Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
imposante
Solitäre in Form von hochragenden Friedhofspflanzen zu bewundern waren, bisweilen
aber auch steinerne Putten oder Löwen. Zur Verbesserung des Gesamtbildes dieses
Nestes trugen sie allerdings nicht bei.
Stuhrs Handy
vibrierte. Er hielt an. Es war Olli, der mit seinem Anliegen herausplatzte. »Stuhr,
ich habe ein sensationelles Angebot für dich. Es ist aber nicht ganz umsonst zu
haben.«
»Was für
ein Angebot denn?« Stuhr war irritiert.
Nach einer
kurzen Pause, die offensichtlich zu heftigen Verhandlungen am anderen Ende der Verbindung
benötigt wurde, folgte Ollis ausweichende Antwort. »Es wird ernst, Stuhr. Ich muss
ein wenig wegtauchen, weil sich eine wichtige Zeugin von Hansens Fall in meiner
Obhut befindet. Sie wäre unter Umständen bereit, exklusiv gegen die russische Strommafia
auszusagen. Übrigens würde sie auch pikante Einzelheiten preisgeben, die weit über
die Recherchen der Polizei hinausgehen.«
Stuhr bohrte
nach: »Und was wären die Bedingungen?«
»100.000
Euro, Stuhr. Bar auf die Kralle.«
Stuhr schluckte.
»Bist du wahnsinnig? So viel Geld. Warum rufst du ausgerechnet mich an? Ich habe
kein Interesse an Schmuddelgeschichten.«
»Weiß ich,
Stuhr, aber es ist für einen guten Zweck. Meine Mandantin muss sich eine neue Existenz
aufbauen. Kannst du nicht versuchen, jemanden aufzutreiben, der bereit ist, für
intimste Informationen über die russischen Gasbarone Geld auszuspucken?«
Stuhr grübelte.
Intimes über die Gasbarone? Mandantin? »Olli, diese junge Rumänin ist bei dir. Wo
steckst du?«
Ollis Stimme
klang verzweifelt. »Das kann ich dir nicht sagen, Stuhr. Du musst mir helfen.«
Wie sollte
Stuhr ihm helfen können? Aus der Medienbranche kannte er nur Petra Bester und der
ging er lieber aus dem Weg. Olli zu helfen, das war zudem immer schon ein Ding der
Unmöglichkeit.
»Mal sehen,
was ich tun kann. Darf ich deine Nummer weitergeben?«
Olli hatte
das Telefonat jedoch schon beendet.
Irritiert
suchte Stuhr weiter nach der Zufahrt zur Sporthalle. Eine seltsame Geschichte. Irgendwie
musste sich Olli mit der jungen Rumänin verbandelt haben. Kannte der denn keine
Gnade?
Endlich fand Stuhr einen Hinweis
zum Sportplatz, der ausnahmsweise nicht in die falsche Richtung wies. Die Fahrbahn
verengte sich schnell, und dann rumpelte sein alter Golf bereits wie vor zwei Jahren
über die unebene ehemalige Aschenbahn des Stadions, das umrundet werden musste,
bevor er unweit vom Eingang der Sporthalle parken konnte.
Stuhr drückte
sich mühselig an drei angetrunkenen Jugendlichen vorbei in den schlichten Holzbau.
Er staunte nicht schlecht, denn diese Mal war die unscheinbare kleine Sporthalle
an der Rückwand aufwändig mit einer großen Bar ausgestattet worden, die weit in
die Markierungen des Handballfeldes hineinragte. Im Mittelfeld waren zwölf massive
Biertischgarnituren in drei Reihen zur Tanzfläche hin angeordnet worden, und im
vorderen Bereich neben der Tanzfläche hatte ein hagerer bebrillter Diskjockey mit
einem etwas dicklichen Helfer seine umfangreichen Gerätschaften ausgebreitet und
verkabelt.
Stuhr begab sich zum Getränketresen.
Es war nicht einfach, zwischen den in vorderster Front breit aufgestellten Schnapsflaschen
ein Mineralwasser zu ergattern.
Die Halle
füllte sich zunehmend, aber Jenny war nicht auszumachen. Offensichtlich war der
Zeitpunkt der Eröffnung des Büfetts im gesamten Dorf verbreitet worden. Alte und
junge Menschen drängten jetzt gleichermaßen durch den kleinen Eingang, verteilten
sich dann aber schnell nach Alters-, Orts- und Stimmungslagen an die unterschiedlichen
Tische.
Die ganz
harten Burschen des Dorfes zogen sich unterdessen an Stehtischen direkt neben der
Bar brutale Alkoholmischungen in Long-Drink-Gläsern hinein. Die Schluckspechte waren
aber nicht unfreundlich, denn sie winkten Stuhr zu. »Komm ran, Alter. Hier gibt
es Hartgas.«
Stuhr wusste,
dass zu frühes Kampftrinken ungeahnte Auswirkungen auf den Ausgang solcher Feierlichkeiten
haben konnte. Er wünschte Dreesen einen würdigen Abend, aber eigentlich konnte das
schon nicht mehr gut ausgehen, so wie die Dinge standen.
Stuhr entdeckte
nur zwei ehemalige Kollegen aus der Landesverwaltung, offensichtlich schien Dreesen
den Dienst und Privates strikt auseinanderzuhalten.
Auf der
freien Fläche vor dem Diskjockey formierten sich die ersten tanzwütigen Damen, was
die restlichen Männer an die Stehtische bei der Bar trieb.
Dann stand
für einen Moment in diesem
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