Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Frau als sie von ihm.
Schließlich zog er sie hoch, holte ein Kondom aus der Hosentasche und drückte es ihr in die Hand. »Zieh’s mir über, Wildkatze«, murmelte er.
SIEBZEHN
Ein sanftes Streicheln über ihren Rücken weckte Delaney. Als sie die Augen aufschlug, lag sie auf dem Bauch und hatte Nicks breite, behaarte Brust direkt vor der Nase. Die helle Morgensonne strömte über seine gebräunte Haut.
»Guten Morgen.«
Verschlafen glaubte sie, einen Kuss auf ihrem Haar zu spüren. »Wie spät ist es?«
»So gegen halb neun.«
»Scheiße.« Sie rollte sich auf die Seite und wäre glatt aus dem Bett gefallen, wenn er sie nicht am Arm gepackt und sein nacktes Bein um ihre Hüften geschlungen hätte. Ein dünnes, geblümtes Bettlaken war das Einzige, was sie voneinander trennte. Sie sah zu dem pinkfarbenen Baldachin hinauf, unter dem sie als junges Mädchen fast jeden Morgen aufgewacht war. Das französische Bett war schon für einen zu klein, ganz zu schweigen von einer erwachsenen Frau und einem großen Kerl wie Nick. »Ich hab um neun eine Kundin.« Sie nahm allen Mut zusammen und sah ihn an, und ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Er sah morgens fantastisch aus. Sein schulterlanges Haar fiel zu einer Seite, und an seinem Kinn waren dunkle Bartstoppeln sichtbar. Für halb neun am Morgen kam ihr sein Gesichtsausdruck viel zu aufmerksam und wach vor.
»Kannst du nicht absagen?«
Sie schüttelte den Kopf und sah sich suchend nach ihren
Klamotten um. »Wenn ich in den nächsten zehn Minuten loskomme, schaffe ich es vielleicht noch rechtzeitig.« Als sie wieder zu ihm schaute, ertappte sie ihn dabei, wie er sie unverwandt ansah, als wollte er sich ihre Gesichtszüge einprägen oder nach Makeln suchen. Sie errötete verlegen, setzte sich abrupt auf und hielt sich verlegen ein Laken vor die Brust. »Ich weiß, dass ich scheiße aussehe«, murmelte sie, aber er musterte sie keinesfalls abschätzig. Vielleicht hatte sie einmal im Leben Glück gehabt und keine dunklen Ringe unter den Augen. »Oder?«
»Soll ich ehrlich sein?«
»Ja.«
»Okay.« Er küsste sie auf die flache Hand. »Du siehst besser aus als damals als Schlumpf.«
Um seine Augen gruben sich Lachfältchen ein, und Delaney spürte ein warmes Kribbeln in den Fingerspitzen, das sich bis über ihre Brüste ausdehnte. Das war der Nick, den sie liebte. Der Nick, der sie beim Küssen auszog. Der Mann, der sie gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen bringen konnte. »Ich hätte dich bitten sollen zu lügen«, brummte sie und entzog ihm ihre Hand, bevor sie noch ihren Neunuhrtermin vergaß. Sie entdeckte ihre Klamotten vor dem Bett, wandte Nick den Rücken zu und zog sich so rasch wie möglich an.
Hinter ihr senkte sich die Matratze, als Nick aufstand. Er lief durchs Zimmer und sammelte völlig ungerührt von seiner Nacktheit seine Sachen vom Boden auf. Mit einer Socke in der Hand beobachtete sie, wie er in seine Levi’s stieg und den Hosenschlitz zuknöpfte. Selbst im grellen Morgenlicht war Nick Allegrezza ein Supermann. Das Leben war ungerecht.
»Gib mir deine Schlüssel, dann lass ich den Wagen für dich warmlaufen.«
Delaney zog sich die Socke an. Das hatte ihr noch kein Mann
angeboten, und die schlichte Geste rührte sie. »Sie sind in meiner Manteltasche.« Nachdem er weg war, wusch sich Delaney das Gesicht, putzte sich die Zähne und kämmte sich. Als sie die Wohnungstür hinter sich zuschloss, war die Windschutzscheibe von Henrys Cadillac frei. Ihr hatte auch noch nie ein Mann die Windschutzscheibe frei gekratzt. Auf dem weißen Schnee glänzten ihre neuen Winterreifen schwarz. Ihr war zum Heulen. Kein Mann hatte sich je für ihre Sicherheit und für ihr Wohlergehen interessiert. Außer vielleicht ihr Exfreund Eddy Castillo. Er war ein echter Sportfreak und hatte sich Sorgen um ihre Ernährung gemacht. Deshalb hatte er ihr auch zum Geburtstag einen Salatschneider geschenkt, doch so ein herkömmliches Küchengerät konnte mit Winterreifen nicht mithalten.
Sie fragte Nick nicht, wann sie sich wiedersehen würden. Er schlug auch von sich aus nichts vor. Sie hatten eine Liebesnacht miteinander verbracht, und dennoch sprach niemand von Liebe oder auch nur von einem gemeinsamen Abendessen.
Delaney schaffte es noch knapp vor ihrer ersten Kundin in den Salon. Gina Fisher, die ein Jahr nach Delaney die Schule abgeschlossen und inzwischen drei Kinder unter fünf Jahren hatte, trug ihr langes, kräftiges Haar schon seit der siebten Klasse
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