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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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Rumänin von dort aus weiter nach Osten abgesetzt hatte. Da bei dem
derzeitigen Ermittlungsstand kein Richter in der westlichen Welt einen Durchsuchungsbefehl
ausgestellt oder gar eine Verhaftung angeordnet hätte, war hier zunächst nicht weiterzukommen.
     
    Nach der Besprechung in der Polizeidirektion
hatte Hansen sich in sein Dienstfahrzeug gesetzt und war zu einer Besprechung mit
den Sicherheitsleuten bei den Stadtwerken nach Neumünster gefahren. Auf der Fahrt
hatte er noch einmal an Stübers Befragung von Sörensens Ehefrau denken müssen. Sie
hatte ihn sicherlich geliebt, aber irgendwie schien sie nicht mehr zu wissen, was
sie posthum von ihrem Mann halten sollte. Der Kommissar fand unerhört, wie massiv
sich Sörensens Schwiegermutter ohne jedes Schuldgefühl in deren Ehe einmischte.
Ihre Tochter konnte sich ihrem Einfluss vermutlich nicht entziehen.
    Kommissar
Hansen war ein eher konservativer Mensch, aber er fand es ungerecht, dass Sörensen
tot war und nicht die Schwiegermutter. Denn solche Familiendramen durchzogen seine
gesamte Berufslaufbahn. Es war kaum zu glauben, was er in den Jahren alles mitbekommen
hatte: Hass, Betrug, Inzest, Entmündigung, Mord.
    Die gewaltigen
Schornsteine und Kesselanlagen der Stadtwerke Neumünster erleichterten ihm das Finden
des Betriebsgeländes. Eingeklemmt auf einem von hohen Drahtzäunen umsäumten Areal
zwischen Eisenbahngleisen und viel befahrenen Straßen konnten die modernen Industriegebäude
das Ambiente der Umgebung nicht verbessern.
    Dieser Fries,
der Leiter des Werkschutzes, war ein vernünftiger Mann. Er nahm die Bedrohung durchaus
ernst, aber er verfiel nicht in Panik. Zwei lange Stunden hatte der Kommissar mit
ihm und seinen Mitarbeitern debattiert, um eine bestmögliche Vorsorge zu treffen.
    Die Lage
schien am Wochenende gut kontrollierbar zu sein, denn über die von ihnen getroffenen
Schutzmaßnahmen hinaus hatten viele Mitarbeiter der Stadtwerke das spontane Angebot
ihres Betriebes angenommen, mitsamt der Familie ein verlängertes Wochenende in einer
der Bettenburgen an der Ostsee zu verbringen. Die wirkten zwar scheußlich von außen,
aber innen war alles vorhanden, um eine schöne Zeit zu genießen: moderne Zimmer
und Balkone mit einem unvergleichlichen Ausblick. Die Kinder konnten sich zudem
den ganzen Tag in einer Badelandschaft austoben.
     
    Beruhigt verabschiedete sich der
Kommissar und fuhr in die Innenstadt. Er stellte sein Fahrzeug auf dem Kleinflecken
ab. Hansen durchschritt eine kleine Einkaufsstraße und erreichte einen großen länglichen
kopfsteingepflasterten Platz, den Großflecken. Er steuerte eine Wurstbude an und
schaute sich nachdenklich um. Neumünster hatte nicht besonders viele schöne Ecken
aufzuweisen, vielleicht das rot verklinkerte alte Rathaus gegenüber oder die Vicelinkirche
am Kleinflecken. Der Krieg hatte mit vielen Luftangriffen seine zerstörerische Handschrift
durch die gesamte Innenstadt gezogen.
    Eine richtige
Schönheit war diese von Industrie geprägte Stadt allerdings noch nie gewesen, die
seit jeher von der Eisenbahn in einer gewaltigen Breite durch zahllose Gleise und
einem riesigen Instandsetzungswerk geteilt war. Nach dem massiven Rückbau des Gleiskörpers
waren in den letzten Jahren in bester Lage zahlreiche seelenlose Industriebauten
entstanden.
    Die gab
es aber immer schon, davon zeugte die silberne Fabrikanlage mit fünf Schloten im
roten Stadtwappen. Der darunter schwimmende silberne Schwan mit goldener Halskrone
und das über ihm schwebende silberne Nesselblatt passten nicht wirklich zur Innenstadtverbauung,
die schienen eher auf die schöne Umgebung hinzuweisen. Im Dosenmoor ließ es sich
selbst im Winter vortrefflich wandern, und ein Spaziergang um den Einfelder See
gehörte im Frühjahr zu Hansens Pflichtübungen am Sonntag.
     
    Nach menschlichem Ermessen würde
das Wochenende ohne Blutzoll ablaufen, denn den wenigen Mitarbeitern, die in Bereitschaft
sein mussten, konnte man Schutzkräfte beistellen. Zudem hatte Direktor Bergfeld
den privaten Objektschutz für seine Betriebsteile durch professionelle Hamburger
und Berliner Schutzfirmen für das gesamte Wochenende auf die doppelte Stärke aufgestockt.
Hansen mochte diesen smarten Typen nicht sonderlich. Aber wo es dem an den Kragen
gehen konnte, da schien er auf der Hut zu sein.

Hart am Schwein
     
    Das Hotel am Möhnesee wirkte im
Inneren sehr edel, wenngleich etwas verbaut. Angestaubt war es aber nicht. Wahrscheinlich
war es ein ehemaliger

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