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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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mitsprechen. Und jene, die aus
irgendeiner Quelle davon erfahren haben und versuchen, ihr eigenes Süppchen zu
kochen. Irgendwo in diesem Umfeld befindet sich das Zentrum des Bösen.«
    Nathusius nahm vorsichtig einen Schluck Kaffee, bevor
er antwortete. »Ich habe mit Oberstaatsanwalt Brechmann gesprochen, ohne die
Hintergründe um die Planungen des Atomkraftwerkes zu erläutern. Er lehnt Ihren
Wunsch rundweg ab und sieht dafür weder die Notwendigkeit, noch hält er es für
angebracht, den Minister zu behelligen.«
    »Gibt es keinen anderen Weg, Kontakt zum Minister zu
knüpfen? Die Mitglieder unserer Landesregierung geben sich sehr volksnah und
legen Wert darauf, keine allzu große Distanz zu den Menschen im Land aufkommen
zu lassen.«
    »Das ist zutreffend. Aber als Behörde sind wir an
gewisse Formalismen gebunden. Und an der Staatsanwaltschaft führt kein Weg
vorbei.«
    »Zumindest nicht an dieser Flachpfeife.«
    Der Kriminaldirektor hüstelte ermahnend als Antwort
auf Lüders Feststellung.
    »Im Unterschied zu den Geheimdiensten, mögen sie
Nachrichtendienst oder Verfassungsschutz heißen, sind uns in vielerlei Hinsicht
die Hände gebunden.«
    »Das ist der kleine, aber entscheidende Unterschied.
Gerade wir vom polizeilichen Staatsschutz tummeln uns oft genug im Schmutz der
Politik und politisch oder terroristisch motivierter Straftaten. Dabei erwarten
aber alle, dass wir die vorgegebenen Normen unseres Rechtssystems achten, auch
wenn gerade Ihre Methoden manchmal ein wenig unkonventionell erscheinen.«
    Lüder machte ein gespielt erstauntes Gesicht. »Meine
Methoden?« Dann dachte er an seinen Vater, den bodenständigen Zimmermeister aus
Mittelholstein, der ihm die Lebensweisheit vermittelt hatte: »Du darfst alles
machen, dich aber nicht erwischen lassen.« Laut sagte er: »Es ist deprimierend,
mit welchen Argumenten unsere Arbeit torpediert wird. Auch die Politiker haben
sich unserem Rechtssystem unterzuordnen. Manchmal glaube ich, dass einige von
ihnen das vergessen und nicht mehr daran denken, dass das Amt nur vom obersten
Souverän, dem Volk, geliehen ist.«
    »Anspruch und Wirklichkeit passen häufig nicht
zueinander«, stimmte der Kriminaldirektor zu. »Ich weiß die Sache bei Ihnen in
besten Händen, auch wenn Ihnen auf dem geraden Weg immer wieder Knüppel
zwischen die Beine geworfen werden.«
    Lüder stand auf. »Danke für die Blumen, aber ein paar
weniger Probleme durch ›die da oben‹ wären der Sache dienlich.«
    Dann kehrte er in sein Büro zurück. Dort fand er eine
Notiz vor, dass sich die Göttinger Kripo gemeldet hatte. Hauptkommissar
Eisermann bat um Rückruf.
    »Sie hatten uns gestern um Amtshilfe gebeten. Wir
wissen jetzt, wer die hier ansässige Ingenieurgesellschaft beauftragt hat, bei
Ihnen an der Schlei Vermessungsarbeiten vorzunehmen.«
    »Wir haben Sie das geschafft?«, fragte Lüder und
erinnerte sich an seine vergeblichen Bemühungen, einen Ansprechpartner zu
erreichen.
    Eisermann lachte kehlig ins Telefon. »Ich habe einen
Kollegen hingeschickt, von dem ich weiß, dass er sich nicht abschütteln lässt.
Ein Vertreter der alten Garde. Ich frage bei solchen Gelegenheiten
vorsichtshalber nicht nach Details.«
    »Kompliment. Was haben Sie nun herausgefunden?«
    »Das war ein wenig komplexer. Die Göttinger haben
ihren Auftrag von der Buschmann GmbH aus Schwerte erhalten.«
    »Ich fürchte, dieses Unternehmen sagt mir nichts.«
    »Wahrscheinlich gibt es dort nur einen Briefkasten«,
erklärte Eisermann. »Die Buschmann GmbH ist ein Tochterunternehmen der Niederrhein
Entwicklungsgesellschaft, die in Wesel sitzt. Die gehört wiederum zu den
Westfälischen Überlandwerken. Und das ist eine Tochter im Konzernverbund der DEU .«
    Das Ende dieser Kette überraschte Lüder nicht. Die
Deutsche Energie Union AG aus
Düsseldorf war eines der größten Energieversorgungsunternehmen Europas und
hatte sich den deutschen Strommarkt mit wenigen anderen aufgeteilt. Die Macht
dieses Energiekartells war inzwischen ein Politikum. Hinter der DEU verbarg sich ein unübersehbares
wirtschaftliches Potenzial. Und dass es diesem Oligopolisten daran gelegen war,
jedem anderen Mitbewerber den Marktzutritt unmöglich zu machen, konnte man sich
gut vorstellen. Natürlich hatten diese mächtigen Unternehmen ihre
Interessenvertreter an exponierter Position in Berlin und über diese Lobbyisten
vorzeitig von der Idee, über neue Atomkraftwerke nachzudenken, Kenntnis
erhalten. Lüder fragte sich, ob es Cleverness

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