Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
ConventGarten, ein seltsamer Name. Vor dem Eingang
langweilten sich zwei weitere Fahrer vor ihren schweren schwarzen Limousinen.
Olli spürte
Jelenas feuchte Hände, als sie der Fahrer durch den bieder wirkenden Eingang zum
Salon Senator führte und an die Tür klopfte.
Ein hagerer
Mann mit einer gewaltigen Hakennase trat ihnen entgegen und stellte sich vor. »Gestatten,
mein Name ist Dr. Eckstein. Ich bin der Syndikus der großen deutschen Energieversorger.
Treten Sie bitte ein.«
Der Salon
entpuppte sich als moderner Tagungsraum mit einem traumhaften Blick auf den Kanal.
Der Syndikus wies ihnen Plätze zu, von denen sie das muntere Treiben auf der vielbefahrenen
Wasserstraße verfolgen konnten.
Beflissen
schüttelte Eckstein ihnen die Hände. »Sie sind sicherlich Frau Simonovich, und Sie
müssen Herr Heldt sein. Ich passe lediglich als Notar auf, dass alles mit rechten
Dingen zugeht. Geld gegen Ware sozusagen. Ich möchte aber betonen, dass wir uns
selbstverständlich nicht außerhalb des Rahmens der deutschen Gesetzgebung begeben
werden.«
Obwohl die
Sonne wegen der Bewölkung kaum Licht in den Tagungsraum schickte, waren die Deckenlampen
nicht eingeschaltet. Olli konnte einen nachdenklichen Schatten in einem eleganten
schwarzen Anzug ausmachen, der regungslos in seinem schweren Ledersessel vor den
Glasfenstern mit dem Panorama auf den Kanal saß.
Eckstein
stellte Olli und Jelena vor, und der feine Herr im Sessel nickte ihnen gnädig zu.
Dann wies der Notar auf einen Metallkoffer, in dem vermutlich die Scheine bereitlagen.
Ollis Herzschlag erhöhte sich, er schien nur noch wenige Schritte vom großen Geld
entfernt zu sein.
Jelena und
Olli ließen sich nieder. Zeit schien ein knappes Gut zu sein, denn der Notar begann
umgehend mit der Befragung. Im Gegensatz zum Verhör bei Kommissar Hansen konnte
Jelena jetzt ihre ganze Geschichte erzählen, denn den toten Vladimir musste sie
nicht mehr fürchten.
Als die Rede auf Denisow und Korschunow
kam, wurden die Nachfragen intensiver. Als Jelena jeglichen sexuellen Kontakt mit
den beiden verneinte, bemerkte Olli, dass sich eine gewisse Enttäuschung bei den
beiden Herren im Raum breitmachte. Auch ihre Affären mit Sörensen und Bergfeld interessierten
sie nicht besonders, delikate Details schon gar nicht. Hellhörig wurden sie aber,
als Jelena über die sexuellen Aktivitäten von Vladimirs Jungs berichtete.
Der Notar
bohrte nach. »Frau Simonovich, sind Ihnen etwaige Freier dieser Burschen bekannt?«
Jelena schaute Olli fragend an. Der nickte.
So legte
sie los. »Mehr oder weniger. Die Jungs von Vladimir mussten sich immer mit einem
dicken Kerl aus dem Wirtschaftsministerium abgeben, der sich bei ihnen sexuell bediente,
wie er wollte. Offensichtlich schien Vladimir gut an ihm zu verdienen, aber er gab
nur wenig an die Jungs weiter. Deswegen haben sie sich später an dem Dicken gerächt.«
Der Syndikus
bohrte nach. »Sie meinen, die jungen Burschen haben den Dicken, wie sie sagen, umgebracht?«
Jelena schüttelte
heftig den Kopf. »Nein, umgebracht haben sie ihn nicht, da bin ich mir ziemlich
sicher. Ein schneller Tod wäre nicht schmerzhaft genug gewesen.« Eckstein zog fragend
die Augenbrauen hoch.
»Nun, in
Russland sind den Männern die Mütter heilig. Deswegen haben die Jungs sich den Dicken
geschnappt und sind mit ihm in die Wohnung seiner Mutter eingedrungen. Dort haben
sie ihn gefesselt und abwechselnd vor den Augen seiner Mutter auf dem Wohnzimmertisch
vergewaltigt. Sie wollten ihn für den Rest des Lebens entehren, so wie sie sich
selbst entehrt fühlten. Mutter und Sohn sollten sich nie wieder gegenseitig in die
Augen sehen können. Es war ihre Art, sich für die Demütigungen des Dicken zu rächen.«
Der biedere
Notar schien Schwierigkeiten zu haben, sich den Vorgang real vorzustellen und zweifelte
ihre Aussage an. »Die Burschen haben nicht den dicken Mann in der Wassermühle umgebracht?«
Jelenas
Blick blieb klar. »Nein, das hätte ich erfahren.«
Der Herr
im Sessel war skeptisch. »Nicht, dass wir Ihnen nicht trauen. Aber wie können wir
sicher sein, dass Sie mit den jungen Burschen nicht unter einer Decke stecken? Schließlich
war Vladimir auch Ihr Auftraggeber.«
»Sie müssen
mir schon glauben, mein Herr.«
»Aber die
jungen Burschen haben sich doch prostituiert, oder nicht?«
Jelena hatte
eine andere Meinung dazu. »Sie wurden von Vladimir gezwungen, das zu tun. Freiwillig
haben sie es bestimmt nicht gemacht, das können Sie mir
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