhl und fuhr mit der sauberen und ganz aufgeregten Cece im Arm nach oben. Der Pudel schien die Umgebung wiederzuerkennen. Montana fragte sich, ob sie so zitterte, weil sie an Kalinda oder an Simon dachte. Der kleine Hund hatte beide gemocht, obwohl Simon mit Abstand ihr Favorit war.
Wenn Montana absolut aufrichtig zu sich selbst war, musste sie einräumen, dass auch sie nichts dagegen hätte, ein wenig Zeit mit Simon zu verbringen. Dabei ging es ihr nicht einmal nur
Weitere Kostenlose Bücher