Küstenfilz
der in Kiel-Wik eine
kleine Werbeagentur betrieb.
»Ich brauche deine
Hilfe, Horst.«
»Oh nee, nä? Kommt
gar nicht in die Tüte«, wehrte der sich. »Immer wenn du so beginnst, soll ich
dir bei einer krummen Sache helfen. Ich will gar nicht an die Pornobilder denken,
die ich dir für diesen britischen Diplomaten gebastelt habe.«
»Das ist für einen
guten Zweck. Du dienst damit der Gerechtigkeit an herausragender Stelle.«
»Für Volk und
Vaterland«, höhnte der Freund, konnte seine Neugierde aber doch nicht unterdrücken.
»Um was geht es denn?«
»Diesmal ist es
völlig harmlos. Du hast doch Zugriff auf die Informationen einer
Wirtschaftsauskunftei.«
»Du meinst
Creditreform?«
»Von mir aus. Kannst
du mir Informationen über Holger Rasmussen, Hinrich Petersen und Erich Joost
besorgen? Alle wohnen in Boren an der Schlei.«
»Ist das dein Ernst?
Ich denke, du bist bei der Polizei.«
»Das schon, aber ob
du es glaubst oder nicht, unsere Möglichkeiten sind begrenzt.«
»Ich dachte immer,
dass es eine Unmenge staatlicher Schnüffelbehörden gibt, die bis in die
intimsten Geheimnisse von uns Bürgern vorstoßen.«
»Darüber sollten wir
einmal bei einem Glas Rotwein sprechen. Die Sicherheitsbehörden gehören
zumindest nicht dazu. Jedenfalls nicht die Polizei.«
»Das wird aber ein
sehr großes Glas Rotwein«, antwortete Horst Schönberg. »Okay, ich werde mein
Bestes versuchen.«
Dann fuhr Lüder auf
direktem Weg nach Hause. Der Rest des Wochenendes sollte exklusiv seiner
Familie gehören.
ACHT
Das Kontinentalhoch
über Russland und ein Islandtief sorgten für einen Druckausgleich, der sich als
Wind über Norddeutschland bemerkbar machte. Es mochte Windstärke vier
herrschen, was manchen Binnenländer sicher zu der Erkenntnis kommen ließ, er
hätte seinen Aufenthalt an der Küste mit einem »Sturm« gekrönt. Bei
vorsichtigen Zeitgenossen begann es leicht im Magen zu rumoren, wenn sie dabei
an einen Segeltörn in der Außenförde dachten.
Lüder schenkte dem
Wetter keine Beachtung. Es war jetzt genau eine Woche her, dass die
Joost-Kinder entführt worden waren. Und sie hatten bisher keine Spur gefunden.
Auch über das Motiv herrschte immer noch Ungewissheit. Die wurde zusätzlich
durch das eigenartige Verhalten der Täter geschürt, die sich nicht meldeten,
weder mit einem Lebenszeichen noch mit einer Forderung traten sie an die Eltern
heran. Oder war alles so diskret verlaufen, dass die Polizei es nicht
mitbekommen hatte?
Lüder versuchte zum
wiederholten Mal, seinen Freund Horst zu erreichen. Der war bekennender
Spätaufsteher, und mehr konnte ihm eine junge Mitarbeiterin der Werbeagentur
auch nach dem dritten Anruf nicht sagen. Erst nach einer weiteren halben Stunde
meldete sich eine verschlafen klingende Stimme.
»Ich denke, du bist
Beamter? Wieso machst du in aller Herrgottsfrühe die Welt verrückt?«
Lüder sah auf die
Uhr. »Weißt du, wie spät es ist? Nach halb elf.«
»Na und? Als
Kreativer arbeite ich bis spät in die Nacht hinein.« Wie um das zu beweisen,
vernahm Lüder ein herzhaftes Gähnen am anderen Ende der Leitung. »Dafür habe
ich etwas für dich. Alle drei sind gewerblich tätig, deshalb gibt es auch
Auskünfte über sie. Rasmussen hat eine gute Bonität. Er verfügt über ein
überdurchschnittliches Einkommen und hat sich neben seiner Landwirtschaft, die
ihm immer noch gehört, mit mehreren Gesellschaften im Windparkgeschäft ausgebreitet.«
»Was heißt ›mit
mehreren Gesellschaften‹?«
»Ist doch ganz easy.
Er hat zwei GmbHs. Bei denen ist die Haftung begrenzt. Die sind wiederum
Komplementäre von einer Reihe von Kommanditgesellschaften. Und dort lässt er
fremde Investoren als Geldgeber mitwirken. Die treten dann als Kommanditisten
ein. So weit alles klar?«
»Ist das windig? Ich
meine, das Geschäftsmodell, nicht die Branche.«
Ȇberhaupt nicht.
Damit verteilt er geschickt das Risiko auf verschiedene Gesellschaften. Wenn
eine floppt, weil die Technik versagt, der Standort wider alle Prognosen
ungünstig ist oder was weiß ich passiert, dann bricht nicht sein ganzes
Miniimperium zusammen. Im Übrigen scheint er ein solider Geschäftsmann zu sein.
Es gibt keine negativen Aussagen über ihn. Und seine Kredite, die tilgt er im
vereinbarten Rahmen.«
»Trifft das auf
Petersen auch zu?«
»Der nagt ebenfalls
nicht am Hungertuch. Der hat eine Menge in Ferienanlagen investiert. Darüber
hinaus ist er stiller Gesellschafter an einem Hotel und einer Pension. Im
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