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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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geholt, Stuhr. Der Kollege Fingerloos hat ganze Arbeit
geleistet. Er konnte den Toten anhand des Ausweises identifizieren. Muss eine üble
Fummelei in der Blutsuppe gewesen sein. Den Papieren nach handelt es sich um einen
Sönke Sörensen, Abteilungsleiter von der Nordstrom AG in Rendsburg. Die versorgen
Mittelholstein mit Strom und Gas. Hingerichtet wurde er von einem Windrad seiner
Firma. Siehst du, dort auf dem Sockel, da steht der Schriftzug. Du hast doch in
deiner aktiven Zeit in der Staatskanzlei ständig mit Energiethemen zu tun gehabt,
oder? Hier läuft ein großes Ding.«
    Stuhr schaute
Hansen erstaunt an. »Ein großes Ding? Habt Ihr Hinweise auf die Täter?«
    »Schwierig.
Fingerloos und seine Leute suchen noch nach weiteren Spuren oder möglichen Zeugen.
Ich denke, dass die Zusammenhänge komplex sind.«
    Hansens
Kollege hatte Stuhr jetzt bemerkt, denn er winkte ihm mit Mundschutz und blutverschmierten
Latexhandschuhen fröhlich zu, als wenn man sich beim Kappenfest trifft.
     
    Stuhr wies auf die verstörte Schafherde,
die auf der anderen Seite der Weide eng zusammengedrängt verharrte. »Hundert stumme
Tatzeugen, Hansen. Fang bei ihnen an.«
    Der Kommissar
seufzte. »Wenn es so einfach wäre. Schafe stehen symbolisch für Geduld. Ihnen wird
die Unruhe kaum gefallen haben. Schau dich einmal um, Stuhr. Die Weide erlaubt einen
Blick auf den Sitz der Firma von Sörensen auf der anderen Seite des Nord-Ostsee-Kanals,
genau am Schnittpunkt einer viel befahrenen Land- und Wasserstraße. Der Zeitpunkt
war gut gewählt, denn zu dieser frühen Zeit ist am Samstagmorgen normalerweise kein
Mensch unterwegs. Das alles kann kein Zufall sein, Stuhr.«
    »Wurde dieser
Sörensen denn vermisst?«
    »Nein. Jedenfalls
wurde nach bisherigem Stand keine Anzeige bei der Polizei erstattet. Einem Brief
zufolge, den wir beim Opfer gefunden haben, konnten wir entnehmen, dass er vor etwa
vier Wochen zu Hause ausgezogen ist.«
    »Der Grund?«,
fragte Stuhr.
    »Offenbar
eine Geliebte. Jelena Simonovich, eine 23-jährige Rumänin. Aber die Grausamkeit
der Tat spricht nicht gerade für ein Eifersuchtsdrama. Ich habe Oberkommissar Stüber
gebeten, bei den Angehörigen schnellstmöglich nähere Informationen einzuholen.«
    Ob der dem
Hauptkommissar Hansen zugeordnete Stüber erste Wahl bei den Ermittlungen war, bezweifelte
Stuhr. »Inwiefern glaubst du, dass ich bei der Aufklärung helfen kann?«
    Hansen holte
aus. »Man muss zunächst die Hintergründe betrachten, Stuhr. Die Nordstrom AG ist
einer der wenigen verbliebenen kleinen unabhängigen Stromanbieter in Schleswig-Holstein.
Das könnte vielleicht ein Schlüssel zu Auflösung des Mordes sein.«
    Stuhr blickte
skeptisch. Er traute dem Kieler Kommissar nicht allzu tiefe Einblicke in die Energiewirtschaft
zu, zumal die Kieler Rundschau in dieser Hinsicht nur wenig kritischen Lesestoff
bot.
    Hansen setzte
seinen kleinen Exkurs ungerührt fort. »Einige wenige große Unternehmen betreiben
die Mehrzahl aller Kraftwerke und das Netz in Deutschland und sind an vielen kleineren
Stadtwerken und Regionalversorgern beteiligt. Es scheint ein Wettbewerber mitzuspielen,
der mit harten Bandagen um Anteile kämpft.«
    Stuhr nickte.
Ihm war bekannt, dass der deutsche Energiemarkt weitgehend unter diesen Energieriesen
aufgeteilt war. Das Bundeskartellamt verdächtigte diese Konzerne seit Langem, die
Strompreise durch Absprachen in die Höhe zu treiben. Neuerdings sollten sogar russische
Konzerne mitmischen.
    Kommissar
Hansen bemerkte Stuhrs skeptischen Blick. »Nach der Einschätzung meiner Kollegen
vom Wirtschaftsdezernat sollen die Energiekonzerne auch vor illegalen Mitteln nicht
zurückgeschreckt haben: Bestechung, Betrug und Prostitution.«
    Stuhr musterte
ihn ungläubig. »Ja, aber auch Mord? Wie soll ich dir helfen können? Das ist vermutlich
alles eine Nummer zu groß für mich.«
    Der Kommissar
wurde konkret: »Stuhr, du musst mit deinen alten Kontakten herausbekommen, ob ein
Antrag bei der Landesregierung auf die Übernahme der Nordstrom AG vorliegt. Wenn
ich das auf dem Dienstweg anschieben würde, dann hätte ich mit ziemlicher Sicherheit
nach vier Wochen immer noch keine plausible Auskunft.«
    Stuhr wurde
unwirsch. »Hansen, um das herauszubekommen, hättest du heute Morgen einfach kurz
bei mir anrufen können. Das kann nicht der einzige Grund gewesen sein, mich zu nachtschlafender
Zeit am Samstagmorgen an diesen grauenhaften Ort zu beordern.«
    Der Kommissar
sah ihm fest in die Augen.

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