Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
verbliebenen Person. Zudem wird die Spurensicherung bald eintreffen.« Er
spreizte Daumen und kleinen Finger am Ohr als Zeichen für Petra, dass er sie anrufen
würde.
Stuhr grüßte nur militärisch knapp
und verließ mit Petra im Schlepptau die Leitstelle. Als kleine Rückversicherung
gegenüber dem Karrieremonster Petra Bester fummelte Stuhr den Fotochip aus der Kamera
und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden.
Dieses Mal
passierten sie unbehelligt die Absperrung. Vor ihrem Mini streckte ihr Stuhr die
Kamera am langen Arm wie eine Trophäe entgegen, und Petra zog das Gerät sofort an
sich. »Danke, Stuhr.«
»Schon gut,
Petra. Ich muss gehen. Du scheinst ja heute noch Größeres vorzuhaben.«
Er wollte
sich aus dem Staub zu machen, doch sie hakte sich verschwörerisch in seinen Arm
ein. »Eingeschnappt? Komm, Stuhr, du wirst doch jetzt nicht kneifen. Eine kleine
Nachbesprechung auf Kosten des Verlags vor Ort. Das ist das Mindeste, was ich für
dich tun kann. Steig schon ein.«
Sollte er
nachgeben?
Nachsitzen
Das historische Restaurant Süllberg
in Blankenese war eine der feineren Adressen im Hamburger Umland. Der Kommissar
eilte durch den strömenden Regen auf die wenigen Stufen des Eingangs zum Restaurant
zu. Er drückte sich an einem Aufpasser vorbei, der eine Neuerung vor diesem traditionsreichen
Gasthaus darstellte. Hinter der sich schließenden Glastür vergaß er schnell das
unwirtliche Wetter.
Vor dem
Empfang des Restaurants wurde er abgefangen. »Kommissar Hansen? Gestatten, Dr. Eckstein.
Ich bin der Syndikus. Wir haben Sie erwartet. Bitte folgen Sie mir.«
Der Kommissar
wurde in eine exquisite Lounge geführt, in dem ihn eine erlauchte Männerrunde händeklatschend
stehend empfing. Mit seinem schmalen Gesicht und der kantigen Nase kam ihm Dr. Eckstein
wie ein Leichenbestatter aus einem einschlägigen Wildwestfilm vor, als er die Regionalchefs
einzeln vorstellte.
Hansen begann,
den Herren zunächst einmal vorsichtig auf den Zahn zu fühlen. »Sie sitzen also als
Vertreter Ihrer Unternehmen in aller Eintracht vermutlich zusammen, um unerlaubt
Preisabsprachen zu treffen. Richtig?«
Syndikus
Eckstein sprang wie von der Tarantel gestochen hoch und wehrte mit erhobenen Händen
die Anschuldigung ab. »Herr Kommissar, wir wollen den Ball doch flach halten. Selbstverständlich
würden wir niemals irgendwelche Preisabsprachen treffen. Das wäre gegen jegliche
gesetzgeberischen Vorgaben und deswegen weit außerhalb unseres Vorstellungsvermögens.«
Der Kommissar
konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, er hatte nur die verkrampfte Atmosphäre
ein wenig auflockern wollen. Er wurde verbindlicher. »Nur ein kleiner Spaß, meine
Herren. Ich bin mir sicher, dass Sie keine Preisabsprachen treffen. Ich jage hier
doch keine Schurken, oder?«
Den Gesichtern
der Manager konnte der Kommissar entnehmen, dass sie schlecht einschätzen konnten,
wie seine Äußerung gemeint war.
So bemühte
sich der Syndikus, das Gespräch wieder in konkretere Bahnen zu führen. »Frau Bester
hat uns informiert, dass Sie offen mit uns sprechen wollen. Oder führt Sie ein anderer
dienstlicher Auftrag zu uns? In beiden Fällen würden wir uns natürlich geehrt fühlen,
dass Sie uns aufgesucht haben.«
Der Kommissar
antwortete entspannt. »Ich bin einfach nur so zum Plaudern vorbeigekommen, meine
Herren. Seien Sie versichert, es bleibt alles in diesen vier Wänden. Blankenese
ist für uns Kriminalbeamte ja ein eher ruhiges Pflaster, an dem man nicht ständig
auf der Hut sein muss wie an anderen Orten.«
Die Manager
schauten verunsichert. Dr. Eckstein fragte vorsichtig nach: »Welche anderen Orte
meinen Sie beispielsweise, Hauptkommissar?«
Schau an,
dachte sich Hansen. Zumindest der Syndikus kannte seinen Titel. Sie mussten auch
die Dossiers für die Kieler Rundschau gelesen haben. Hansen setzte die lockere Plauderei
auf die ihm eigene Art und Weise fort.
»Och, so
eine ganze Reihe von Orten. Erschreckend viele in letzter Zeit. Kiel, Eckernförde,
Rendsburg und Neumünster beispielsweise. Da soll es zuletzt viel Unruhe gegeben
haben. Selbst in St. Peter-Ording. Zurzeit wäre vielleicht das Ostseebad Laboe besonders
erwähnenswert.«
Die Manager
in der Runde schienen beunruhigt, nickten jedoch pflichtschuldig. Der Syndikus hatte
seinen Kopf vorübergehend ganz zurückgezogen. Dieses Thema schien ihm als Rechtsvertreter
zu heiß zu sein.
Erst, als
wieder Ruhe am Tisch einkehrte, wagte sich Dr. Eckstein mit
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