Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
ihrer Verlagsgruppe.
Petra hatte durch den Deal mit dem
Kommissar ins Schwarze getroffen, denn der Chef vom Dienst der Kieler Rundschau
eilte mit dem Einverständnis auf sie zu.
»Frau Bester,
ich kenne das Geschäft noch aus der Barschel-Ära. Wir werden heute wie damals 50.000
Exemplare zusätzlich verkaufen, und vorsorglich haben wir eine Hotline eingerichtet.
Es wird dort Tag und Nacht klingeln, weil viele Leser uns Informationen über Bergfeld,
Korschunow oder Denisow mitteilen werden. Das könnte morgen unsere nächste Titelstory
werden.«
Es war nicht
zu überhören, dass jetzt zunehmend Telefone im Hintergrund läuteten. Die ersten
Veröffentlichungen schienen tatsächlich Unruhe in der Bevölkerung ausgelöst zu haben.
In den Ohren von Petra Bester klang das Klingeln der Telefone allerdings wie Weihnachtsglocken.
Auch ihr
Telefon schlug an.
Es war Kommissar
Hansen, der sich artig bedankte. »Prima, Frau Bester. Das hätte ich kaum besser
hinbekommen können.«
Petra Bester
musste schmunzeln. »Danke. Bei uns klingeln die Telefone wie verrückt. Gibt es denn
bei Ihnen schon neue Erkenntnisse?
»Wir haben
einen Verdächtigen geschnappt, einen Wolfgang Schafrott. Könnte gut sein, dass er
der Mörder von Rendsburg ist, denn wir haben den Ring vom abgetrennten Finger Sörensens
in seiner Jacke gefunden. Wir haben ihn aber noch nicht geknackt. Er wird Tag und
Nacht verhört, er ist aber ein ganz harter Brocken. Und tumb.«
Also keine
neuen Erkenntnisse aus der Kieler Polizeidirektion. Das war gut, denn Petra Bester
hatte sich längst entschieden, dass ihre Redaktion morgen früh eine Titelstory über
die vier Serienmorde bringen sollte. Wenn Hansen querschießen sollte, dann würde
sie ihn wegen seiner Eigenmächtigkeiten in Brokdorf ans Kreuz nageln.
Im Verlag
war alles geregelt. Aber heute Abend?
Was sprach
eigentlich nach der kurzen Liaison mit Fingerloos dagegen, Helge Stuhr auf den Zahn
zu fühlen? Der hatte aus seinem Herzen noch nie eine Mördergrube gemacht. Solo war
er nach der vermasselten Affäre mit seiner Jenny im letzten Sommer vermutlich immer
noch.
Dessen ehemaliger
Kollege Oberamtsrat Dreesen hatte eine Anzeige in der Kieler Rundschau zu seinem
50. Geburtstag geschaltet. Es war zu vermuten, dass Stuhr auf der Feier erscheinen
würde. Sie müsste sich nur noch die richtigen Waffen besorgen, um Stuhr dort beizukommen.
So startete
sie lustvoll ihren Mini, um zum Einkaufen zu fahren. Das volle Programm.
Schurkenzeit
Korschunow schaute finster vor sich
hin. Die Lage hatte sich in den letzten Stunden dramatisch verschlechtert. Das war
nicht zu erwarten gewesen, zumal Vladimir nicht mehr plappern konnte. In Russland
war alles viel einfacher, konstatierte er resignierend. Da musste man nicht Handlanger
selbst umlegen.
Die UniProm
war auf diesem Gebiet noch rückständig. Sie zielten immer noch traditionell mit
Wodka, Geld und Frauen auf die Erwartungen und Gefühle der deutschen Geschäftspartner.
Allerdings
hatte die UniProm durch den direkten Anschluss ihrer Förderanlagen an das russische
Pipelinenetz nach Westeuropa einen Wettbewerbsvorteil. Sie konnte ihre Fördermengen
zu deutlich günstigeren Kosten als die RusskiGaz an den Mann bringen, die mit Tankwagen
ihr Öl erst einmal an die Verteilerstationen der Pipelines herankarren musste.
In Russland
war das kein Problem, weil man diesen Wettbewerbsnachteil mit ein wenig Geld aus
der Welt schaffen konnte. Dort bekam man keinen Ärger, solange man sich nicht mit
der Regierung anlegte. Deswegen prosperierte in Russland auch die Wirtschaft.
Aus diesem Grund hatte Korschunow
im Kieler Rotlichtviertel das Nevada erworben, um endlich auch hier den deutschen
Rahmenbedingungen entsprechend illegale Geschäfte neben der offiziellen Schiene
von RusskiGaz abwickeln zu können. Er hatte sich das Geld dafür ganz legal von der
Finanzverwaltung seiner Firma besorgt. So konnte er fingern und schubsen, wo er
wollte. Manchmal ging es schlicht darum, ein wenig härter zuzupacken, um seiner
RusskiGaz Vorteile zu verschaffen.
Diese unglaubliche
Gesetzesmäßigkeit der deutschen Behörden, die war manchmal nicht auszuhalten. Es
war schwierig, an Leute wie diesen Typen im Wirtschaftsministerium mit dem unaussprechlichen
Doppelnamen heranzukommen. Selbst bei der Stadt Kiel kam er nur weiter, wenn er
über Granaten-Meyer nachhalf. Ein teures Vergnügen. Korschunow fluchte, aber so
war es eben. Andere Länder, andere Sitten.
Aber das
war
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