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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Zeitschriftenartikel denken, den sie mal beim Zahnarzt gelesen hatte. Darin war zur Debatte gestellt worden, ob es klug sei, wenn ältere Frauen aus halb vertrockneten Eiern Kinder produzieren.
    »Will der brave Brandon einen kleinen Obstsnack?«
    »Nein!«, kreischte das Produkt ihres halb vertrockneten Eis.
    »Geschafft«, rief Delaney erleichtert, als sie fertig war, und warf die Hände hoch wie ein preisgekrönter Lassowerfer. In der Hoffnung, dass Brandon nächstes Mal Helen behelligen würde, knöpfte sie der Frau fünfzehn Dollar ab. Sie fegte die weißblonden Locken des Bengels zusammen, hängte das »Mittagspause«-Schild an die Tür und schlenderte zum Feinkostgeschäft an der Ecke, um sich wie üblich ihr Vollkornsandwich mit Putenfleisch zu genehmigen. Sie aß jetzt schon seit Monaten mittags dort und duzte sich mit dem Besitzer, Bernard Dalton. Bernard war Ende dreißig und Junggeselle. Er war klein, bekam eine Glatze und hatte die Figur eines Mannes, dem schmeckte, was er kochte. Sein Gesicht war immer einen Tick gerötet, als wäre er leicht außer Atem, und sein seltsam geformter, dunkler Schnurrbart ließ ihn aussehen, als würde er immer lächeln.
    Als Delaney das Restaurant betrat, hatte der mittägliche Ansturm
schon leicht nachgelassen, und es duftete verlockend nach Schinken, Pasta und Chocolate Chip Cookies. Bernard schaute von der Dessertvitrine auf, wich jedoch ihrem Blick aus, und sein Gesicht verfärbte sich mehrere Töne röter als sonst.
    Also hatte er es gehört. Er hatte das Gerücht gehört und glaubte es offenbar.
    Delaney schaute sich im Feinkostladen um, sah zu den anderen Kunden, die sie anstarrten, und fragte sich, wie viele von ihnen das Gerücht schon gehört hatten. Sie fühlte sich plötzlich bloßgestellt und zwang sich, unbeirrt zur vorderen Ladentheke weiterzugehen. »Hallo, Bernard«, flötete sie und bemühte sich um eine gelassene Stimme. »Ich nehm wie immer ein Vollkornsandwich mit Pute.«
    »Pepsi Light?«, fragte er und ging zur Brottheke.
    »Ja, sehr gern.« Sie hielt den Blick krampfhaft auf die kleine Tasse für Trinkgeld neben der Registrierkasse gerichtet und fragte sich, ob die ganze Stadt glaubte, dass sie es in ihrem eigenen Schaufenster mit Nick getrieben hatte. Hinter sich hörte sie gedämpftes Murmeln und hatte Angst, sich umzudrehen. Sie fragte sich, ob alle über sie herzogen, oder ob sie nur paranoid war.
    Normalerweise nahm sie ihr Sandwich mit an einen kleinen Fenstertisch, doch heute zahlte sie gleich und hastete zurück in den Salon. Ihr war ganz schlecht, und sie musste sich zwingen, wenigstens ein paar Bissen zu essen.
    Nick. Der ganze Schlamassel war seine Schuld. Immer wenn sie sich von ihm aus der Reserve locken ließ, büßte sie dafür. Wenn er beschloss, sie zu umgarnen, verlor sie grundsätzlich ihre Würde, wenn nicht gar ihre Klamotten.
    Um kurz nach zwei hatte sie eine Kundin mit glatten, schwarzen Haaren, die sich die Spitzen schneiden lassen wollte, und
um halb vier betrat Steve, der Baggerfahrer, den sie auf Louis’ und Lisas Party kennengelernt hatte, den Salon und brachte einen Hauch kühler Herbstluft mit. Er trug eine mit Schurwolle gefütterte Jeansjacke. Seine Wangen waren vor Kälte ganz rot, seine Augen strahlten, und sein Lächeln verriet ihr, dass er sich freute, sie zu sehen. Delaney war froh, ein freundliches Gesicht zu sehen. »Meine Haare müssen dringend geschnitten werden«, gestand er.
    Mit Kennerblick stellte sie fest, wie zottelig seine Frisur aussah. »Allerdings«, stimmte sie zu und deutete auf die Nische am Empfang. »Häng erst mal deine Jacke auf.«
    »Ich will sie raspelkurz.« Er folgte ihr und deutete auf eine Stelle über seinem rechten Ohr. »Bis hierher. Ich trage im Winter oft Skimützen.«
    Delaney schwebte da etwas vor, das ihm super stehen würde. Dadurch konnte sie ihre Haarschneidemaschine mal wieder zum Einsatz bringen, was sie schon seit Monaten hatte tun wollen. Dazu müsste sein Haar trocken sein, und so setzte sie ihn gleich in den Friseursessel. »Ich hab dich in letzter Zeit nicht oft gesehen«, bemerkte sie, während sie sein goldenes Haar auskämmte.
    »Wir haben viel gearbeitet, um noch vor dem ersten Schnee fertig zu werden, aber inzwischen ist es ruhiger geworden.«
    »Was arbeitest du denn im Winter?«, fragte sie und warf die Haarschneidemaschine an.
    »Arbeitslosengeld beziehen und Ski fahren«, antwortete er über das stete Brummen hinweg.
    Staatliche Hilfe kassieren und Ski

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