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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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Sie war
eine bemerkenswert schöne Frau im mittleren Alter, die sich grazil durch die vollbesetzten
Stuhl- und Tischreihen schlängelte. Ihre tiefe Bräune verdankte sie sicherlich ihrem
Freiluftjob. Obwohl ihrem kurzen Rock und den gelben Lederstiefeln alle verstohlenen
Blicke der männlichen Kundschaft auf der Sonnenterrasse galten, war zu vermuten,
dass diese aufreizende Person nicht immer nur Glück im Leben mit den Männern hatte.
Warum sollte sie sonst hier kellnern?
     
    Stuhr schloss die Augen und genoss,
dass die Sonne ihre bräunende Kraft endlich wieder auf seiner Haut entfalten konnte.
So musste Urlaub schmecken.
    Nur wenig
später irritierte ihn ein Raunen, das über die Terrasse des Pfahlbaus wogte. Er
öffnete die Augen. Der groß gewachsene Mann aus dem Flieger setzte sich am Nachbartisch
nieder. Wie selbstverständlich langte er zu dem von der Bedienung zuvor servierten
Drink und prostete Stuhr unerwartet zu.
    »Gestatten.
Mein Name ist Schneider. Elmar Schneider. Ich möchte Sie nicht weiter stören, aber
nach so einer Bruchlandung muss man zunächst mal Dampf ablassen.«
    Dann stürzte
Schneider sein Getränk mit einem einzigen Zug herunter, bevor er sich auf die Overstolz-Packung
stürzte. Er fingerte eine der filterlosen Zigaretten heraus und schob sie sich zwischen
die Lippen. Anschließend hob er lässig seine Hand. Verlangte er nach Feuer für seine
Zigarette?
    Stuhr bezweifelte,
dass in einer emanzipierten Gesellschaft wie auf der Arche Noah irgendein Mensch
für eine Nachbestellung dieser Art in Bereitschaft stand.
    Falsch vermutet,
denn wenig später senkte die grazile Hand der Bedienung ein neues Getränk auf den
Tisch seines Nachbarn. Anschließend wurde ihm sogar das verlangte Feuer gereicht.
Dann entfernte die Kellnerin dezent das geleerte Glas.
    Schneider
unternahm einen neuen Anlauf.
    »Verstehen
Sie mich bitte nicht verkehrt, aber ich bin die ganze Woche in irgendwelchen Fliegern
unterwegs. Ich bin Geschäftsmann und jette ständig zwischen Hongkong, New York,
Rio und Tokio hin und her. Ich schaffe jeden Deal. Mein Spitzname ist V2.«
    Schneider
stürzte auch den zweiten Drink hinunter. Als er Stuhrs verdutzten Blick bemerkte,
beeilte er sich, eine Erklärung hinterher zu schieben. »Nein, nicht die Vergeltungswaffe.
Die Stunde Null. Sie wissen, der Song von Bowie.«
    David Bowie?
Klar, V2 Schneider, die Rückseite von ›Heroes‹. Stuhr hatte sich immer gefragt,
was dieser Song bedeuten sollte. Jetzt saß diese Raketeninkarnation direkt neben
ihm. Stuhr konnte sich seine Nachfrage nicht verkneifen.
    »Und was
treibt Sie an diesem beschaulichen Nachmittag auf den Sand vor St. Peter-Ording?«
    Schneider
inhalierte tief den Rauch seiner Overstolz, bevor er antwortete.
    »Gute Frage.
Natürlich ist es nicht die Ruhe, die mich hertreibt. Sie müssen wissen, durch meine
Taschen fließt viel Geld, und ich investiere gern in vielversprechende Projekte.
Selbst in dieser Region, und nicht nur in sichere Sachen. Ich bringe die richtigen
Partner zusammen, das weiß man in St. Peter-Ording zu schätzen, und deswegen genieße
ich einige Privilegien. Sie verstehen?«
    Stuhr verstand
natürlich nicht und überlegte, ob er nicht besser den Platz wechseln sollte. In
diesem Moment wurde die Aufmerksamkeit aller Sonnenhungrigen auf der Terrasse des
Pfahlbaus von der Sirene eines mit hoher Geschwindigkeit durch die Strandgänger
kurvenden heraneilenden Polizeiwagens abgelenkt, der unweit der Arche Noah direkt
beim Flugzeug stoppte.
    Von seiner
hohen Warte aus konnte Stuhr gut mitverfolgen, wie zwei Polizisten zum Bruchpiloten
eilten, um ihn zur Rede zu stellen. Mithören konnte er aus der Distanz nicht, und
so richtete er seine Frage an sein Gegenüber: »Geht es Ihnen jetzt an den Kragen?
Oder wurde Ihnen auch dieses Privileg eingeräumt?«
    Schneider
grinste. »Sie meinen das Landen mit einem Fluggerät auf einem öffentlichen Strand?
Nein, das ist seit den frühen 1970ern von den Behörden untersagt worden, und dieses
Privileg konnte ich mir leider bisher vor Ort noch nicht erkaufen. Im Übrigen war
es eine Notlandung wegen Problemen mit dem Höhenruder. So wird es jedenfalls im
Flugbuch stehen. Mit dieser Ausrede können Sie allerdings auch die Golden Gate Bridge
unterfliegen. Allerdings hat dieser Trottel von Pilot unterschätzt, wie weich der
Sand in den Pfützen ist. Na ja, ich bin nicht umsonst gut versichert.«
    Schneider
war vor lauter Erzählen die Zigarettenglut erloschen. Er hob seine

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