Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Petra an, neben der Eingangstür zum Treppenhaus Stellung zu beziehen.
Schließlich entschwand Schmitt durch eine Nebentür.
Jetzt war
Stuhr auf sich allein gestellt. Mit der Kamera würde er schon klarkommen, die war
nicht viel anders als sein eigener Apparat, nur größer und unhandlicher. Aus seiner
Position konnte er gut verfolgen, wie sich ein kleiner Trupp des Sondereinsatzkommandos
lautlos im Treppenhaus hocharbeitete. Auf dem letzten Absatz vor der Tür zum oberen
Fahrstuhlvorraum verschanzten sie sich hinter ihren Schilden. Sie griffen aber keineswegs
an, sondern versuchten zunächst vorsichtig, mit einem langen Stab die Tür einen
Spalt zu öffnen.
Das bekamen
die verschanzten Eindringlinge mit, denn Stuhr konnte die krampfhaften Bemühungen
verfolgen, die Tür wieder zuzudrücken. Das gelang zunächst auch. Als die Einsatztruppe
einen zweiten Versuch startete, erschien ein kurzer Pistolenlauf aus dem Spalt,
und es wurden einige wilde Schüsse auf das Einsatzkommando abgegeben, die von der
Backsteinmauer absplitterten und Stuhr heulend als Querschläger um die Ohren pfiffen.
Stuhr überlegte
nicht weiter, was passiert wäre, wenn die Belagerten stattdessen Handgranaten geworfen
hätten. Die wären mit ziemlicher Sicherheit auf den Boden des Turmes heruntergesegelt.
Genau dorthin, wo er stand.
Stuhr zwang
sich, seine Angstfantasien auszublenden. Er drückte im Sekundentakt brav auf den
Auslöser, bis auf einmal in einer mächtigen Staubwolke die Tür zum Treppenhaus hin
aufsprang. Dann folgte ein mörderischer Knall, der sich in diesem gewaltigen Sarkophag
unendlich verstärkte. Nicht Helm und Weste waren angesagt, sondern Ohrenschutz.
Stuhr hielt
die Kamera hoch, um beim Fotografieren mit den Oberarmen mehr schlecht als recht
seine Ohren abzuschirmen. Im Teleobjektiv konnte er verfolgen, wie schließlich zwei
Gestalten mit erhobenen Armen zum Treppenabsatz heruntermarschiert kamen und sich
ohne Gegenwehr festnehmen ließen. Wo war der Dritte? Stuhr fotografierte ohne Pause.
Der Angriff
des Einsatzkommandos von Schmitt musste von oben erfolgt sein. Stuhr ging ein Licht
auf. Klar, sie werden einen Fahrstuhl wieder aktiviert haben und genau in dem Moment
hochgefahren sein, als die verschanzten Eindringlinge damit beschäftigt waren, die
Tür zum Treppenhaus wieder zu schließen. Eine heikle Mission.
Lange bevor die beiden verhafteten
Gestalten im Gewahrsam der Einsatztruppe den Abstieg vollendet hatten, eilte schon
Einsatzleiter Schmitt aus der Nebentür mit seinem Helm in der Hand auf ihn zu. Seine
Augenpartie war verrußt, und sein Outfit roch verschmaucht. So musste Krieg schmecken.
Dieser Schmitt musste beim Angriff vom Fahrstuhl aus in vorderster Front dabei gewesen
sein. Stuhr nickte ihm anerkennend zu.
»Mit dem
Fahrstuhl geht es eben schneller«, lächelte Schmitt augenzwinkernd und leitete ihn
zum Eingangsbereich. Von dort wies er Wolters an, ihnen zu folgen.
Keine Minute später gelangte das
Quartett zurück in die Leitstelle.
Petra war
tief beeindruckt, nur langsam fand sie ihre Worte wieder. »Hut ab, Herr Schmitt.
Haben Sie schon herausbekommen, wer die beiden Festgenommenen sind? Korschunow und
Denisow?«
»Eher nicht.
Möglicherweise Tschetschenen, die fackeln nicht lange. Sie geben vor, kein Deutsch
sprechen zu können. Unsere Spezialisten werden sie mit Dolmetschern verhören.«
Stuhr mischte
sich ins Gespräch ein. »Und wo ist der Dritte geblieben?«
Der Einsatzleiter
zuckte mit den Schultern. »Wenn die zwei abtransportiert sind, werden wir den Turm
von unten nach oben durchkämmen. Allerdings ist äußerste Vorsicht geboten, ein Hinterhalt
ist nicht auszuschließen.«
Schneidend
fuhr Petra dazwischen. »Aber wie erfahre ich von dem Ergebnis der Durchsuchung?«
Der Einsatzleiter
blieb gelassen. »Geben Sie mir Ihre Karte, dann informiere ich Sie über das Ergebnis.
Exklusiv, wenn Sie mögen.«
Schneller,
als Stuhr denken konnte, überreichte Petra dem schmunzelnden Einsatzleiter ihre
Visitenkarte. »Petra, bitte.«
Das Muster
kam Stuhr bekannt vor. Wenigstens hauchte sie dem Einsatzleiter keinen Kuss auf
die Wange.
Jetzt eilte
Wolters noch kurz auf Stuhr zu und schlug ihm anerkennend auf die Schulter. »Heldenhafter
Einsatz des Kriegsberichterstatters Stuhr. Dann bis Sonntag auf der Tanke.«
Stuhr nickte
und schlug ihm ebenfalls zum Dank auf die Schulter.
Nun begann
Schmitt zu drängeln. »Sie müssen jetzt weg, sonst behindern Sie unsere weitere Suche
nach der
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