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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Hofanlage aus dem
zwölften Jahrhundert, war das erste Gebäude am Ortseingang. Schon als sie auf
den Parkplatz einbogen, bemerkten sie den dunkelblauen Audi Avant mit dem
Kennzeichen » HEI - IW «.
    »Ich denke, Windgraf
heißt Heiner mit Vornamen«, sagte Frauke Dobermann.
    »Das könnte der
Wagen seiner Frau sein. Dr. Ilka Preuße-Windgraf«, erklärte Lüder.
    »Die Doppelnamen
sind richtig in Mode gekommen.« Die Hauptkommissarin stieg aus und ließ ein
»Uff« folgen. Dabei streckte sie sich und fasste sich ins Kreuz.
    Lüder lächelte. »Das
ist ein Attribut der Jahre, die uns trennen.« Er sah ihrem Gesichtsausdruck an,
dass seine Bemerkung nur für ihn heiter klang.
    Im Hotel begrüßte
sie ein junger Mann. »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?« An der Stimme
glaubte Lüder, seinen telefonischen Gesprächspartner zu erkennen.
    »Wir haben heute
Vormittag miteinander telefoniert. Wir sind Freunde der Familie Müller.«
    »Ich erinnere mich.
Da haben Sie aber Glück. Die sitzen im Garten und trinken Kaffee.« Der junge
Mann ging durch das Restaurant auf die Terrasse und zeigte auf eine
majestätische Eiche, unter der ein Tisch stand.
    Lüder erkannte den
ehemaligen Staatssekretär wieder. Dr. Heiner Windgraf hatte ein dezent
gemustertes Sporthemd an, wobei er die oberen Knöpfe geöffnet hatte und seinen
braun gebrannten Brustansatz zeigte. Die langen Beine, die in einer
dunkelblauen Leinenhose steckten, hatte er übereinandergeschlagen. An den Füßen
wippten Sneakers. Die Sonnenbrille zierte das volle dunkelblonde Haar. Der Mann
sah gut erholt aus. Das sonnengebräunte Gesicht mit der markanten Nase und dem
Bart rund um den Mund passte besser zu einem zufriedenen Urlauber als zu
jemandem, dessen politische Karriere abrupt beendet worden war.
    Neben ihm saß eine
schlanke Frau mit stufig geschnittenem Kurzhaar, das durch Strähnen in unterschiedlichen
Blondtönen aufgelockert wurde. Dr. Preuße-Windgraf machte auch hier, in der
Abgeschiedenheit dieses vorübergehenden Asyls, einen eleganten Eindruck.
    Die Tochter saß mit
dem Rücken zu den beiden Beamten und blätterte gelangweilt in einem Comic.
    Als Windgraf Lüder
und Frauke Dobermann erblickte, schrak er zusammen. Das galt auch für seine
Frau. Beide musterten die Neuankömmlinge mit einer nicht zu leugnenden
Spannung. Der ehemalige Staatssekretär hockte auf seinem Stuhl wie eine
gespannte Feder, die jeden Moment die Arretierung lösen und den beiden Beamten
entgegenspringen konnte.
    »Hallo, Herr
Müller«, sagte Lüder betont locker, als sie vor den beiden standen. »Es gibt
keinen Grund zur Beunruhigung. Mein Name ist Lüders. Das ist meine Kollegin Frau
Dobermann. Wir kommen von der Landespolizei Schleswig-Holstein.«
    Windgraf musterte
Lüder immer noch misstrauisch. Erst als dieser seinen Dienstausweis gezogen und
vorgelegt hatte, entspannte sich die Haltung der beiden Windgrafs.
    »Ja?«, fragte der
Ex-Staatssekretär.
    »Es gibt
wohlmeinende Leute aus Ihrem ehemaligen Wirkungskreis, die sich Sorgen um Sie
gemacht haben.«
    »Wie haben Sie uns
gefunden?«, wollte Windgraf wissen. »Meine Eltern?«, schob er als Frage gleich
hinterher.
    Lüder schüttelte den
Kopf. »Ihr Vater schweigt eiserner als ein Schweizer Bankier. Wir haben andere
Möglichkeiten.« Lüder vermied es, eine Erklärung abzugeben.
    Windgraf sah Lüder
und dann Frauke Dobermann abwartend an.
    »Dürfen wir uns
setzen?«, fragte Lüder.
    Erst jetzt fiel
Windgraf auf, dass er den beiden keinen Platz angeboten hatte.
    »Ja, bitte.«
    Seine Frau beugte
sich zur Tochter hinüber und sagte leise zu ihr: »Schätzchen, kannst du uns
einen Augenblick allein lassen?«
    Das etwa elfjährige,
schlaksig wirkende Mädchen wischte sich mit einer Handbewegung die langen Haare
aus dem Gesicht.
    »Warum denn?«,
protestierte sie.
    »Bitte, Schätzchen.«
Windgrafs Frau hatte Entschiedenheit in ihre Stimme gelegt.
    »Ach manno«, maulte
die Tochter, stand aber auf und trottete langsam über die Wiese in Richtung
Bahndamm, der das Areal im Hintergrund begrenzte und doch unerreichbar war,
weil davor, durch dichten Uferbewuchs unsichtbar, die Alsenz floss, die an
dieser Stelle allerdings nicht mehr als ein schmaler Bach war.
    Lüder sah sich um.
»Schön haben Sie es hier.«
    Heiner Windgraf
wirkte jetzt ein wenig entspannter. »Wir haben dieses kleine Paradies vor
einigen Jahren entdeckt. Seitdem fühlen wir uns hier wohl. Fern von Kiel und
unter anderem Namen, wenn Sie diese kleine

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