Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
nicht auf der Stelle durchlässt. Zwei Minuten
Zeit hat er, sonst steht er morgen ganz oben mit Foto in den Schlagzeilen.«
Der Uniformierte
telefonierte aufgeregt. Keine Minute später erschien der Kommandeur der Einheit,
ein kräftiger gebräunter Mann in Kampfstiefeln und mit schnittiger Kurzhaarfrisur.
Er grüßte freundlich und schaute sie nicht uninteressiert an.
Petra Bester
präsentierte ihm ihren Presseausweis.
Der Einsatzleiter
grüßte kurz. »Presse? Sie suchen vermutlich Ihre Kollegen. Die haben sich hinten
in die Strandklause verzogen. Das ist ja auch besser, als sich bei diesem Mistwetter
durchregnen zu lassen.« Der Einsatzleiter zeigte auf einen Flachbau hinter dem Ehrenmal.
Petra Bester
wollte sich nicht abwimmeln lassen. »Ich will nicht in die Strandklause. Ich will
wissen, was sich zurzeit auf dem Ehrenmal abspielt.«
»Bei uns
geht alles seinen geregelten Gang. Gegen 18 Uhr werden wir Ihnen voraussichtlich
eine detaillierte Pressemitteilung zukommen lassen können. Einen schönen Tag noch,
wir haben zu tun.« Der Einsatzleiter tippte zum Gruß an seine Mütze.
Petra Bester
beugte sich resolut vor. »Stimmt. Sie haben zu tun. Mit mir nämlich. Und vielleicht
mit einem korrupten Polizeichef, der noch heute weg vom Fenster sein kann. Sie haben
die freie Wahl: Entweder sind Sie morgen in der Kieler Rundschau der Held des Tages
oder der Versager, der die Situationen nicht richtig einschätzen konnte.«
Der Einsatzleiter
zögerte kurz, bevor er mit beruhigender Stimme auf sie einsprach. »Frau Bester,
bewahren Sie bitte Ruhe. Wir können über alles reden. Ich kann aber unmöglich Zeugen
bei unserem Gespräch dulden.« Er schielte auf Stuhr.
Petra ließ
nicht locker. »Ein freier Mitarbeiter, der lediglich die Details an den Tatorten
festhalten soll. Absolut harmlos. Ich dagegen bin gefährlich für Sie, junger Mann,
und für Ihren Chef noch viel mehr. Aber wie gesagt, Sie haben die freie Wahl.«
Der Einsatzleiter
gab ihr nach kurzem Überlegen die Hand. »Schmitt, mein Name.« Dann hob er das Absperrband,
damit Petra und Stuhr durchklettern konnten. Er führte sie zu seiner Leitstelle,
die zwar nicht vom Ehrenmal aus eingesehen werden konnte, aber dennoch in gedämpftes
Licht getaucht war. Petra war überzeugt, dass Einsatzleiter Schmitt von diesem bequemen
Sitz aus mit einem Joystick die gesamte Operation steuern würde.
»Frau Bester, ich kann mir schon
denken, warum Sie hier sind. Ich kann Ihnen aber versichern, dass bei unseren Einsätzen
kein Recht gebrochen wird. Auch bei diesem nicht. Alles geschieht im Rahmen des
Üblichen.«
Interessiert
musterte Petra den Einsatzleiter. »Keinerlei Sonderaufträge?«
Der blieb
keine Antwort schuldig. »Wir bekamen in der Tat einen missverständlichen Auftrag
von unserer Einsatzleitstelle. Angeblich sollen zwei Russen versuchen, sich gegenseitig
oben auf dem Ehrenmal umzubringen. Wir sollten sie davon abbringen, notfalls unter
dem Gebrauch der Schusswaffe.«
Petra wunderte
sich, wie man in der Polizeidirektion ahnen konnte, dass zwei Russen danach trachteten,
sich an diesem Ort abzumurksen?
Der Einsatzleiter
legte nach. »Schauen Sie mich bitte nicht so schief an, Frau Bester. Wir hatten
auch unsere Zweifel. Wir haben deswegen unverzüglich den Marineverein, der das Ehrenmal
verwaltet, gebeten, das Gelände zu räumen und die Fahrstühle vorläufig außer Betrieb
zu setzen. Dann sind wir in Kiel ausgerückt. Das dauert natürlich ein wenig bei
dem langen Weg von der Polizeidirektion um die Förde herum. Als wir anrückten, bekamen
wir gerade noch mit, wie sich zwei Männer ins Ehrenmal schlichen. Wir nahmen an,
dass das die beiden Russen sind: Korschunow und Denisow.«
Petra bohrte
nach. »Die Namen werden Sie von Ihrer Polizeidirektion übermittelt bekommen haben,
vermute ich.«
Der Einsatzleiter
nickte. »Nur wenig später meldete uns allerdings ein Hubschrauber, den wir trotz
der miserablen Wetterverhältnisse zur Turmspitze beordert hatten, um die Lage besser
einschätzen zu können, dass dort bereits ein Mann auf der Aussichtsplattform lauerte.
Es mussten sich also mindestens drei Personen im Turm befinden. Dann hat es eine
Explosion gegeben. Vermutlich eine Handgranate. Mehr wissen wir nicht, weil der
Hubschrauber wegen der widrigen Bedingungen zurückgezogen werden musste.«
»Und?« Petra
war gespannt.
Der Einsatzleiter
zuckte mit den Achseln. »Nichts. Wir wissen lediglich, dass sich zumindest diese
drei Männer in und auf dem
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