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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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war.
    Von den fünf Jahren abgesehen, in denen Nick in Boise gelebt und gearbeitet hatte, hatte er seinen Wohnsitz in derselben Kleinstadt wie sein Vater gehabt, wo sie einander tunlichst ignorierten. Erst als Louie und er ihre Baufirma nach Truly verlegten, beschloss Henry, Nick zur Kenntnis zu nehmen. Gwen war gerade vierzig geworden, und Henry hatte sich endlich damit abgefunden, dass er mit ihr nie Kinder zeugen würde. Die Zeit war abgelaufen, und so wandte er seine Aufmerksamkeit seinem einzigen Sohn zu. Nick war damals Ende zwanzig und nicht an einer Versöhnung mit dem Mann interessiert, der sich stets geweigert hatte, ihn anzuerkennen. Henrys plötzliches Interesse hatte er mit dem Spruch »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben« abgehakt.
    Doch Henry blieb hartnäckig. Er bot Nick wiederholt Geld und Immobilien an. Er bot ihm Tausende von Dollar, wenn er seinen Namen in Shaw umänderte. Als Nick ablehnte, verdoppelte
Henry das Angebot. Nick sagte ihm prompt, dass er sich die Kohle sonst wohin schieben sollte.
    Er bot Nick Geschäftsanteile an, wenn Nick sich wie der Sohn verhielt, den Henry sich wünschte. »Komm zu uns zum Abendessen.« Als könnte das ein Leben voller Gleichgültigkeit ungeschehen machen. Nick wies ihn ab.
    Schließlich gingen sie dann doch eine recht angespannte Koexistenz ein. Nick erwies seinem Vater die Höflichkeit, sich seine Lockangebote wenigstens anzuhören, bevor er sie ablehnte. Selbst jetzt noch musste Nick zugeben, dass einige Offerten ziemlich gut gewesen waren, doch er hatte sie ungerührt abgelehnt. Henry warf ihm Starrsinn vor, doch es war eher Desinteresse gewesen. Es war Nick einfach nicht mehr wichtig. Doch selbst wenn er ernsthaft in Versuchung geraten wäre: Alles hatte seinen Preis. Nichts war umsonst. Es wurde immer eine Gegenleistung verlangt. Quid pro quo.
    Bis vor sechs Monaten. Um die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken, machte Henry Nick ein sehr großzügiges Geschenk, ein Friedensangebot ohne jede Bedingung. Er überschrieb ihm unverzüglich Crescent Bay. »Damit meine Enkel immer den schönsten Strand von Truly haben«, hatte er gesagt.
    Nick nahm das Geschenk an und reichte binnen einer Woche bei der Stadt Pläne ein, auf dem fünf Morgen großen Strand eine Anlage mit Eigentumswohnungen hochzuziehen. Der Bebauungsplan wurde bemerkenswert schnell genehmigt, bevor Henry davon Wind bekam und Einwände erheben konnte. Dass der Alte erst danach davon erfuhr, war unglaubliches Glück.
    Henry war stinksauer. Doch er regte sich schnell wieder ab, denn es gab etwas, das Henry mehr wollte als alles andere. Die eine Sache, die nur Nick ihm geben konnte. Einen Enkel. Einen direkten Nachkommen. Henry hatte Geld, Land und Prestige, doch keine Zeit mehr. Man hatte fortgeschrittenen
Prostatakrebs bei ihm diagnostiziert. Er wusste, dass er sterben musste.
    »Such dir eine Frau«, hatte Henry ihm vor Monaten befohlen, als er in Nicks Büro im Stadtzentrum hereinplatzte. »Du solltest in der Lage sein, ein Kind zu zeugen. Gott weiß, dass du lange genug geübt hast.«
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt. Ich hab noch nie eine Frau getroffen, die ich hätte heiraten wollen.«
    »Du musst sie ja nicht heiraten, mein Gott.«
    Doch Nick war nicht bereit, für irgendjemanden ein uneheliches Kind zu zeugen, und hasste Henry dafür, dass er das ausgerechnet von ihm, seinem unehelichen Sohn, verlangte. Als seien die Konsequenzen unwichtig.
    »Du machst das nur, um mich zu ärgern. Ich hinterlasse dir nach meinem Tod alles. Alles. Ich habe mich mit meinem Anwalt beraten, und ich muss Gwen ein bisschen was vermachen, damit sie mein Testament nicht anficht, aber du bekommst alles andere. Dafür brauchst du vor meinem Tod nur eine Frau zu schwängern. Wenn du dir keine suchst, suche ich dir eine. Eine aus gutem Hause.«
    Nick hatte ihm die Tür gewiesen.
    Auf dem Beifahrersitz klingelte sein Handy, doch er ignorierte es. Dass die Todesursache eine Schusswunde im Kopf gewesen war und nicht das Feuer, hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Er hatte gewusst, dass sich Henrys Zustand verschlechterte, und Nick hätte es genauso gemacht.
    Nick war von Sheriff Crow darüber informiert worden, dass Henry Selbstmord begangen hatte, doch nur wenige Leute kannten die Wahrheit. Gwen wollte es so. Henry war zu seinen Bedingungen abgetreten, doch vorher hatte er noch ein echtes Wahnsinnstestament aufgesetzt.
    Nick hatte schon damit gerechnet, dass Henry in seinem Testament
etwas aushecken

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