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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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um uns als psychotische Killer zu verkleiden, denen das Blut aus dem Hals spritzt?«, fragte Lisa neben ihr. »Und deine Mutter total ausgerastet ist?«
    Sie erinnerte sich nur allzu gut. In jenem Jahr hatte ihre Mutter ihr ein dämliches Brautkostüm geschneidert. Delaney hatte so getan, als würde sie es super finden, nur um in der Parade als blutüberströmte Killerin ohne Augenbrauen aufzutauchen. Rückblickend wusste sie nicht, wie sie den Mut aufgebracht hatte, etwas zu tun, von dem sie genau wusste, dass es ihre Mutter auf die Palme bringen würde.
    Im Jahr darauf wurde Delaney gezwungen, sich als Schlumpf zu verkleiden.
    »Schau dir den Kleinen mit seinem Hund an«, rief Delaney und deutete auf einen Jungen, der sich als McDonald’s-Pommesschachtel kostümiert und seinen kleinen Dackel als Ketchup-Packung ausstaffiert hatte. Es war Ewigkeiten her, seit Delaney zum letzten Mal durch ein McDonald’s Drive-in gefahren war. »Ich bekomme Appetit auf einen Hamburger Royal.« Sie seufzte, und der Gedanke an einen fettigen Rindfleischbratling machte ihr den Mund wässrig.
    »Vielleicht kommt ja einer hinterhergelaufen.«
    Delaney sah ihre Freundin herausfordernd an. »Dann streiten wir uns drum.«
    »Du bist mir eh nicht gewachsen, Stadtpflanze. Sieh dich nur an, wie du in dem abgetragenen Mantel schlotterst.«
    »Ich muss mich bloß akklimatisieren«, maulte Delaney und beobachtete, wie eine Frau mit ihrem kleinen Dinosaurier vom Bürgersteig trat und sich der Parade anschloss. Irgendwo hinter
ihr klappte eine Tür. Sie drehte sich um, doch ihr Salon war noch leer.
    »Wo ist eigentlich Louie?«
    »Er nimmt mit Sophie an der Parade teil.«
    »Als was denn?«
    »Du wirst schon sehen. Es ist eine Überraschung.«
    Delaney lächelte zufrieden. Sie hatte ihre eigene Überraschung in petto. Dafür hatte sie zwar in aller Herrgottsfrühe aufstehen müssen, doch wenn alles nach Plan verlief, würde ihr Geschäft bald florieren.
    Ein zweiter Lkw tuckerte vorbei, ein riesiger rauchender Kessel mit einer hinterlistig lachenden Hexe auf der Pritsche. Trotz des abgefahrenen schwarzen Haares und des grünen Gesichts kam ihr das alte Weib irgendwie bekannt vor.
    »Wer ist die Hexe da?«, fragte Delaney.
    »Hm. Ach, das ist Neva. Du erinnerst dich doch an Neva Miller, oder?«
    »Klar.« Neva war zügellos und ungeheuerlich gewesen. Sie hatte Delaney mit Anekdoten versorgt, wie sie Schnaps geklaut, gekifft und mit dem gesamten Footballteam Sex gehabt hatte. Und Delaney war ganz Ohr gewesen. Jetzt beugte sie sich vertraulich zu Lisa und flüsterte: »Erinnerst du dich noch an die Geschichte, wie sie Roger Bonner einen geblasen hat, während er seinen kleinen Bruder auf Wasserskiern hinter sich herzog? Du wusstest nicht, was ›einen blasen‹ bedeutet, und sie hat es uns sehr anschaulich erklärt.«
    »Ja, und du musstest würgen.« Lisa deutete auf den Fahrer des Lkw. »Das ist ihr Ehemann, Pastor Jim.«
    »Pastor? Heiliger Strohsack!«
    »Ja, sie wurde errettet oder wiedergeboren oder weiß der Geier was. Pastor Jim predigt in der kleinen Kirche drüben in der Seventh Street.«
    »Er heißt Pastor Tim«, belehrte sie eine furchtbar vertraute Stimme direkt hinter Delaney.
    Delaney stöhnte innerlich auf. Es war so typisch für Nick, sich von hinten an sie ranzuschleichen, wenn sie am allerwenigsten damit rechnete.
    »Woher weißt du, dass er Tim heißt?«, wollte Lisa wissen.
    »Wir haben vor ein paar Jahren sein Haus gebaut.« Nicks Stimme war rau, als hätte er sie an dem Morgen noch nicht viel benutzt.
    »Ich dachte schon, er betet für deine Seele.«
    »Nein. Das macht meine Mutter.«
    Delaney warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. »Sie sollte lieber mal nach Lourdes pilgern oder zu diesem Tortilla-Schrein in New Mexico.«
    Ein amüsiertes Lächeln umspielte Nicks Mund. Er hatte sich die Kapuze seines dicken Sweatshirts über den Kopf gezogen, dessen weiße Kordeln über seine Brust baumelten, und sich die Haare hinten zusammengebunden. »Vielleicht«, lautete sein knapper Kommentar.
    Delaney wandte sich wieder der Parade zu. Sie zog fröstelnd die Schultern hoch und vergrub ihre eiskalte Nase im Mantelkragen. Es gab nur eines, was noch schlimmer war, als von Nick gefoppt zu werden, und das war, sich zu fragen, warum er sie überhaupt nicht foppte. Sie hatte ihn nicht allzu oft gesehen, seit sie an seine Hintertür geklopft hatte. Als wären sie sich in stillschweigendem Einvernehmen aus dem Weg gegangen.
    »Wo

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