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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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dieser Jubiläumsveranstaltung bemerkt, Stuhr? Schau
mal zum Eingang.«
    Gelangweilt
drehte sich Stuhr um und wurde von Jennys eisigem Blick getroffen, die anscheinend
innerhalb von Sekunden die verfängliche Situation erfasst hatte und verunsichert
auf die andere Seite der Sporthalle auswich.
    Petra musste
das bemerkt haben, denn sie begann, ihren Abschied einzuleiten. »Schade, Stuhr,
dass wir uns jetzt erst richtig kennengelernt haben. Ich muss aber zurück in den
Verlag. Bis bald.«
    Sie beugte
sich vor und hauchte ihm einen zweiten Kuss auf die andere Wange. Es war nicht unangenehm,
und er hätte sie gerne festgehalten, um mit ihr zu reden. Aber Jenny würde explodieren,
und außerdem wurde es laut. Der Diskjockey griff zum Mikrofon und bat die Gäste
mehrfach, sich auf der Tanzfläche zu versammeln, damit die Würdigung des Gastgebers
beginnen konnte.
    Petra Bester
nutzte das allgemeine Getümmel, um sich mit Eleganz durch die Horden grölender Festgäste
zum Ausgang zu schlängeln. Kaum war Petra Bester aus der Tür, wurde der inzwischen
reichlich angetrunkene Dreesen von mehreren Fußballkollegen unfreiwillig auf die
Tanzfläche zu einem Stuhl gezerrt, auf dem er erschöpft niedersackte.
    Der Diskjockey
hielt ihm ein Mikrofon entgegen und versuchte, ihn zu befragen, aber außer einem
warmen Blick war Dreesen nichts mehr zu entlocken. So schnappte sich kurzerhand
die Mutter von Dreesen das Mikrofon und hielt trotz ihres hohen Alters eine kurze
und knackige Ansprache, in dem sie ihrem Sohn für die nächsten 150 Jahre alles Gute
wünschte.
    Dann folgten
die obligatorischen, mehr oder weniger verständlichen und launigen Ansprachen der
Verwandten, die allerdings allesamt im ständig lauter werdenden Gejohle der Saufbolde
untergingen. Dreesen ließ diese Gratulationen klaglos über sich ergehen, wie das
von Dreesens Nachbarn vorgetragene Lied ›Aber bitte mit 50‹, welches zur Melodie
von ›Aber bitte mit Sahne‹ gesungen wurde.
    Dann legte
der Diskjockey einen Walzer zum Ehrentanz für Dreesen auf, aber der hatte sich nicht
mehr im Griff. Er fackelte nicht lange und griff von seinem Sitz aus nach der drallen
Nachbarstochter, um sie gierig zu sich auf den Schoß zu ziehen. Sie ließ sich nicht
ohne Vergnügen ungeniert von Dreesen befummeln.
    Das bekam
einer der Saufbolde an den Stehtischen mit, der vermutlich ihr Freund war. Mit einem
vollen Bierkrug bewaffnet stürmte er wütend auf die Tanzfläche los. Im nächsten
Moment erstarb in der Turnhalle gleichzeitig mit dem Verlöschen aller Lichter die
Musik. Offensichtlich hatte jemand die Sicherung herausgedreht.
    Der Diskjockey
flehte lauthals verzweifelt, den Strom wieder einzuschalten.
     
    Stuhr war froh, dass wenigstens
Petra Bester in Sicherheit war. Aber wo war Jenny? Zu sehen war nichts mehr. Eins
war sicher, bald würden im Schutz der Dunkelheit die ersten Bierkrüge fliegen. Jenny
würde hoffentlich wie Petra das Weite gesucht haben. Er duckte sich und machte sich
eilig auf den Weg zum Ausgang.
    Als Stuhr
das Freie erreicht hatte, war nicht zu überhören, dass neben dem Zerschellen von
Gläsern tumultartige Geräusche einsetzten. Das deutete darauf hin, dass jetzt die
unvermeidliche Massenprügelei begonnen hatte. Stuhr atmete befreit tief durch.
    Es war angenehm
kühl geworden, die sternenklare Nacht hatte die Kälte des Himmels über der Sportanlage
ausgebreitet. Am Spielfeldrand konnte er Dreesens schluchzende Mutter ausmachen,
die sich kopfschüttelnd bekreuzigte. Sie haderte laut mit der Tatsache, ihren Sohn,
der früher so schön mit den kleinen Holzpferdchen spielen konnte, nun den Barbaren
in diesem Sündenpfuhl überlassen zu müssen.
    Die Barbaren
schienen aber Dreesen richtig gern zu mögen, denn sonst hätten sie ihn kaum dermaßen
abgefüllt. Ob sich das Aufräumen am nächsten Morgen für Dreesen einfacher als am
Wochenende gestalten würde, das wagte Stuhr allerdings ernsthaft zu bezweifeln.

Eiskalt
     
    Olli hielt Jelena fest an der Hand.
Er war sich der Verantwortung bewusst, die er für dieses zarte blonde Wesen übernommen
hatte, und es ging auch um viel Geld.
    Die beiden
waren mit dem Zug nach Rendsburg angereist, um keine Spuren zu hinterlassen. Er
hielt Jelena fest in seinem Arm. Es hatte sich ein Dr. Eckstein gemeldet, der die
verlangten 100.000 Euro für Jelenas exklusive Lebensbeichte geboten hatte. Am Bahnhof
wurden sie vom Fahrer einer schweren Limousine erwartet, der sie zu einem Hotel
an den Nord-Ostsee-Kanal brachte.

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