Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
natürlich alles nichts gegen die schmutzige Auseinandersetzung in Tschetschenien,
wo man früher manchmal gezwungen war, Kinder zu foltern, nur weil die Eltern nicht
die Wahrheit ausspucken wollten. Korschunow zog eine verächtliche Miene und spuckte
seinen bitteren Speichel auf den Boden. Die Putze würde es schon wegwischen.
Dass allerdings
ausgerechnet dieser Schafrott in seinem Laden Amok laufen und sich dabei mit der
halben Kieler Unterwelt anlegen würde, das war nicht vorauszusehen gewesen. Er sollte
sich lediglich sein Geld abholen für den letzten Auftrag.
Den Barkeeper
hatte sich Korschunow eigenhändig zur Brust genommen. Er hätte nicht so schnell
den Alarmknopf drücken müssen, der die gegenseitige Nothilfe an der Küste auslöste.
Den feigen Türsteher hatte er gefeuert, denn dieser hätte sofort einschreiten müssen
und nicht nur seinen Hund auf Schafrott hetzen sollen. Wer hatte den überhaupt eingestellt?
Diese kleine rumänische Nutte hätte überhaupt nicht hereingelassen werden dürfen.
Die würde sofort singen, wenn sie dadurch irgendeinen Vorteil erlangen könnte. Na
ja, er würde sie schon zu fassen bekommen, auch wenn sie im Moment abgetaucht war.
Zurzeit drehte die Kripo Schafrott
durch die Mangel. Das war keine angenehme Situation. Was er aber von seiner Sekretärin
in der Firma erfahren hatte, das raubte ihm noch mehr den Atem. Die deutschen Medien
berichteten negativ über RusskiGaz und UniProm. Insbesondere Denisow und er wurden
mit Bild als vermeintliche Drahtzieher gezeigt.
Korschunow
schüttelte angewidert den Kopf. Er tat nun wirklich alles für seine Firma, die den
Deutschen im Winter den Arsch warm hielt. Sein Handy klingelte. Korschunow erkannte
die russische Vorwahl im Display. Es war Voronin, einer der engsten Berater des
russischen Staatspräsidenten, der ihn sprechen wollte. Korschunow beschloss, das
Gespräch vorerst nicht entgegenzunehmen, weil er Denisow um ein Gespräch gebeten
hatte. Im Nevada.
Diese Schlange von der Kieler Rundschau
hätte er besser sofort umlegen lassen sollen. Dann wäre das Geschäftsfeld für die
RusskiGaz freigepustet gewesen, und diese Göre könnte ihre schmutzige Propaganda
nicht mehr ungehindert durch die Welt blasen. Sicherlich, er hatte die Pressetante
unterschätzt, aber Frauen zählten in Russland nicht sonderlich. »Schwanzloses Gesinde«,
fluchte er laut vor sich hin.
Wenn die
Genehmigungen zur Übernahme der Stadtwerke verweigert werden, dann würde das vermutlich
seinen Kopf kosten. Ausgerechnet er würde das Bauernopfer werden, damit die Geschäfte
von RusskiGaz und UniProm in Deutschland reibungslos weiterlaufen konnten.
Plötzlich betrat Denisow sich vorsichtig
umsehend das Nevada. Er war allein gekommen. Er nahm seine Sonnenbrille ab und blickte
Korschunow von weitem mit festem und entschlossenem Blick an. Erst dann näherte
er sich und nahm am Tresen Platz. »Schöne Scheiße, Oleg.«
Was blieb
Korschunow übrig, als resigniert zuzustimmen? Sie waren beide auf unterschiedliche
Art verstrickt in dem Kampf, das Oligopol der Stromversorger in Deutschland zu knacken.
Korschunow
zeigte sich ratlos. »Dimitrij, wer hat uns da hineingeritten?«
Denisow
legte seinen Kopf schief zum Nachdenken, bevor er bedächtig antwortete: »Schwer
zu sagen, Oleg. Vielleicht hat Vladimir uns verraten. Ich weiß, dass der für euch
die ganz harten Sachen gemacht hat.«
Korschunow
hob unschuldig die Hände. »Komm, Dimitrij, nun tu nicht so, als wenn ihr ihn nicht
für eure Zwecke benutzt hättet. Ihr habt doch mit seinen Jungs und Mädchen alles
bestochen, was die lüsternen Finger nach ihnen ausstreckte.«
Jetzt hob
Denisow ebenfalls abwehrend seine Hände. »Ich habe Vladimir aber nie Gewalt anwenden
lassen. Wir wollten die Menschen nicht um die Ecke bringen, sondern sie für uns
arbeiten lassen. Das war der Unterschied zu euch. Wir haben das eleganter geregelt.
Aber Vladimir wusste einfach zu viel von uns beiden. Vielleicht hat er geplappert.«
Korschunow
schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe noch kurz vor seinem
Tod mit ihm gesprochen. Er machte keinen besonders glücklichen Eindruck, seine Jungs
schienen mehr Geld von ihm zu wollen. Vladimir war zu geizig, er hätte mehr abgeben
müssen. Mag eher sein, dass der eine oder andere seiner Jungs irgendwo geprahlt
hat. Vladimir wusste genau, was es für ihn bedeuten würde, wenn er uns verpfiffen
hätte. Wer zuviel redet, muss schweigen.«
Denisow
konterte.
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