Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
schätzen gewusst.
Der Erste hatte ihr beigebracht, dass ein Mann nicht unbedingt vorhatte, sein Versprechen zu halten, wenn er von Liebe sprach. Der andere hatte sie davon überzeugt, dass sie nie gut genug sein würde. Also war es durchaus sinnvoll, bei Simon Vorsicht walten zu lassen. Nur hatte sie das nicht vor.
Als sie vor ihrem Schrank stand und überlegte, was sie zu diesem speziellen Date tragen sollte, bei dem es vermutlich nur um Sex gehen würde, wusste sie, dass sie sich wahrscheinlich wirklich Sorgen machen sollte . Simon war weit gereist, erfahren und emotional distanziert. Sie wusste nicht recht, was er in einerFrau suchte, bezweifelte jedoch, dass er es in einer Hundetrainerin aus einer Kleinstadt finden würde.
Aber Simon war auch freundlich, und wenn sie ihm in die grüngrauen Augen schaute, wünschte sie sich immer wieder, sich einfach in ihm zu verlieren. Nichts anderes war von Bedeutung. Sie mochte sein Lächeln, die Art, wie er sie küsste und wie er sich für seinen Stock im Arsch entschuldigt hatte. Sie wollte seine Vergangenheit in Erfahrung bringen, wissen, woher er seine Narben hatte und was er im Leben am meisten bereute.
Ihr war klar, dass sie ein Risiko einging. Nie hatte sie ihren Körper leichtfertig verschenkt. Wie kam sie nur darauf zu glauben, ihn einem Mann überlassen zu können, der klargestellt hatte, dass er fortgehen würde? Sie sollte bestimmt versuchen, sich besser zu schützen, aber in dieser Hinsicht hatte Simon ihren Selbsterhaltungstrieb vollkommen lahmgelegt.
Natürlich könnte sie sich einreden, nur mit ihm ins Bett zu gehen, um ihn besser kennenzulernen. Vielleicht stimmte das sogar, aber in Wirklichkeit wollte sie mit Simon schlafen, weil sie das Gefühl hatte, er könnte sie in Sphären entführen, die sie noch nie erlebt hatte.
Womit sie wieder bei ihrem momentanen Dilemma war. Was sollte sie anziehen? Auch wenn sie im Bett landen würden, und das wahrscheinlich ziemlich rasch, empfand sie es als allzu aggressiv, ihn nackt zu empfangen. Seidendessous wären naheliegend, aber sie besaß nichts, das auch nur entfernt sexy oder seidig wäre. Ihr schönstes Nachthemd war ein Weihnachtsgeschenk ihrer Mom, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass weiße Baumwolle bedruckt mit Karikatur-Hunden Simon den Atem rauben würde. Immerhin besaß sie ein schwarzes Spitzenset, das aus BH und Slip bestand. Eigentlich war dieser Slip eher ein Tanga, aber ein paar Stunden würde sie damit schon leben können.
Irgendein Kleid wäre gut, dachte sie und schaute ihre Auswahl durch. Sie fand ein schlichtes blaues. Es war ärmellos und erschien ihr ansatzweise geeignet zu sein, zumal der lange Reißverschluss am Rücken den Entkleidungspart des Abends erleichternwürde. Aber so, wie Simon mit einem Handgriff ihren BH bewältigt hatte, musste sie sich wohl kaum Sorgen um Komplikationen bei der Entkleidung machen.
Noch immer über den Gedanken lächelnd, zog sie sich an und prüfte anschließend ihr Make-up. Sie hatte genug aufgelegt, um ihre Augen größer erscheinen zu lassen, aber nicht so viel, dass es im Eifer des Gefechts verschmieren würde. Schuhe waren kein Problem, sie würde barfuß bleiben.
Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass sie noch eine Stunde warten musste. Sie verspürte ein vorfreudiges Flattern im Magen. Vielleicht könnte sie ihn einfach anrufen und vorschlagen, er solle doch schon etwas früher kommen. Oder sie könnte …
Ihr Handy klingelte. Sie schaute aufs Display. Simon.
„Gerade habe ich an dich gedacht“, sagte sie zur Begrüßung.
„Montana, ich kann nicht kommen. Es gab einen Unfall.“
Sie sank aufs Sofa. „Aber nicht du.“
„Nein. Ein Motorradfahrer. Er wird gerade für die OP vorbereitet. Er hat innere Verletzungen, und wenn ich damit fertig bin, muss ich mir noch sein Gesicht vornehmen.“ Er holte tief Luft. „Es tut mir leid.“
„Mir auch.“
„Ich würde nicht absagen, wenn nicht …“
„Simon, das musst du mir nicht erklären. Es ist dein Job, und wenn deine Hilfe gebraucht wird, ist alles andere nebensächlich.“
„Du bist mir nicht böse?“
„Nein. Wahnsinnig enttäuscht, aber nicht böse.“
„Das freut mich, denn ich will nicht, dass du glaubst, ich würde versuchen, mich um unseren Abend zu drücken.“
„Sex“, neckte sie ihn. „Du meinst Sex.“
„Ja, ich meine Sex.“
Sie dachte daran, wie er sie berührt hatte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich darauf gefreut hast. Ich kann
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