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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Schlawiner. Vielen Dank.«
    »Oh, bitte«, freute
sich der junge Mann in der fernen Pfalz, dass er hatte helfen können.
    »Sie Schwindler.«
Die Hauptkommissarin drohte Lüder scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Wie haben
Sie herausgefunden, dass er mit seiner Familie unterwegs ist?«
    »Das war nicht
schwer zu kombinieren. Er hat bei seinen Anrufen in der Meldorfer Schule seine
Tochter vorübergehend abwesend gemeldet, als ordentlicher Mensch wahrscheinlich
einen Termin bei seinem Heimatgolfclub abgesagt und sich dann unter falschem
Namen in diesem Hotel eingebucht.«
    Lüder setzte sich
erneut an die Tastatur seines Rechners und tippte etwas ein. Dann begann der
Drucker, ein Blatt Papier auszuspucken. Lüder stand auf.
    »Was wollen Sie
jetzt machen?«, fragte Frauke Dobermann.
    »Ich fahre dorthin.«
    Die Hauptkommissarin
war ebenfalls aufgestanden.
    »Ich komme mit«,
beschloss sie entschieden.
    »Kommt gar nicht in
Frage.«
    »Doch!«
    Frauke Dobermann
hatte es sich auf dem Beifahrersitz eingerichtet. Die Fahrt war bisher
überwiegend schweigend verlaufen. Der Elbtunnel hatte dank der vier Röhren
keine Verzögerung durch Stau gebracht, und bei Bremen zeigten sich sogar einige
blaue Stellen am Himmel.
    Auf der Höhe von
Münster regnete es allerdings heftig.
    »Das ist der
Meimel«, erklärte Lüder.
    Die Hauptkommissarin
sah ihn ratlos an.
    »So nennen die
Münsteraner den Regen. Die Einheimischen sind der Auffassung, er gehört ebenso
zu ihrer Stadt wie die vielen Kirchen und die wunderbar wiederaufgebaute
Altstadt.«
    »Woher kennen Sie
Münster?«, fragte Frauke Dobermann matt. Es klang eher höflich als
interessiert.
    »Dort ist die
Führungsakademie der deutschen Polizei.«
    »Ach ja.«
    Lüder hatte den
Eindruck, seine Mitfahrerin würde gegen die aufkommende Müdigkeit kämpfen.
    Er hatte recht. Sie
verschlief das ganze Bergische Land. Erst kurz vor Köln schreckte sie hoch, als
er an einer Stelle schärfer bremsen musste. Sie sagte zwar nichts, aber ihn
streifte ein vorwurfsvoller Blick.
    Plötzlich spürte
Lüder, wie sie vertraulich ihre Hand auf seinen Unterarm legte.
    »Da.« Mit der
rechten Hand zeigte sie nach vorn. »Der Kölner Dom. Für mich ist das immer
wieder ein gigantischer Anblick.«
    »Das ist richtig.
Und trotzdem geschehen auch unter den Türmen dieser imposanten Kirche
Verbrechen. Denken Sie an den Müllskandal, der unglaubliche Verstrickungen und
Korruption ans Tageslicht gebracht hat. Aber wir wollen nicht mit Steinen
werfen. Es sieht so aus, als würde sich an der Schlei etwas Ähnliches
entwickeln.«
    Ihre Hand ruhte
immer noch auf seinem Unterarm, während sie versonnen auf die Türme der
Kathedrale blickte. Sie wurde erst durch den Rhein abgelenkt, als sie den Fluss
überquerten.
    »Da sind eine Menge
Schiffe unterwegs«, stellte sie fest.
    Lüder nickte. »So
putzig niedliche kleine Kähne, was? Da sind wir etwas anderes gewohnt.«
    »Müssen Sie immer
mit großen Sprüchen aufwarten?«
    »Ja.«
    Sie beließ es bei
einem Kopfschütteln, das sie mit einem gebrummten »Hmh« begleitete.
    »Ich möchte gern
wissen, was den Staatssekretär zu seinem plötzlichen Rücktritt veranlasst hat.
Es muss mit den Ereignissen in Schleswig zusammenhängen. Da steckt etwas
hinter, was wir noch nicht herausgefunden haben.«
    »Sind Sie immer so
beharrlich in der Verfolgung Ihrer Ziele? Ich meine – in allen . Oder
beschränkt sich Ihre Tatkraft allein auf Ihren Beruf?«
    »Wenn ich meiner
Aufgabe als Kriminalbeamter nachgehe, liege ich im Allgemeinen nicht auf der
faulen Haut. Das bleibt der Freizeit vorbehalten.«
    Zumindest hatte
dieser kleine Dialog den Erfolg, dass sie ihre Hand zurückzog.
    Die waldreiche
Landschaft, die großzügigen Autobahnbrücken über die tiefen Täler, insbesondere
die Moselüberquerung, rauschten ebenso an den beiden vorbei wie der Regen, der
sie im Hunsrück überfiel. Danach öffnete sich die weite Ebene des Rheingaus mit
den Weinlagen, die teilweise direkt bis an die Autobahn gingen.
    »Gau Stinkelsheimer
Abgasaltärchen, trocken ausgebaut«, lästerte Lüder unterwegs.
    Nach einer schier
endlos erscheinenden Fahrt verkündete die Stimme aus dem Navigationscomputer: »Nächste Ausfahrt rechts abbiegen.« Winnweiler hieß die Abfahrt. Der
Bordcomputer führte sie danach ein kurzes Stück über eine Landstraße, bis sie
erneut abbiegen mussten. Von dort war Münchweiler, ihr Ziel, schon zu sehen.
Das Hotel »Klostermühle«, Bestandteil einer historischen

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