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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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»Ruhig Blut, Stuhr. Ich muss vielleicht ein wenig weiter
ausholen, es muss aber unter uns bleiben. Dies ist nämlich bereits der dritte Mord
in den letzten Wochen; immer am Wochenende, immer das gleiche Muster. Wir haben
die beiden anderen Morde bis jetzt mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen vor
der Presse unter Verschluss halten können. Das wird dieses Mal kaum gelingen, weil
der Tatort unweit von einer vielbefahrenen Straße liegt.«
    Stuhr pfiff
durch die Zähne. Jetzt kam Musik in diesen Fall. Sein erwartungsvoller Blick veranlasste
den Kommissar, weitere Einzelheiten preiszugeben: »Die Serie begann vor zwei Wochen
in Kiel. Ein Sensor im Gemeinschaftskraftwerk in Dietrichsdorf hatte nachts die
Blockierung eines Abflussrohres gemeldet, das erwärmtes Kühlwasser in die Kieler
Förde zurückführt. Taucher entdeckten unter Wasser die Leiche eines Mitarbeiters
des Kraftwerks, der mit einem Nylontau an das Abflusssieb gefesselt war. Es könnte
sich um das gleiche Material handeln, mit dem das Opfer auf dem Hubwagen angebunden
wurde.«
    Stuhr bohrte
nach: »Hatte der getötete Mitarbeiter auch eine Geliebte?«
    Der Hauptkommissar
schmunzelte. »Nein, so einfach liegt der Fall nicht, und wie der ans Sieb geriet,
das wissen wir auch nicht. Er wollte abends nur Zigaretten holen gehen.«
    »Gibt es
denn kein Muster?«
    Hansen klärte
ihn auf. »Alle Morde fanden am Wochenende statt. Der zweite Mord geschah am letzten
Wochenende in Eckernförde. Der Werkstattleiter der dortigen Stadtwerke wurde verschmort
auf den Isolatoren in einem Umspannwerk entdeckt. Keiner weiß, wie er dorthin gekommen
ist. Offensichtlich haben der oder die Täter Schlüssel gehabt. Und ich kann dich
beruhigen, Stuhr. Auch der Werkstattleiter hatte keine Geliebte.«
    Stuhr staunte
nicht schlecht. »Drei ungeklärte Morde also. Was wird als Nächstes geschehen?«
    Hansen seufzte.
»Wenn wir das nur genauer wüssten. Wir waren seit gestern alle in Bereitschaft.
Von der Systematik her wäre nach Kiel und Eckernförde als nächste Stadt an der Ostsee
Schleswig in Frage gekommen. Wir haben seit Freitag alle Gebäude der Schleswiger
Versorgungsbetriebe überwacht. Dann ereilt den armen Kerl hier das Schicksal am
Rande von Rendsburg.«
     
    Zu kurz gedacht, sagte sich Stuhr.
Eine Landkarte als Täterprofil, so simpel schien auch ihm der Fall nicht gelagert
zu sein. Größere Zusammenhänge hatte Kommissar Hansen offensichtlich nicht im Auge.
Ihm war anzumerken, dass er mit seinem Latein am Ende war.
     
    Neue Erkenntnisse waren nicht mehr
zu erwarten, und so unternahm er vorsichtig Anstalten, diesen unwirtlichen Ort zu
verlassen. »Ich werde mich auf die Socken machen, Hansen. Alte Weisheit: Wer morgens
vor neun Uhr auf der Straße ist, der ist nichts und der wird nichts. Ich fahr zurück
nach St. Peter-Ording.«
    Der Kommissar
spottete. »Klar, die erwarten dich in Sankt Peter bereits mit Pauken und Trompeten.
Aber Spaß beiseite, Stuhr. Du weißt doch, wer in der Landesverwaltung für diese
Dinge zuständig ist: Strom, Energie, Klimaschutz?«
    Stuhr überlegte.
Gut, er könnte vielleicht einmal unverbindlich im Wirtschaftsministerium nachfragen.
»Ich sehe mal, was ich die Woche über erreichen kann. Die Zuständigkeiten für die
Energiewirtschaft sind quer über die halbe Landesregierung verteilt, das wird ein
wenig dauern. Wie geht es hier weiter?«
    »Na ja,
der Notdienst der Stadtwerke wird gleich das Windrad blockieren. Dann können wir
die Blutspuren an den Flügeln mit denen auf dem Boden vergleichen. Ansonsten sehe
ich nicht, dass wir hier noch großen Erkenntnisgewinn erzielen können.«
    Stuhr zuckte
mit den Schultern und verabschiedete sich. »Dann viel Glück bei der weiteren Spurensuche.
Ich muss wieder ins Bett. Tschüß, Hansen.«
    Er wollte
sich umdrehen, aber Hansen hielt ihn an der Schulter fest.
    »Hier, nimm
dies. Sonst musst du noch bei meinen Kollegen pusten.« Der Kommissar reichte ihm
einen Kaugummi zum Abschied.
    Stuhr stieg
in seinen Wagen und beeilte sich, diese Stätte des Grauens zu verlassen. Selbst
die Schafe wirkten immer noch verstört. Er fluchte, denn fast wäre er beim Einbiegen
in die Landstraße mit dem Leichenwagen kollidiert. Dann befand er sich wieder auf
dem Weg zur Schwebefähre. Während sie heranglitt, ging am Horizont die Sonne auf.
Sie tauchte die letzten sich auflösenden Nebelschwaden in ein warmes, rötliches
Licht.
    Stuhr erfreute
sich an diesem Naturschauspiel. Man sollte öfter früh aufstehen,

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