Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
sollte, wird es nicht wieder vorkommen.«
»Versprich es mir.«
Er schenkte ihr ein ungezwungenes Lächeln, das sie beschwichtigen sollte. »Natürlich, Ama .«
Doch Benita ließ sich nicht beschwichtigen. Dieses Mädchen war zurück, und die Gerüchteküche brodelte wieder.
ELF
Delaney legte den Telefonhörer daneben und hängte ihn erst wieder ein, als sie am nächsten Morgen zur Arbeit ging. Sie hoffte, dass ein Wunder geschehen war und Mrs Vaughn nicht in den Laden hatte sehen können. Vielleicht hatte sie ja Glück gehabt.
Doch als sie den Salon aufsperrte, wartete Wanetta Van Damme auf sie, und innerhalb von Sekunden musste sie feststellen, dass ihre Glückssträhne schon seit Monaten abgerissen war. »Ist es hier passiert?«, fragte Wanetta sensationslüstern, während sie hereinhumpelte und das Geräusch ihres silbernen Gehgestells – kling-tschong, kling-tschong – den Salon erfüllte.
Delaney hatte ein bisschen Angst davor, die nächstliegende Frage zu stellen, aber ihre Neugier gewann die Oberhand. »Was denn?«, fragte sie unschuldig, nahm der alten Frau den Mantel ab und hängte ihn an den Ständer im kleinen Empfangsbereich.
Wanetta deutete auf die Ladentheke. »Hat Laverne wirklich gesehen, wie Sie und dieser Allegrezza-Bursche darauf … Sie wissen schon?«
Diese direkte Frage schnürte Delaney die Kehle zu. »Was denn?«
»Ein Techtelmechtel hatten«, flüsterte die alte Dame verschwörerisch.
Jetzt krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie zog die Augenbrauen bis zum Anschlag hoch. »Ein Techtelmechtel?«
»Na, eben gebumst haben.«
»Gebumst?« Delaney zeigte entgeistert auf die Ladentheke. »Da drauf?«
»Jedenfalls hat Laverne das gestern Abend allen beim Bingospielen in der ›Jesus der Heiland‹-Kirche drüben in der Seventh erzählt.«
Delaney schleppte sich zu einem Friseursessel und sank hinein. Ihr Gesicht wurde heiß, und ihr dröhnten die Ohren. Sie hatte ja gewusst, dass es Klatsch geben würde, aber wie schlimm, hatte sie nicht geahnt. »Bingo? Jesus der Heiland?« Ihre Stimme wurde schrill. »O Gott!« Sie hätte es wissen müssen. Alles, was mit Nick zu tun hatte, war von jeher schlecht gewesen, und sie wünschte, sie könnte ihm alle Schuld in die Schuhe schieben. Aber das ging nicht. Schließlich hatte er sich sein Hemd nicht selbst aufgeknöpft.
Kling-tschong, kling-tschong. Wanetta kam auf sie zugewankt. »Stimmt es denn?«
»Nein!«
»Ach.« Wanetta war tief enttäuscht. »Der jüngste Baskenjunge ist ein fescher Bursche. Auch wenn er einen üblen Ruf hat. Wahrscheinlich könnte selbst ich ihm auch nur schwer widerstehen.«
Delaney fasste sich an die Stirn und atmete tief durch. »Er ist böse. Böse. Böse. Böse. Halten Sie sich von ihm fern, Wanetta, sonst könnten Sie morgens aufwachen und feststellen, dass Sie zum Gegenstand schrecklicher Gerüchte geworden sind.« Ihre Mutter würde sie lynchen.
»An den meisten Tagen bin ich morgens froh, überhaupt aufzuwachen. Und in meinem Alter würde ich diese Gerüchte wahrscheinlich gar nicht so schrecklich finden«, krächzte sie und schleppte sich in den hinteren Teil des Salons. »Können Sie mich heute noch einschieben?«
»Was? Sie wollen sich die Haare machen lassen?«
»Na klar. Ich hab mir nicht die Mühe gemacht herzukommen, nur um mit Ihnen ein Schwätzchen zu halten.«
Delaney erhob sich und folgte Mrs Van Damme zum Haarwaschbecken. Sie half ihr in den Stuhl und stellte ihre Gehhilfe beiseite. »Wie viele Leute waren denn beim Bingospiel?«, fragte sie bang.
»Ach, vielleicht sechzig oder so.«
Sechzig! Diese sechzig würden es weiteren sechzig erzählen, und das Gerücht würde sich ausbreiten wie ein Lauffeuer. »Vielleicht sollte ich mich einfach erschießen«, murmelte sie. Der Tod war sicher besser als die Standpauke ihrer Mutter.
»Benutzen Sie wieder das Shampoo, das so gut riecht?«
»Ja.« Delaney legte Wanetta einen Frisierumhang um und senkte ihren Kopf zum Waschbecken. Sie drehte das Wasser auf und prüfte die Temperatur am Handgelenk. Gestern hatte sie sich den ganzen Tag und die ganze Nacht in ihrer Wohnung versteckt wie ein Maulwurf. Der Zwischenfall mit Nick hatte sie gefühlsmäßig sehr mitgenommen, und ihr eigener Mangel an Selbstbeherrschung war ihr mehr als peinlich.
Sie duschte Wanettas Haare und wusch sie mit Paul-Mitchell-Shampoo. Als sie mit der Pflegespülung fertig war, half sie ihr zum Bedienstuhl. »Wie immer?«, fragte sie.
»Jawohl. Ich bleibe beim
Weitere Kostenlose Bücher