Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
glauben. Aber wollten Sie
nicht exklusive Informationen?«
Der Herr
im eleganten Anzug horchte auf und gebot dem Syndikus zu schweigen.
Die Bühne gehörte ihr. »Die ersten
beiden Morde hatte Vladimir von Korschunow bezahlt bekommen. Schwierig beim ersten
Auftrag in Kiel war nicht gewesen, den Mann vom Gemeinschaftskraftwerk abzumurksen,
sondern ihn unter Wasser anzuketten. Die Jungs, die Vladimir dabei helfen sollten,
hatten schließlich nicht in der großen vaterländischen Armee gedient, wie Korschunow
spöttelte. Der hätte das vermutlich am liebsten selbst erledigt, ohne mit der Wimper
zu zucken. Aber er musste vorsichtig sein. Na ja, und in Eckernförde, da hätten
sich die Jungs fast selbst am Spannungswandler geröstet. Vladimir musste sie vor
sich selbst schützen. Sie hatten ihm sowieso nur geholfen, weil er ihnen andere
lukrative Aufträge versprochen hatte, ohne dass sie sich schmutzig machen müssten.«
Die Hakennase
von Eckstein wagte sich vorsichtig wieder aus der Deckung hervor. »Dann hätten Vladimir
und seine Jungs doch zufrieden sein können. Die Aufträge waren erledigt, wie auch
immer.«
Jelena nickte.
»Schon. Aber dann kamen plötzlich von Korschunow keine Aufträge mehr. Er war unzufrieden,
weil kein Presseecho erfolgte, das Unruhe hätte stiften können, so wie es geplant
war.«
Der Syndikus und der feine Herr
im Ledersessel blickten sich vielsagend an.
Jelena kam
ihrer Nachfrage zuvor. »Die folgenden aufsehenerregenden Morde in Rendsburg und
Neumünster hatte jedenfalls irgendjemand anderes erledigt. Es ist allerdings zu
vermuten, dass auch da Korschunow dahintersteckt, um die UniProm aus dem Wettbewerb
zu drängen.«
Der Herr
im feinen Anzug kommentierte das süffisant. »Das überrascht uns nicht.«
Jelena merkte,
dass sie noch nachlegen musste. »Nein, überraschend ist das nicht. Dennoch, richtig
gut verdient hat Vladimir immer nur an diesem pickeligen Fettsack, damit seine Jungs
dem zu allem gefällig waren. Ich weiß nicht, wo das Geld dafür herkam. Die Jungs
hatten dabei allerdings noch mehr gemurrt als bei den Morden.«
Eckstein
bohrte nach. »Aber die Jungs, wie Sie sagen, hätten sich schließlich weigern können.«
Jelena schüttelte
energisch den Kopf: »Glauben Sie mir, sie wollten keinen Mord begehen, aber Vladimir
hat sie gezwungen, mitzumachen. Wenn sie nicht pariert hätten, dann hätte er sie
in die Gosse getrieben.«
»Wie standen
Sie denn in Kontakt mit den jungen Burschen?«, fragte Dr. Eckstein vorsichtig nach.
Jelena zögerte
nicht mit der Antwort. »Wenn Vladimir unzufrieden war, schickte er mir und den anderen
Mädels die Jungs auf den Hals. Die wussten aber, dass wir Mädchen genauso von Vladimirs
Launen abhängig waren wie sie. Deshalb ließen sie meistens Gnade vor Recht ergehen.
An der Irina haben sie sich allerdings letzte Woche mit einem Bügeleisen ausgelassen,
aber auch nur, weil die ab und zu mit Vladimir ins Bett stieg. So konnten sich die
Jungs an Vlad rächen.«
Der feine
Herr im Ledersessel hatte eine Nachfrage: »Junge Frau, vorhin sagten Sie auf die
Frage von Dr. Eckstein nach Freiern der jungen Burschen ›mehr oder weniger‹. Kennen
Sie denn noch jemanden?«
Jelena nickte:
»Ja, neulich habe ich im Kieler Rathaus einen Mann wiedererkannt, mit dem Vladimirs
Jungs mehrfach sexuellen Kontakt hatten.«
Jetzt fragte
der Syndikus argwöhnisch nach. »Aber leider können Sie sein Büro nicht mehr wiederfinden
bei den vielen verschlungenen Gängen im Kieler Rathaus. Richtig, junge Dame?«
Jelena blieb
freundlich: »Richtig, mein Herr, genauso ist es. Ich habe jedoch mitbekommen, wie
er mit Vor- und Nachnamen gegrüßt wurde.«
Es wurde
still im Raum. Alle Köpfe richteten sich auf Jelena. Eckstein fragte nach. »Und
die wären?«
»Gero Meier,
oder so. Er wurde als Radherr begrüßt. Vermutlich ein Radfahrer«, berichtete sie
mit unschuldigem Blick.
Eckstein
setzte zum verbalen Blattschuss an. »Oder Gernot Meyer, Ratsherr der Stadt Kiel.«
Jelena nickte
heftig. »Genau. So klang es. Sie kennen den Mann?«
Der feine
Herr suchte eine Bestätigung vom Syndikus. Nachdem Eckstein ihm zugenickt hatte,
zog er sein Handy aus dem Jackett und eilte aus dem Konferenzraum.
Eckstein nahm Jelena und Olli beiseite.
»Frau Simonovich, ich werde gleich eine kurze Zusammenfassung diktieren. Wenn Sie
uns an Eides statt versichern, dass Ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen und Sie
sich für weitere Nachfragen von uns bereithalten, dann
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