Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
mir einen Zopf flechten oder so.« Lisa trank ebenfalls einen Schluck. »Ich hab schon den Caterer für das Hochzeitsessen gebucht.«
Als das Thema Hochzeit erschöpft war, kam das Gespräch auf Delaneys Geschäft.
»Wie läuft’s denn so in deinem Salon?«
»Beschissen. Ich hatte heute eine einzige Kundin, Mrs Stokesberry. Sie hat ihre Perücke bei mir abgegeben, und ich hab sie einshampooniert wie einen totgefahrenen Pudel.«
»Tolle Arbeit.«
»Wem sagst du das.«
Lisa trank einen Schluck und sagte: »Ich will nicht, dass du dich noch schlechter fühlst, aber ich bin heute an ›Helens Haarhütte‹ vorbeigefahren. Der Laden hat ziemlich gebrummt.«
Delaney starrte finster in ihr Bier. »Ich muss mir irgendwas einfallen lassen, um ihr die Kunden abspenstig zu machen.«
»Versuch’s mal mit Werbegeschenken. Die Leute lieben es, wenn sie was umsonst kriegen.«
Das hatte sie schon mit dem Nagellack probiert. »Ich muss Werbung machen«, beschloss sie und dachte über ihre Möglichkeiten nach.
»Vielleicht solltest du eine kleine Show oder so was an Sophies Schule veranstalten. Ein paar Mädchen die Haare schneiden, damit sie toll aussehen. Dann wollen alle anderen sich auch bei dir die Haare schneiden lassen.«
»Und ihre Mütter müssen sie immer wieder zum Nachschneiden zu mir bringen.« Delaney nippte nachdenklich an ihrem Bier.
»Schau nicht hin, aber gerade sind Wes und Scooter Finley reingekommen.« Lisa hielt sich die Hand seitlich ans Gesicht wie einen Schutzschild. »Nimm bloß keinen Blickkontakt auf, sonst kommen sie zu uns rüber.«
Delaney schirmte ebenfalls ihr Gesicht ab, spähte jedoch neugierig durch die Finger. »Die sind noch genauso hässlich wie in meiner Erinnerung.«
»Auch noch genauso beschränkt.«
Delaney hatte mit den Finley-Brüdern die Schule abgeschlossen. Sie waren keine Zwillinge, nur Wiederholungstäter. Wes und Scooter waren zwei Nuancen dunkler als ein Albino und hatten gespenstisch blasse Augen. »Halten sie sich immer noch für unwiderstehlich?«
Lisa nickte. »Was denkst du denn.« Als die Finley-Gefahr vorüber war, ließ Lisa die Hand wieder sinken und deutete auf zwei Männer, die an der Bar standen. »Was glaubst du, Boxershorts oder Slips?«
Delaney warf einen Blick auf ihre T-Shirts mit den großen roten Chevron-Logos und ihre Vokuhila-Frisuren und sagte wie aus der Pistole geschossen: »Slips. Weiß. Fruit of the Loom.«
»Was ist mit dem dritten Typen von ganz hinten?«
Der Mann war groß, spindeldürr und hatte perfekt durchgestuftes Haar. Der gelbe Pulli, den er sich um den Hals geschlungen hatte, verriet Delaney, dass er entweder neu in der Stadt war oder sehr mutig. Nur ein sehr mutiger Mann würde mit einem farbigen Pulli um den Hals durch Truly laufen, schon gar nicht mit einem gelben. »Tanga, glaube ich. Er ist sehr wagemutig.« Delaney trank einen Schluck Bier und richtete ihr Augenmerk auf die Tür.
»Baumwolle oder Seide?«
»Seide. Jetzt bist du dran.«
Die zwei Mädels drehten sich um, behielten den Eingang im
Auge und warteten auf ihr nächstes Opfer. Es trat weniger als eine Minute später ein und sah noch genauso gut aus wie in Delaneys Erinnerung. Tommy Markhams braunes Haar lockte sich immer noch an den Ohren und im Nacken. Er war immer noch eher hager als muskulös, und als sein Blick auf Delaney landete, war sein Lächeln immer noch so charmant wie das eines missratenen Bengels. Ein Lächeln, das Frauen ihm fast alles verzeihen ließ.
»Du bringst meine Frau noch um den Verstand. Das ist dir doch klar, oder?«, sagte er, als er sich ihrem Tisch näherte.
Delaney schaute auf in Tommys blaue Augen und legte unschuldig die Hand auf ihre Brust. »Ich?« Es hatte mal eine Zeit gegeben, als sie beim Anblick seiner langen Wimpern Herzklopfen bekommen hatte. Jetzt konnte sie sich zwar eines Lächelns nicht erwehren, hatte aber keine Probleme in der Herzgegend. »Was hab ich denn angestellt?«
»Du bist wieder hergezogen.«
Gut, dachte sie. Helen hatte Delaney während ihrer ganzen Kindheit gepiesackt und sie um den Verstand gebracht. Es war nur gerecht, wenn sie den Spieß mal umdrehte. »Und, wo ist dein Klotz am Bein heute abgeblieben?«
Er lachte und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. »Sie ist mit den Kindern zu einer Hochzeit nach Challis gefahren. Sie kommen morgen irgendwann zurück.«
»Warum bist du nicht mitgefahren?«, fragte Lisa ihn.
»Ich muss morgen früh arbeiten.«
Delaney warf ihrer Freundin, die mit den
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