Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
bei den Trunkenbolden aus dem Dorf fortzusetzen,
nicht ohne Stuhr noch einmal wegen Petra zuzuzwinkern. Jetzt lächelte auch Stuhr
nur noch blass zurück. Allerdings war zu vermuten, dass die Schluckspechte ihn nicht
ungeschoren davonkommen lassen würden. Dreesen würde seine gerechte Strafe erhalten.
Irritiert fragte Petra nach. »Dein
Kollege scheint ein wenig aus der Spur geraten zu sein. Richtig?«
»Ehemaliger
Kollege«, verbesserte Stuhr. »Ich bin aus dem Staatsdienst schon lange heraus. Sonderregelung.
Deswegen habe ich genug Zeit, mich um andere Sachen zu kümmern. Interessantere Dinge.«
Petra breitete
die Arme aus und lächelte ihn entwaffnend an. »Du meinst, um mich?«
Ihr Antlitz
ließ Stuhr nicht kalt. »Du bist eine interessante Frau, Petra. Ich habe nur noch
nicht deine Seele auslesen können. Wo finde ich den Schlüssel dafür?«
Petra reckte
ihr Dekolleté vor. »Du kannst ja mal suchen gehen, Stuhr.«
»Später
vielleicht. Momentan suche ich gerade andere Dinge, an denen du auch knobelst. Da
gibt es manchen Ermittlungsbedarf, den die Polizei nicht abdecken kann.«
Petra zog
die dunklen Augenbrauen kurz hoch. »Das ist ja hochinteressant, Stuhr. Wenn ich
dich richtig verstanden habe, setzt sich die Kieler Polizei mit deiner Hilfe über
die Schranken des Grundgesetzes einfach hinweg. Das sind Neuigkeiten, die unsere
Leserschaft brennend interessieren, meinst du nicht auch?«
Stuhr gestikulierte
wild mit den Händen: »Nein, Petra, so ist das nicht zu verstehen. Nehmen wir Brokdorf.
Ich bin beispielsweise darauf gekommen, dass nach den vier Morden in Kiel, Eckernförde,
Rendsburg und Neumünster das nächste Unglück in Brokdorf geschehen könnte. Daraufhin
haben wir in Hamburg Ermittlungen angestellt nach den alten Rädelsführern der Autonomen
und sind auf diesem Weg an Schafrott gekommen.«
Petra setzte
wieder ihr Lächeln auf. »Ich dachte, Olli hat diese Ermittlungen angestellt? Du
auch?«
»Nicht direkt«,
gab Stuhr kleinlaut zu. »Aber ich habe immerhin im Hintergrund die Informationen
gebündelt.«
»Und zu
welchem Ergebnis bist du gekommen?
Stuhr überlegte,
was er preisgeben konnte, ohne Kommissar Hansen in den Rücken zu fallen. »Man sollte
besser Brokdorf nicht aus den Augen lassen, auch wenn der Reaktor zurzeit abgeschaltet
ist.«
Das schien
Petra Bester brennend zu interessieren. »Du meinst, dass Brokdorf trotz der Abschaltung
zu einer großen Gefahr für die Bevölkerung werden könnte?«
Stuhr löste
sich ein wenig von ihr. »Was kann man schon ausschließen? Auch ein abgeschalteter
Reaktor erzeugt durch den radioaktiven Zerfall der Spaltprodukte noch weiterhin
tagelang Wärme. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center wurde die Frage
gestellt, ob Brokdorf ausreichend gegen zum Absturz gebrachte Großraumflugzeuge
abgesichert ist. Diese Frage ist der Öffentlichkeit nie beantwortet worden. Nur
die Abschaltung selbst verhindert keineswegs ein Unglück.«
Petra Bester
nickte. »Das dachte ich mir. Meinst du nicht, dass ich die Bevölkerung vor dieser
Gefahr warnen müsste? Kommissar Hansen will das nicht.«
Stuhr zuckte
mit den Schultern. Diese Entscheidung war ihm eine Nummer zu groß.
Sie seufzte
laut und zog ihn an sich heran. »Welchen Aufmacher soll ich morgen sonst bringen?«
Das war
vielleicht die Gelegenheit, Ollis Offerte ins Spiel zu bringen. »Sex and Crime.
Schmuddelgeschichten von einer Exklusivzeugin. Das wird doch immer wieder gern gelesen,
vor allem, wenn die handelnden Personen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.«
Petra zeigte
sich nicht sonderlich interessiert. »Welche Interna sind denn von der Zeugin zu
erwarten?«
Stuhr betete
herunter, was Olli am Telefon angedeutet hatte. »Alles über die Praktiken der russischen
Energieproduzenten, einschließlich intimer Details. Mehr weiß ich auch nicht. 100.000
Euro soll der Spaß mit allen Rechten kosten.«
Nachdenklich
musterte ihn Petra. »Weiß Kommissar Hansen davon?«
»Von mir
nicht.«
Petra schien
tatsächlich mit ihrem Gewissen zu ringen, ob sie die alte Brokdorf-Kiste wieder
hochschaukeln sollte oder sich auf das Niveau der Exklusivzeugin einlassen sollte.
»Hast du eine Telefonnummer?«
Stuhr las
sie aus dem Telefonspeicher vor, aber er verriet ihr nicht, dass sie auf Ollis Handy
landen würde. Die Erfahrung sollte sie schon selbst machen.
Petra speicherte
die Nummer auf ihrem Handy ab und hauchte ihm zum Dank einen Kuss auf die Wange.
»Schon die neueste Besucherin
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