Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
Jahren in Pflegefamilien hatte er bei Pia und Raoul ein Heim gefunden und stand jetzt kurz davor, zwei kleine Brüderchen oder Schwesterchen zu bekommen. Oder vielleicht auch je eins von beidem.
Er erwiderte die Umarmung. „Ich wollte sie sehen“, erklärte er, wobei er zugleich trotzig und ein wenig verlegen wirkte.
„Er war sehr beunruhigt, dass wir alle uns womöglich große Sorgen machen und es nur vor ihm verbergen“, berichtete Denise und legte Peter eine Hand auf die Schulter.
„Ich hab sie lieb“, sagte er schlicht. „Ich will, dass sie okay ist.“
„Das wollen wir alle“, versicherte Montana. Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn zum Tisch.
Er griff nach einem Butterkeks und biss hinein. „Dann geht es ihr also gut?“
„Wir haben nichts anderes gehört.“
Es gab keinen Grund, die möglichen Komplikationen einer Geburt mit ihm zu erörtern. Statistisch gesehen würde Pia alles gut überstehen, und Montana sah keinen Sinn darin, einen Zehnjährigen unnötig aufzuregen.„Glaubst du, Raoul hat Angst?“
Montana lachte. „Ich bin mir sicher, dass er Angst hat. Du bist ein Kind, mit dem man leicht umgehen kann, aber Babys sind klein und hilflos, und sie können einem nicht sagen, was ihnen fehlt.“
Peter nickte. „Ich glaube, da muss ich helfen. Du verstehst, großer Bruder sein und so.“
Sie legte einen Arm um ihn. „Meine Eltern wussten es sehr zu schätzen, dass meine großen Brüder ihnen bei mir und meinen Schwestern geholfen haben.“
Ein paar Minuten später traf Dakota ein. Marsha übernahm Peter und setzte sich zu ihm, um mit ihm zu plaudern, während Denise sich ein Sofa mit ihren Töchtern teilte.
„Du bist als Nächste dran“, wandte sie sich lächelnd an Dakota.
Ihre Tochter legte eine Hand auf ihren noch flachen Bauch. „Vor Anfang März wird es bei mir nicht so weit sein, Mom. Das dauert noch ewig.“
„Trotzdem. Ich bin jetzt schon ganz aufgeregt.“
Nevada seufzte. „Ich fühle mich unter Druck gesetzt.“
„Ich habe nichts gesagt“, stellte Denise fest.
„Das musst du auch gar nicht.“
Denise sah Montana an. „Fühlst du dich auch unter Druck gesetzt? Das ist nicht meine Absicht. Ich fände es zwar schön, mehr Enkel zu haben, aber wenn ihr nicht daran interessiert seid, eine Familie zu gründen oder die Familientradition fortzuführen, ist es für mich völlig in Ordnung.“ Sie machte eine Pause und holte tief Luft. „Irgendwann wird mein Herz schon heilen.“
Montana wandte sich an Nevada. „Druck? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
Eine Ärztin kam ins Wartezimmer. Alle drehten sich zu ihr um, aber sie ging zu einer anderen Familie.
Montana hörte, wie Bürgermeisterin Marsha zu Peter sagte: „Pia dachte, sie würde stattdessen die Katze erben.“
Der Junge lachte. „Ich bin froh, dass sie die nicht bekommenhat. Wir haben jetzt einen Hund, und Hunde sind besser als Katzen.“ Er schaute sich im Raum um und fügte hinzu: „Mit einem Hund kann man spielen. Katzen schlafen immer nur.“
„Das habe ich auch gehört“, sagte Marsha.
Montana lauschte auch anderen Gesprächen. Augenblicke wie dieser erinnerten sie daran, warum sie so gern in Fool’s Gold lebte. Es war mehr als eine kleine Stadt, es war eine wirkliche Gemeinschaft. Die Menschen kümmerten sich umeinander. Sie wusste, sobald Pia nach Hause kam, würden die Frauen ihr alle möglichen Eintöpfe und Aufläufe vorbeibringen, sodass sie mindestens einen Monat lang nicht kochen musste.
Sie wusste auch, dass Mütter und Großmütter regelmäßig vorbeischauen würden, um ihr Ratschläge zu geben und sich kostenfrei als Babysitter anzubieten, damit Pia schlafen oder spazieren gehen konnte. Raoul würde feststellen, dass er auf unerwartete Weise ins Leben der Menschen, die ihn umgaben, einbezogen wurde. Montana gefiel es, ein Teil davon zu sein, einen Ort zu haben, auf den sie sich verlassen konnte. Fool’s Gold war nicht wie andere Städte. Hier zu leben bedeutete Zugehörigkeit.
Raoul stürzte ins Wartezimmer. Sofort verstummte jegliche Unterhaltung und alle schauten ihn an.
Der normalerweise sehr attraktive ehemalige Footballspieler trug noch den OP-Kittel, seine Haare waren zerzaust, sein Blick wirr. Er schaute sich um, als wäre er nicht ganz sicher, wo er sich befand.
Als er Peter entdeckte, lächelte er dem Jungen zu.
„Mädchen“, brachte er schließlich heraus. „Wir haben zwei Mädchen. Sie sind so schön. Einfach perfekt. Ich weiß nicht, womit ich so viel
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