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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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keine Ansprechpartner mehr genannt. Selbst in den anderen
Abteilungen im Innenministerium weiß keiner so genau, wer da an was arbeitet und
wie man in deren Flur hineinkommt. Wie auf dem Bahnhof Kings Cross in London, als
Muggel kommt man nicht auf den Bahnsteig 9 ¾.«
    Stuhr musste
schmunzeln. Vermutlich hatte Brodersen alle Bände von Harry Potter verschlungen.
Er musste mehr von Brodersen über diese ominöse Abteilung erfahren. »Der Verfassungsschutz
hat interveniert?«
    Brodersen
wurde kleinlaut. »Wie gesagt, Stuhr, bis gestern habe ich von der Abteilung auch
nicht gewusst. Beim Essen im Landeshaus habe ich einen ehemaligen Kollegen getroffen,
der jetzt in dieser Abteilung arbeitet. Der hat mich vorhin angerufen und informiert.
Ich dachte, es würde dich interessieren.«
    Stuhr dankte
freundlich und beendete das Gespräch. Dann stand er auf und ging zu seinem Computer
im Wohnzimmer und studierte die neuesten Veröffentlichungen in der Online-Rundschau.
Petra Bester hatte zum Generalschlag ausgeholt und alle bekannten Tatsachen zu der
geplatzten Übernahme der kleinen Energieversorger durch RusskiGaz und UniProm aufgerollt.
Vor dem Hintergrund der Hinrichtungen der letzten Wochen konnten die Leser wie in
einem Kriminalschauspiel nachvollziehen, dass die heimische Energiewirtschaft hilflos
den skrupellosen russischen Energieerzeugern ausgeliefert war.
    Stuhr wechselte
auf die Internetseiten der Norddeutschen Zeitung. Wie nicht anders zu erwarten war,
beherrschten dort die gleichen Schlagzeilen wie in der Kieler Rundschau die Titelseite.
Selbst die überregionale Presse berichtete bereits in Leitartikeln über die skandalösen
Vorfälle im hohen Norden der Republik. Petra Bester hatte wie immer ganze Arbeit
geleistet.
     
    Irgendwie fühlte sich Stuhr in diesem
Fall jetzt außen vor, denn es war eine Staatsaffäre geworden. Als ehemaliger Landesbeamter
war er nicht mehr gefragt. Sein Blick glitt zum Bücherregal, in dem inzwischen drei
Buchrücken in hellen Pastellfarben aus dem restlichen Sortiment hervorstachen.
    Er rappelte
sich auf und zog das rosafarbene Büchlein aus dem Regal, das er gestern noch ergattern
konnte: Ab heute alles anders. Ein wenig Lebenskunde am Mittag konnte nicht schaden.

Tierisch
     
    Kommissar Hansen hatte zeitlebens
wenig Lust gehabt, sich mit Gestörten abzugeben, weil sie kein festes Muster in
ihrem Handeln haben. Das machte es besonders schwierig, ihren Verbrechen auf die
Spur zu kommen.
    Schafrott
war einer von denen. Tumb, brutal und aufbrausend. In seinem Ratgeber für Kriminalisten,
der allerdings noch aus dem Jahr 1956 stammte, stand zwar, dass man solchen Typen
hart entgegentreten musste, aber das war nicht Hansens Art. Die weichen Verhörmethoden
der 68er-Generation beherrschte er nicht, und bei einem Chef wie Magnussen würde
er damit nur Spott ernten. Psychologisch geschult war Hansen auch nicht, aber aus
seiner langjährigen Ehe wusste er, wann er welche Ansprache wählen musste. Aber
auch nach fast 24 Stunden Verhör ließ Schafrott sich nicht knacken.
    Hansen zwang
sich, nicht zu resignieren. »Sie gehen ausgesprochen sparsam mit der Wahrheit um,
Schafrott. Sie wollen uns hoffentlich nicht ernsthaft weismachen, dass Sie bei den
Ihnen vorgeworfenen Straftaten besoffen waren.«
    Erregt wollte
Schafrott vom Stuhl hochspringen, aber vier kräftige Arme von Vollzugsbeamten hinderten
ihn daran und drückten ihn wieder herunter. Mit den hinter dem Rücken gefesselten
Händen wäre er allerdings auch nicht viel weiter gekommen, und die ihm zugefügten
Wunden mussten erheblichen Schmerz bereiten.
    Wütend bleckte
Schafrott die Zähne. »Ich saufe nicht. Ich betrinke mich nur. Das ist noch nicht
verboten in Deutschland.«
    Hansen nahm
den Ausbruch ermattet zur Kenntnis. »Da haben Sie ausnahmsweise recht.«
    Schafrott
tobte weiter. »So oft kann ich mir gar nicht mehr den Arsch mit der Zeitung abwischen,
was dort alles verbreitet wird. Rasterfahndung, Lauschangriff und so weiter. Wie
haben Sie mich sonst finden können?«
     
    Rasterfahndung war ein wunder Punkt
bei Hansen, denn Kollege Fingerloos ließ in der Tat gerne nassforsch alle Ermittlungsmaschinen
erbarmungslos gegeneinander laufen, bis die gewünschten Ergebnisse herausfielen.
Bei Schafrott schien es nur noch um die Frage zu gehen, wie viele Strafen seinem
Register zuzufügen waren. Aber warum sollte Kommissar Hansen gerade bei diesem rohen
Holzklotz Mitleid entwickeln?
    »Sie finden
können? Nichts einfacher als das,

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